# taz.de -- Wahl in Sachsen-Anhalt: Keine echten Gewinner
       
       > Der CDU-Politiker Reiner Haseloff gewinnt, ist aber auf die SPD
       > angewiesen. Deren Kandidat Jens Bullerjahn wird nur Dritter. Doch stehen
       > der SPD fast alle Optionen offen.
       
 (IMG) Bild: Keiner setzt eine Siegermiene auf: Reiner Haseloff (CDU, v. l. n. r.), Wulf Gallert (Die Linke), Jens Bullerjahn (SPD) und Claudia Dalbert (Die Grünen) im Magdeburger Landtag.
       
       MAGDEBURG taz | In der CDU-Fraktion sieht man sich am Wahlabend spontan in
       der Wahlstrategie bestätigt. Und die hatte gelautet: "Weiter so!" Das
       Bedürfnis nach Kontinuität ist groß, der Applaus bei Bekanntgabe der ersten
       Prognosen verhalten.
       
       Energischer beklatschen die Parteianhänger in den Unionsräumen des
       Magdeburger Landtags das Ergebnis der Linkspartei sowie das der NPD. In den
       letzten Wochen war die Angst, die SPD könne die Linkspartei noch überholen
       und rot-rote Experimente eingehen, gewachsen.
       
       Jetzt geht die Partei wie selbstverständlich davon aus, dass die Koalition
       mit der SPD fortgesetzt wird. "Wenn SPD-Spitzenkandidat Bullerjahn etwas
       anderes macht, ist er ein politischer Hasardeur", sagt ein
       CDU-Abgeordneter.
       
       CDU-Spitzenkandidat Reiner Haseloff sagt schon kurz nach 18 Uhr an,
       umgehend Gespräche mit der SPD führen zu wollen. "Jens Bullerjahn weiß,
       wofür wir stehen", sagt er, der künftige Ministerpräsident von
       Sachsen-Anhalt. Der angesprochene Bullerjahn steht kurz vor 18 Uhr mit
       verschränkten Armen vor den Fraktionsräumen der SPD im Landtag.
       
       "Es hat keiner gesagt, dass es leicht wird", raunt er einem der rund 50
       Genossen zu, die um ihn stehen. Natürlich kennt er da bereits die Zahlen,
       die gleich in den Prognosen verkündet werden. Als der SPD-Balken bei etwas
       über 21 Prozent stehen bleibt, herrscht große Stille bei den
       Sozialdemokraten.
       
       Lange bleibt auch Bullerjahn stumm, er starrt auf den Bildschirm, bewegt
       sich nicht. "Ja sicher, wir hätten uns ein paar Prozent mehr gewünscht",
       sagt er schließlich in die Mikrofone, bevor er zu den TV-Runden aufbricht
       und durch die Gänge des Landtags eilt.
       
       Von da an steht er im Mittelpunkt des Interesses, wird mit Fragen
       bombardiert. Ja, man bleibe dabei, die SPD werde nicht Juniorpartner der
       Linkspartei. Mantraartig wiederholt er, was er seit Monaten sagt. Und man
       merkt ihm an, wie unwohl er sich fühlt.
       
       Kaum begeistert sind auch die wenigen Genossen der Linkspartei, die sich im
       Landtag versammelt haben. Beinahe teilnahmslos stehen sie mit Bratwurst und
       Bier kurz nach 18 Uhr in ihren Fraktionsräumen. Alles bleibt beim Alten,
       das wissen sie. Auch wenn sie immer wieder Richtung SPD appellieren.
       
       Als Spitzenkandidat Wulf Gallert auftaucht, klatschen seine Parteifreunde
       pflichtbewusst. Als "Niederlage für Schwarz-Gelb im Bund" bezeichnet er das
       Ergebnis, als wolle er demonstrativ davon ablenken, dass seine Partei beide
       Wahlziele verpasst hat.
       
       Landesvize Birke Bull sagt später, es sei jetzt an der SPD. Die Zahlen
       geben Rot-Rot her, auch wenn die SPD das unter der Führung der Linken
       ausgeschlossen hat. Man werde ihr Gespräche anbieten. Sie muss selbst dabei
       lächeln.
       
       Tiefe Trauer herrscht bei der FDP. "Ein Erdbeben, und die FDP ist draußen",
       heißt es bitter mit Blick auf den negativen Bundestrend. 25 Stellen in der
       Fraktion sind betroffen. Wählerwanderungen will man genau analysieren,
       insbesondere die zu den Piraten und den Kleinen, die vor dem Landtag gegen
       die 5-Prozent-Hürde protestierten.
       
       20 Mar 2011
       
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