# taz.de -- Australische Regierung: Ende eines Dramas
       
       > Die Umfragewerte der australischen Minderheitsregierung unter der
       > Labor-Politikerin Julia Gillard sind im Keller. Trotzdem setzt sie sich
       > gegen die parteiinterne Konkurrenz durch.
       
 (IMG) Bild: Wenn sich ihre Umfragewerte nicht bessern, muss sich Julia Gillard 2013 von der Macht verabschieden.
       
       SYDNEY dpa | Im Kampf um die Partei- und Regierungsspitze hat sich die
       australische Premierministerin Julia Gillard am Montag souverän gegen ihren
       Rivalen und Amtsvorgänger Kevin Rudd durchgesetzt.
       
       Bei einer Abstimmung in der Labor-Fraktion im Parlament in Canberra
       distanzierte die erste Frau an der australischen Regierungsspitze ihren
       Herausforderer mit 71 zu 31 Stimmen. Der konservative Oppositionsführer
       Tony Abbott forderte nach dem Machtgerangel Neuwahlen.
       
       "Das politische Drama ist zu Ende. Jetzt konzentrieren wir uns auf 2013",
       sagte Gillard (50). Dann finden die Wahlen statt, bei denen die
       Labor-Partei nach jetzigen Umfragen keine Chance auf einen Sieg hätte. Sie
       kommt nur noch auf 35 Prozent Zustimmung, 10 Prozentpunkte weniger als die
       Opposition.
       
       Gillard führt eine Minderheitsregierung und hält sich im Parlament nur mit
       den Stimmen von Grünen und Unabhängigen über Wasser. "Ich glaube, das war
       heute weniger ein Neustart als ein Aufschub der Hinrichtung", sagte Abbott.
       
       Rudd (54), bis letzte Woche Gillards Außenminister, räumte die Niederlage
       ein. "Die Fraktion hat gesprochen", sagte er. "Ich werde mich nun voll für
       ihre Wiederwahl als Premierministerin einsetzen." Noch vor wenigen Tagen
       hatte er Gillard die Fähigkeit abgesprochen, Oppositionsführer Tony Abbott
       im nächsten Jahr schlagen zu können.
       
       ## Überraschender Vertrauensentzug
       
       Gerüchte über Rudds Absicht, Gillard herauszufordern, haben die Politik
       wochenlang überschattet. Vergangene Woche trat er zurück und kündigte seine
       Kandidatur für Partei- und damit gleichzeitig auch die Regierungsspitze an.
       Er war selbst von Gillard erst vor gut 18 Monaten gestürzt worden. Seine
       damalige Stellvertreterin hatte aber die Mehrheit der Abgeordneten hinter
       sich, als sie Rudd überraschend das Vertrauen entzog.
       
       Rudd ist in der Bevölkerung beliebter als die spröde Gillard. Das habe ihn
       aber nicht zu einem guten Regierungschef gemacht, sagte Gillard, als sie
       bei den Fraktionskollegen am Morgen um Stimmen warb. "Reden ist leicht,
       etwas zu erreichen ist schwieriger. Ich bin der Macher."
       
       Rudd wollte zunächst als einfacher Abgeordneter im Parlament bleiben.
       "Viele glauben, er wird abwarten und erneut antreten, wenn Labor in den
       Umfragen nicht besser abschneidet", mutmaßte der Labor-Politiker Peter
       Beattie.
       
       27 Feb 2012
       
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