# taz.de -- Kommentar Freie Demokraten: Nach Westerwelle
       
       > Der FDP sind die Ziele ausgegangen. Selbst ihrer eigenen Klientel hat sie
       > nichts mehr anzubieten. Mit Philipp Rösler setzen die Freidemokraten erst
       > einmal auf Unauffälligkeit.
       
       Die FDP ist mehr als andere eine Partei handfester Interessenvertretung.
       Werte, etwa die Verteidigung der Freiheit des Einzelnen, gehören auch zum
       Standardprogramm. Aber sie sind, vor allem seit der linksliberale Flügel
       gestutzt wurde, nicht so wichtig.
       
       Deshalb ist der Absturz der Liberalen einer ohne Gummimatte. Die FDP hat
       Steuersenkungen versprochen, hat aber, außer ans Hotelgewerbe, nichts
       geliefert.
       
       So etwas nimmt man unter Geschäftsleuten krumm. Das ist der Kern der
       FDP-Krise. Sie ist eine Klientelpartei, die an der Regierung ihrer Klientel
       nichts bieten konnte. Und es gibt keine wärmende Erzählung, die dieses
       Versagen dämpft.
       
       Wie verhuscht die Liberalen derzeit sind, kann man an der aktuellen
       Steuerdebatte ablesen. Finanzminister Schäuble rechnet mit 135 Milliarden
       Euro mehr, die CSU will Besserverdienende entlasten. Die FDP sagt - nichts.
       
       Nach zehn Jahren Westerwelle ist die FDP eine Partei ohne Erzählung, eine
       Organisation auf der Suche nach einem Sinn. Wohin jetzt? Eine
       rechtspopulistische Wende ist, zumal als Regierungspartei, kaum möglich.
       
       Es gibt zwar im Bürgertum einen Resonanzboden für EU-Skepsis und
       Islam-Bashing. Aber dieses Wendemanöver würde das FDP-Boot derzeit zum
       Kentern bringen.
       
       So tut die FDP, was möglich ist. Irgendwie regieren. Sie wird bei der
       Energiewende auf die Bremse treten, aber sinnstiftend ist das auch nicht.
       
       Für diesen vagen Kurs ist Philipp Rösler genau der Richtige. Habituell ist
       er das Gegenteil von Westerwelle: leise, nicht laut, moderat, nicht
       polarisierend. Mit Rösler setzt die FDP auf Unauffälligkeit. Mehr ist für
       die FDP nicht drin.
       
       Was wird aus Westerwelle? Bei seinem Abschied kündigt er großherzig an,
       Rösler nicht ins Lenkrad zu greifen. Wahrscheinlicher ist, dass Westerwelle
       bald nicht mehr im Auto sitzen wird. Was soll die FDP 2013 mit einem
       Außenminister, der das Scheitern der Partei symbolisiert?
       
       13 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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