# taz.de -- Schweden jagt Wikileaks-Gründer: Kein Entkommen
       
       > Gesucht wegen Verdacht auf Vergewaltigung. Dem Haftbefehl gegen
       > Wikileaks-Gründer Julian Assange wurde von der schwedischen Justiz
       > stattgegeben - zum zweiten Mal.
       
 (IMG) Bild: Schwer belastet: Wikileaks-Gründer Julian Assange.
       
       STOCKHOLM taz | Die schwedische Justiz hat Haftbefehl gegen Julian Assange,
       Gründer der Internetpattform Wikileaks, erlassen. Gegen Assange bestehe der
       "begründete Verdacht" eines Falls von Vergewaltigung, darüber hinaus von
       "sexueller Belästigung" in drei Fällen und Nötigung in einem Fall. Tatopfer
       sind zwei Frauen, die fraglichen Taten sollen sich zwischen dem 13. und 18.
       August zugetragen haben. Assange hatte sich damals zu einer Vortragsreise
       in Schweden aufgehalten.
       
       Wie die zuständige Staatsanwältin Marianne Ny mitteilte, sei der Haftbefehl
       beantragt worden, weil man Assange zu den Tatvorwürfen verhören wolle.
       Dieser halte sich aber an einem unbekannten Ort auf. Man sei daher zu einem
       internationalen Haftbefehl gezwungen. Nähere Informationen zu den
       Handlungen, die hinter den Tatvorwürfen stehen, könne man "mit Rücksicht
       auf die Ermittlungen und die beteiligten Personen" nicht machen.
       
       Assanges schwedischer Anwalt Björn Hurtig erklärte, sein Mandant bestreite
       alle Tatvorwürfe und beklagte sich in dessen Namen: "So ein Haftbefehl ist
       natürlich verheerend für ihn und seine Arbeit. Und die falschen
       Vergewaltigungsanklagen fügen ihm einen schweren Schaden zu." Hurtig
       bezeichnete den Haftbefehl als "unproportional", die bisherigen
       Ermittlungsergebnisse seien nämlich "ausgesprochen dünn". Er wollte aber
       nicht dazu Stellung nehmen, warum Assange die jetzige Situation und den
       Haftbefehl nicht dadurch vermied, dass er sich der schwedischen Justiz
       freiwillig zu einem Verhör stellte.
       
       Assange halte sich offenbar ganz absichtlich unerreichbar, vermutet Claes
       Borgström, Anwalt der beiden Schwedinnen, die mit ihren Angaben die
       Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer ausgelöst hatten: "Die Sache
       dauert nun schon Monate. Das ist eine erhebliche Belastung für meine
       Mandantinnen."
       
       Tatsächlich zieht sich das Verfahren für schwedische Verhältnisse
       außergewöhnlich lange hin. Ein Haftbefehl war bereits unmittelbar nach der
       ersten Aussage der Frauen bei der Polizei erlassen, wenige Stunden später
       dann aber wieder aufgehoben worden. Danach war zunächst nur wegen
       Belästigung und erst nach Beschwerde des Opfer-Anwalts wieder wegen
       Vergewaltigung ermittelt worden. Vor einigen Tagen hatte Assange in einem
       Interview mit dem stockholmer Svenska Dagbladet angekündigt, er werde den
       schwedischen Staat wegen dieser Behandlung auf Schadenersatz verklagen.
       
       Die Arbeit von Wikileaks werde durch die Entscheidung der schwedischen
       Justiz nicht beeinflusst, ließ der isländische Wikileaks-Sprecher Kristinn
       Hrafnsson wissen: "Wir arbeiten an unseren Projekten wie geplant weiter."
       
       18 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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