# taz.de -- Solidaritätsaktionen für Gaza: Hilfsschiffe lichten Anker
       
       > Gruppen im Libanon und Iran wollen neue Solidaritätsaktionen mit den
       > Palästinensern starten. Der israelische Stabschef sichert "angemessene
       > Behandlung" zu.
       
 (IMG) Bild: Macht sich für Hilfsfahrt nach Gaza bereit: Eins der beiden libischen Schiffe im Hafen von Tripolis.
       
       JERUSALEM taz | Trotz der von Israel angekündigten Blockadeerleichterungen
       für den Gazastreifen machen sich mehrere Gruppen im Libanon und Iran für
       eine Hilfsfahrt nach Gaza bereit. Schon am kommenden Sonntag soll das vom
       iranischen Roten Halbmond organisierte "Schiff der Kinder Gazas" mit 1100
       Tonnen Hilfsgütern ablegen. Im Libanon werden zwei Schiffe klargemacht, um
       ebenfalls nächste Woche die Anker zu lichten. Für Mitte Juli ist eine
       Flotte von 15 bis 20 Schiffen geplant. Israels Stabschef Gabi Ashkenasi
       kündigte an, die Schiffe "angemessen" in Empfang zu nehmen. "Wenn sie in
       Frieden kommen, werden wir genauso reagieren, Wenn nicht, werden wir tun,
       was wir zu tun haben."
       
       Die beiden libanesischen Schiffe, von denen die "Miriam" nur weibliche
       Passagiere an Bord hat, werden nicht auf direktem Weg versuchen, den
       Gazastreifen anzulaufen, sondern planen ihre Tour via Zypern. Das
       Verkehrsministerium in Beirut wollte die Fahrt in ein Land, mit dem sich
       Libanon im Kriegszustand befinde, nicht genehmigen. Unklar ist, ob Zypern
       die Weiterfahrt zulässt. Möglich wäre, dass die Schiffe gar nicht erst in
       Limassol anlegen werden.
       
       Schon bevor die Schiffe in See stechen, liefern sich die beteiligten Seiten
       ein Wortgefecht der Drohungen. So will der iranische Präsident Machmud
       Ahmedinejad, Marine-Soldaten zur Verfügung stellen, "um Israel eine Lektion
       zu erteilen", sollte der Versuch unternommen werden, das Schiff vor Gaza zu
       stoppen. Das "Schiff der Kinder Gazas" ist nicht der erste iranische
       Versuch, Hilfsgüter in den palästinensischen Küstenstreifen zu liefern. Im
       Januar vor einem Jahr, auf dem Höhepunkt des Gazakrieges, musste auf
       Drängen der israelischen Marine das Frachtschiff "Schahed", das
       erklärtermaßen Medikamente und Nahrungsmittel an Bord hatte, rund 30
       Kilometer vor Erreichen seines Ziels abdrehen und Kurs auf Ägypten nehmen.
       
       Stabschef Ashkenasi wiederholte diese Woche, dass Israel es nicht zulassen
       werde, "Gaza zu einem iranischen Hafen werden zu lassen". Wer medizinische
       Lieferungen nach Gaza bringen will, sollte das über den israelischen Hafen
       von Ashdod tun. "Dort werden wir die Ladungen prüfen und wenn möglich
       weiterleiten." Israels erklärtes Ziel ist, den Schmuggel von Waffen und
       Materialien, die auch zum Bau von Waffen eingesetzt werden könne, zu
       verhindern.
       
       Erst diese Woche hatte die Regierung Benjamin Netanjahus das Ende der
       zivilen Blockade angekündigt. Hilfs-Konvois mit Medikamenten und
       Nahrungsmitteln erübrigen sich damit. Was dem Gazastreifen indes weiterhin
       verwehrt bleibt, sind Eisenträger und Zement. Beides, so argumentiert
       Israel, könne von dem islamistischen Regime der Hamas für den Bau von
       Bunkern missbraucht werden.
       
       Um eine Wiederholung des Disasters vom 31. Mai zu vermeiden, als
       israelische Marine-Soldaten neun pro-palästinensische Aktivisten
       erschossen, probt das Militär seit Tagen den Einsatz vor der Küste und
       kalkuliert dabei die Ankunft von Selbstmordattentätern ein. "Die Zionisten
       fürchten ein Schiff, das Frauen befördert, die Hilfe nach Gaza bringen
       wollen", kommentierte Hashem Safieddine, ein führender Aktivist der
       Hisbollah. "Wie wollen sie den Raketen im nächsten Krieg standhalten?" Die
       schiitischen Islamisten verhinderten, dass Haifa Wehbe, eine libanesische
       Jazzsängerin, mit nach Gaza fährt. Die frühere "Miss Südlibanon" dürfe die
       anderen Passagiere durch ihre "Nacktheit und Entartung" nicht in
       Verlegenheit bringen.
       
       23 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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