# taz.de -- Neue Regierung in Australien: Ex-Regierungschef wird Außenminister
       
       > Ungewöhnliche Partnerschaft: Australiens Premierministerin Gillard beruft
       > ihren Vorgänger Kevin Rudd als Außenminister. An ihrer Durchsetzungskraft
       > zweifelt sie nicht.
       
 (IMG) Bild: Beste Qualifikationen: Kevin Rudd soll neuer australischer Außenminister werden.
       
       CANBERRA taz | Die australische Premierministerin Julia Gillard hält sich
       an das geflügelte Wort, wonach man seinen Freunden treu bleiben solle und
       seinen Feinden erst recht. Die Regierungschefin hat am Wochenende ihren
       Vorgänger Kevin Rudd zum Außenminister ernannt.
       
       Der 53-Jährige hat beste Qualifikationen: Er war lange als Diplomat in
       Peking und spricht fließend Mandarin. Und er war selbst Premierminister,
       bis ihn seine frühere Stellvertreterin Julia Gillard im Juni aus dem Amt
       putschte. Rudd hatte zuvor in den Meinungsumfragen an Unterstützung
       verloren, nachdem er eine Steuer auf hohe Gewinne beim Abbau von Rohstoffen
       einführen wollte. Nach massivem Druck der Ressourcenindustrie ersetzte ihn
       die Laborpartei durch Gillard. Kurz zuvor hatte ihm diese noch ihre
       Loyalität versichert. Trotz des Wechsels an der Spitze schaffte es die
       Partei vergangene Woche nur noch mit der Unterstützung von zwei
       Unabhängigen, wieder eine Regierung zu bilden. Gillard hat nun im
       Repräsentantenhaus eine Mehrheit von nur einem Sitz.
       
       Gillard hatte Rudd kurz nach dem Machtwechsel im Juni versprochen, er könne
       Außenminister werden. Kommentatoren spekulierten am Wochenende, wie lange
       die ungewöhnliche Partnerschaft halten werde. Gillard machte am Sonntag
       aber klar, sie werde in allen Belangen das letzte Wort haben. Man werde als
       ein Team arbeiten, meinte sie, "am Ende des Tages aber bin ich die
       Premierministerin".
       
       Gillard hat bisher kaum Interesse an Außenpolitik gezeigt. Sie dürfte sich
       stark auf die diplomatischen Kenntnisse Rudds verlassen und seine
       Beziehungen nutzen. Als eine seiner ersten Aufgaben wird sich Rudd mit der
       Regierung von Timor Leste (ehemals Osttimor) in Verbindung setzen, um den
       Bau eines Internierungslagers für Bootsflüchtlinge zu diskutieren. Pro Jahr
       reisen etwa 4.000 meist aus Irak und Afghanistan stammende Menschen in kaum
       seetüchtigen Fischerbooten von Indonesien in australische Hoheitsgewässer,
       um Antrag auf Asyl zu stellen. Gillard hatte die Abschiebung im Wahlkampf
       versprochen. Sie wollte den Wählern beweisen, dass sie gegenüber
       papierlosen Asylsuchenden eine härtere Haltung einnehmen will als Kevin
       Rudd.
       
       12 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Urs Wälterlin
       
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