# taz.de -- Neuer Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt: Der fleißige Herr Haseloff
       
       > Nach einem holprigen Start ist Reiner Haseloff der neue Ministerpräsident
       > von Sachsen-Anhalt. Dafür braucht der ehemalige Wirtschaftsminister Fleiß
       > und Disziplin.
       
 (IMG) Bild: Gilt als nüchterner Analytiker: Reiner Haseloff.
       
       BERLIN taz | Reiner Haseloff ist nicht der Typ eines Triumphators. So
       bleibt der 57-Jährige auch am Dienstag zurückhaltend, kurz nachdem er zum
       neuen CDU-Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt gewählt wurde. Die Wahl
       sei eine "große Ehre und Freude". Enttäuscht sei er nicht, es sei ein
       "ehrliches Ergebnis", sagt er, nachdem mindestens acht Abgeordnete der
       Koalition aus CDU und SPD ihm zuvor die Stimme verwehrt hatten.
       
       Es ist ein holpriger Start für Haseloff, der Respekt vor der neuen Aufgabe
       hat. Dabei ist der promovierte Physiker seit Langem politisch engagiert. Er
       gehörte als praktizierender Christ zu den Aktivisten der Wende, war schnell
       stellvertretender Landrat im Landkreis Wittenberge, später zehn Jahre lang
       Leiter des dortigen Arbeitsamts. Dann wurde er 2002 Staatssekretär, später
       Minister für Wirtschaft und Arbeit unter dem Landesvater Wolfgang Böhmer.
       
       Kurioserweise hatte Haseloff den späteren Ministerpräsidenten Böhmer nach
       der Wende zu einer Landtagskandidatur überredet. Er ist also - obwohl 18
       Jahre jünger - gewissermaßen sein politischer Ziehvater. Im vergangenen
       Jahrzehnt aber wurde Böhmer zu seinem Förderer.
       
       "Die Schuhgröße des Ministerpräsidenten ist kleiner als meine. Doch bei
       Schuhen ist es auch wichtig, wie das Profil aussieht", sagte er einmal
       demütig und selbstbewusst zugleich über Böhmer. Der trat aus Altersgründen
       bei der Landtagswahl nicht mehr an. Reiner Haseloff muss jetzt in seine
       Fußstapfen treten und selbst Profil entwickeln. Das Landesvater-Image
       Böhmers passt nicht zu ihm.
       
       Er gilt als nüchterner Analytiker. Fakten gelten mehr als die Darstellung
       derselben. Vielleicht klingen seine Sätze deshalb oft so kompliziert. Die
       Bühne, die mediale Aufmerksamkeit, all das liegt ihm nicht. Die knorrige
       und locker-witzige Art Böhmers ist nicht die seine. Was die beiden
       verbindet, ist eine direkte und oft spontane Art.
       
       Als Wirtschaftsminister galt Haseloff als überaus fleißig. Er reiste von
       Betrieb zu Betrieb, schüttelte Hände, lockte Investoren ins Land. Diesen
       Fleiß wird er neben Disziplin brauchen, will der den Haushalt des schwer
       überschuldeten Sachsen-Anhalt konsolidieren.
       
       19 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Neuauflage von Schwarz-Rot: Regierung in Sachsen-Anhalt steht
       
       CDU und SPD unterschreiben die neue Koalitionsvereinbarung. Sie wollen sich
       darauf konzentrieren, erneuerbare Energien auszubauen und den Haushalt zu
       sanieren.
       
 (DIR) Koalitionsgespräche in Sachsen-Anhalt: Eltern entscheiden allein über Schulwahl
       
       Für die angestrebte Neuauflage der Koalition bewegt sich die CDU auf die
       SPD zu – vor allem mit der Abschaffung der verbindlichen Laufbahnempfehlung
       für Grundschüler.
       
 (DIR) Nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Sozen pokern mit Rot-Rot
       
       Die SPD will den Preis für die Fortsetzung der großen Koalition hochtreiben
       und gaukelt Nähe zur Linkspartei vor. Die will da aber nicht mitspielen.
       
 (DIR) Wahl in Sachsen-Anhalt: Keine echten Gewinner
       
       Der CDU-Politiker Reiner Haseloff gewinnt, ist aber auf die SPD angewiesen.
       Deren Kandidat Jens Bullerjahn wird nur Dritter. Doch stehen der SPD fast
       alle Optionen offen.
       
 (DIR) Wahl in Sachsen-Anhalt: Rot-Schwarz kann weitermachen
       
       In Sachsen-Anhalt bleibt die CDU stärkste Kraft und könnte mit der SPD
       weiterregieren. Doch die will alles offenhalten und hat eine Idee, wie sie
       die Regierung führen könnte.