# taz.de -- Regierungsbildung in Australien: Julia Gillard bleibt Premierministerin
> Erleichterung bei der australischen Labor-Partei: Nach zwei Wochen
> Geschachere votieren zwei weitere Unabhängige für die bisherige
> Regierungschefin Gillard. Diese kann nun die Regierung bilden.
(IMG) Bild: "Bereit für die Regierung": die australische Labor-Chefin Julia Gillard.
SYDNEY taz | Die Erleichterung war der Politikerin ins Gesicht geschrieben.
"Labor ist bereit für die Regierung", meinte Julia Gillard am Dienstag in
einer ersten Reaktion auf den Entscheid zweier unabhängiger Parlamentarier,
sie zu unterstützen. Mit Hilfe von Rob Oakeshott und Tony Windsor hatte sie
es geschafft, sich 76 der 150 Sitze im Repräsentantenhaus zu sichern. Damit
hat sie eine Mehrheit von einem Sitz und kann die Regierung bilden.
Dem Entscheid gingen zwei Wochen intensivster Verhandlungen zwischen
Gillard, ihrem konservativen Herausforderer Tony Abbott, vier Unabhängigen
und einem neu gewählten Abgeordneten der grünen Partei voraus. Während sich
der Grüne und einer der Unabhängigen schon vergangene Woche für eine
Labor-Minderheitsregierung ausgesprochen hatten, entschieden sich die drei
anderen Abgeordneten erst am Dienstagnachmittag.
Windsor und Oakeshott meinten, es sei ihr "oberstes Ziel, Australien eine
stabile Regierung zu ermöglichen", die eine volle Legislaturperiode von
drei Jahren überstehen könne. Sie machten jedoch klar, dass ihr Entscheid
an Bedingungen geknüpft ist. "Unsere Unterstützung sollte nicht als Mandat
für eine Partei gesehen werden", so Oakeshott. Es müsse künftig
sichergestellt werden, dass auch kleinere Parteien und Interessengruppen zu
Wort kommen - allen voran die ländliche Bevölkerung.
Beide hatten auch umfangreiche Zugeständnisse für ihre jeweiligen
Wahlkreise gefordert und von Gillard erhalten - etwa bessere
Gesundheitsversorgung und Hochgeschwindigkeits-Internetzugang für das
ländliche Australien. Ein Testfall für ihre Loyalität dürfte kommen, wenn
Gillard ihr Wahlversprechen wahr macht und Maßnahmen zur Beschränkung
klimaschädigender Gase einführen will. In weiten Teile des ländlichen
Australien herrscht Klimaskepsis. Ein zweiter Streitpunkt könnte die
vorgesehene Steuer auf hohe Gewinne der Rohstoffindustrie werden. Auch
diese Maßnahme wird in den vom Bergbau abhängigen Regionen bekämpft.
Auch im Senat wird die Politik künftig anders aussehen. Mit dem Einzug von
neun Abgeordneten werden die Grünen das Zünglein an der Waage spielen.
Gesetze werden erst in Kraft treten können, wenn sie die Anforderungen der
grünen Partei erfüllen. Abbott hatte deshalb davor gewarnt, dass
"Australien von der am weitesten links stehenden Regierung der Geschichte
geführt wird".
7 Sep 2010
## AUTOREN
(DIR) Urs Wälterlin
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