# taz.de -- Pro und Contra zu Künasts Schönefeld-Vorschlag: Nichts als Populismus?
> Renate Künast will den Flughafen Schönefeld eine Nummer kleiner haben.
> Ist das der durchsichtige Versuch um in den Medien zu beliben? Oder die
> Rückkehr zu urgrünen Positionen?
(IMG) Bild: Populismus oder engagierte Politik? Renate Künast bei der Anti-Flugrouten-Demo in Lichtenrade.
Renate Künast ist eine Populistin, meint UWE RADA: Jetzt hat sie also auch
eine Meinung zum Flughafen. Renate Künast, gefühlte Regierende
Bürgermeisterin, will ihn eine Nummer kleiner backen. Statt Drehkreuz kann
es auch ein Regionalflughafen werden. Es ist gerade Montagsdemozeit. Da
muss eine Kandidatin doch so was sagen dürfen.
Als die grüne Abgeordnete Claudia Hämmerling einmal forderte,
Hartz-IV-Empfänger gegen Hundekot einzusetzen, hat ihr die Grünenführung
auf die Finger geklopft. Kein Interview mehr ohne Aufpasser, für die
Ex-Alternativen eigentlich Höchststrafe. Und nun? Tritt Künast selbst
daneben. Kein Versprechen hat sie seit ihrer Krönungsmesse ausgelassen.
Lehrer? Verbeamten! Arbeitsplätze? Sogar 100.000! Und nun: Flughafen? Nur
ohne Lärm!
Man kann solchen Populismus zweifach deuten. Einmal als Versuch, nach der
Kandidatur in den Medien zu bleiben. Weil Rot-Rot einen guten Job macht,
muss Künast angreifen. Egal ob von rechts oder links. Hauptsache,
überholen. Im Straßenverkehr gäbe das Punkte in Flensburg. Zweitens: Renate
Künast kann zwar Bundestag, aber keine Landespolitik. Also verspricht sie
alles und nichts. Man darf auf die nächsten Umfragen gespannt sein. Im
Duell mit Klaus Wowereit ist die Künast-Blase bereits geplatzt. Nun kann es
auch die Partei treffen.
Renate Künast ist radikal unpopulistisch, meint GEREON ASMUTH: So einfach
kann man es sich machen. Kaum prescht Renate Künast mit einem
weitreichenden Vorschlag zum Flughafen Schönefeld vor, schon kommt der
Vorwurf, das sei doch bloßer Populismus. Durchsichtige Anbiederei an das
demonstrierende Volk. Dabei ist das offensichtlich Quatsch.
Erstens überbieten sich gerade alle Parteien bei dem Wettbewerb, wer denn
der allergrößte Fluglärmgegner ist - ganz egal ob sie nun den Ausbau von
Schönefeld durch- oder nur konsequent umgesetzt haben. So populistisch
können die Grünen gar nicht sein. Und zweitens: Wo sollten sie eigentlich
sonst stehen als radikal auf der Seite der Fluglärmbetroffenen? Eine grüne
Spitzenkandidatin, die keine Kritik am Flugverkehr äußern würde, wäre
überflüssig.
Man kann einwenden, dass Künasts Vorschlag zu spät kommt. Und dass
Millionen in den Sand gesetzt würden. Das ist die nachvollziehbare Kritik
der Investoren, der Fluggesellschaften, der Nutzer. Genau gegen diese
breite Phalanx stellt sich Künast. Niemand sagt so deutlich wie sie: Wer
weniger Lärm will, muss auf Starts verzichten. Und zur Not auf die Nutzung
einer Millioneninvestition, weil sie sich als falsch erwiesen hat. Wenn
Künast ihren Vorschlag ernst meint, könnte er so unpopulär sein, dass er
ihr glatt den Wahlsieg kosten könnte. Unpopulistischer geht es gar nicht.
8 Dec 2010
## AUTOREN
(DIR) Uwe Rada
(DIR) Gereon Asmuth
## TAGS
(DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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