# taz.de -- Kommentar Syrien: Der schwierige Umgang mit Assad
       
       > Eine "starke Botschaft" der UNO an den Diktator Assad oder neue
       > Sanktionen sind sicher nicht falsch. Sie besitzen aber nicht mehr als
       > einen symbolischen Charakter.
       
 (IMG) Bild: In Syrien festgehalten: Die Journalistin Dorothy Parvaz.
       
       Es ist noch nicht lange her, da galten Libyen und Syrien als
       "Schurkenstaaten" - wegen der Unterstützung des internationalen Terrorismus
       im Fall Libyens, wegen der Unterstützung der palästinensischen Hamas und
       der libanesischen Hisbollah sowie der engen Beziehungen zum Iran im Fall
       Syriens und wegen vermuteter Programme zur Herstellung von Atomwaffen in
       beiden Ländern.
       
       Und jetzt gibt es in Libyen und Syrien eine breite Bewegung mit dem Ziel
       des Sturzes der Diktatoren. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf.
       
       Zunächst einmal hält die Oppositionsbewegung in Syrien keine großen
       "befreiten Gebiete", die Luftangriffen und Offensiven der Regimetruppen
       ausgesetzt wären. Eine internationale Militärintervention zum Schutz der
       bedrohten Bevölkerung wie im Falle Libyens ist daher keine Option.
       
       Hinzu kommt, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad in der arabischen Welt
       und darüber hinaus ein wesentlich höheres Ansehen genießt als Libyens
       Muammar al-Gaddafi, den in den vergangenen Jahren kaum noch jemand ernst
       nahm. Zugleich ist Syrien ein Nachbarstaat Israels, wo Assad als ein Feind
       gilt, der trotz früherer Kriege in den vergangenen Jahrzehnten für Ruhe an
       der Grenze gesorgt hat. Damit berührt Syrien strategische Interessen unter
       anderem der USA.
       
       Und Assad hat in der Region genügend Eisen im Feuer, er kann zu Unruhe und
       Gewalt mobilisieren. Ein Sieg der Opposition in Syrien würde den Nahen
       Osten weitaus stärker verändern als ein Libyen ohne Gaddafi Nordafrika. Es
       wären Veränderungen, die regional durchaus auch positiv sein können, wie
       beispielsweise die Lockerung der Beziehungen zwischen Damaskus und Teheran,
       was auch im Interesse Israels läge.
       
       Diese Faktoren spielen eine Rolle, wenn jetzt auf internationaler Ebene die
       Diskussion beginnt, wie man Assad bei seinem brutalen Vorgehen gegen die
       friedliche Opposition Einhalt gebieten kann. Eine "starke Botschaft" der
       UNO an den Diktator oder neue Sanktionen sind sicher nicht falsch, haben
       aber einen eher symbolischen Charakter. Syrien verfügt nicht über die
       wirtschaftliche Potenz Libyens und unterliegt zudem bereits Strafmaßnahmen
       der USA. Und so zeigt die Debatte letztlich eine gewisse Rat- und
       Hilflosigkeit, wie die internationale Gemeinschaft darauf reagieren soll,
       dass Baschar al-Assad sich für den Weg der nackten Gewalt entschieden hat.
       
       26 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Seel
       
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