# taz.de -- Champions-League-Finale der Männer: Alle lieben Messi
       
       > Manchester United gegen FC Barcelona: Die Protagonisten der "besten
       > Mannschaften Europas" loben die jeweils anderen, dass es kracht. Der FC
       > Barcelona ist Favorit.
       
 (IMG) Bild: Auf seine Läufe freuen sich viele. Außer die Verteidiger bei Manchester United: Barcelona-Spieler Lionel Messi.
       
       BERLIN taz | Tschuligung! Manche Kinder, denen ein Klassenkamerad gerade
       mit aller Gewalt ins Schienbein getreten hat, fragen sich, was sie von
       einer schnell dahingesagten Entschuldigung eigentlich haben.
       
       Tschuligung! Das hat auch Michel Platini gesagt, der Präsident der
       Europäischen Fußballunion. Die war kritisiert worden wegen der hohen
       Eintrittspreise für das Finale der Champions League. Das billigste Ticket
       für die Partie zwischen dem FC Barcelona und Manchester United kostete mit
       der obligatorischen Bezahlgebühr beinahe 100 Euro. Tschuligung! Als
       "Fehler" hat Platini das selbst bezeichnet. Geändert hat er die Preise
       nicht.
       
       Vielleicht gibt es nächstes Jahr für das Endspiel in München
       Familientickets, hat er gesagt. Vielleicht. Er weiß, dass es genug Fans
       gibt, die sich ein Endspielticket leisten wollen. Die Schwarzhändler, die
       in den Tagen vor dem Spiel in London auf den Plan getreten sind, verlangen
       – ohne sich dafür zu entschuldigen – über 1.000 Euro für eine
       Eintrittskarte. Wofür eigentlich?
       
       ## Xavi bewundert Ferguson
       
       Für ein Endspiel, in dem sich tatsächlich die beiden besten Mannschaften
       Europas messen werden, heißt es immer wieder. Spieler und Trainer loben die
       Protagonisten der jeweils gegnerischen Teams über den grünen Klee.
       Barcelonas Mittelfeldstratege Xavi bewundert Manchesters Trainer Alex
       Ferguson und findet die britischen Altmeister Ryan Giggs und Paul Scholes
       wahnsinnig gut.
       
       Und alle, aber auch wirklich alle schwärmen von Lionel Messi, der in dieser
       Champions-League-Saison wieder einmal alle anderen Angreifer in den
       Schatten gestellt hat und bereits elf teilweise unglaubliche Tore erzielt
       hat. Zwei Mannschaften, die sich gegenseitig als Superteam bezeichnen,
       treffen da also aufeinander und doch gibt es einen klaren Favoriten.
       Barcelona wird nur zu schlagen sein, wenn Alex Ferguson irgendein Mittel
       einfällt, das katalanische Passkarrussell anzuhalten. "Der Schlüssel zum
       Erfolg liegt in der Offensive", meint er.
       
       ## Manchester muss in Ballbesitz kommen
       
       Um aber angreifen zu können, muss Manchester erst einmal in Ballbesitz
       kommen. Das ist alles andere als einfach. In der laufenden Saison dieser
       Champions League hatte Barcelona in über 65 Prozent der Spielzeit den Ball.
       So ballsicher war die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola noch nie. Und in
       diesem Fall sagt der Ballbesitz ausnahmsweise mal was über die Qualität des
       Spiels aus. Als Manchester und Barcelona 2009 in Rom schon einmal im
       Endspiel der Champions League aufeinandergetroffen sind, lag der Wert noch
       bei gut unter 60 Prozent. Barcelona gewann damals 2:0 und die Engländer
       waren hoffnungslos unterlegen.
       
       Alex Ferguson weiß das: "Sie sind noch besser als damals." Manchester wird
       aller Voraussicht nach nicht oft in der Offensive sein. Barcelonas
       Ballbesitzphilosophie, die der Spieler Johan Cruyff zusammen mit seinem
       Trainer Rinus Michels vor 40 Jahren nach Katalonien importiert hat, ist vor
       allem ein Verteidigungsinstrument. Während Barcelona vor zwei Jahren im
       Schnitt noch in jedem Spiel ein Tor kassiert hat, liegt dieser Wert in
       diesem Jahr bei 0,67.
       
       ## Barcelonas behäbiges Passspiel funktioniert
       
       Dass das Passspiel, das durchaus auch langsam, bisweilen gar behäbig wirken
       kann, so gut funktioniert, liegt auch an den Ausnahmespielern, die
       Guardiola zur Verfügung stehen. So hat etwa Xavi in dieser
       Champions-League-Saison bereits 1.167 Anspiele an den Mann gebracht. Nicht
       viel schlechter ist der Verteidiger und Spieleröffner vom Dienst Sergio
       Busquets, der 1.108 Pässe gespielt hat. Manchesters Mittelfeldmann Michael
       Carrick hat als Bester seines Teams dagegen nur knapp 750 Mal gepasst.
       
       Ob dieser heute seine Mitspieler so sicher bedienen wird können, wie er es
       gewohnt ist und vor allem gegen Schalke ungehindert tun durfte, darf
       getrost bezweifelt werden. Denn die zweite große Verteidigungswaffe, die
       Barcelona einsetzt, ist ein schier unfassbares Pressing. Da wird der
       ballführende Spieler angegriffen und gleichzeitig wird versucht, alle
       möglichen Passwege zuzustellen. Keine Mannschaft stellt so viele Spieler in
       die Nahe des Balles und keine erobert den Ball so schnell wie Barcelona.
       
       Und nichts ist für eine Mannschaft frustrierender, als den gerade eroberten
       Ball gleich wieder zu verlieren. Manchester hat daran keine guten
       Erinnerungen. Dem frühen 1:0 durch Messi im Finale von Rom 2009 ging ein
       Fehlpass von Patrice Evra voraus, der gerade einen Ball abgefangen hatte.
       Ferguson könnte auf schnelle, weite Pässe setzen, denen seine Stürmer Wayne
       Rooney und Javier Hernandez dann nachhetzen müssten. Rennen gegen die
       Spieler - das könnte Manchesters Chance sein.
       
       28 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Macker im Fußball: Kleine Pässe statt dicke Eier
       
       Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm wird vorgeworfen, zu wenig Eier zu
       haben. Solches Gerede ist von gestern. Heute werden Titel im Team gewonnen.
       
 (DIR) Supercup in Spanien: Barca siegt im "Clasico"
       
       Der FC Barcelona hat den spanischen Supercup gewonnen. Im Spiel gegen
       Erzrivalen Real Madrid – "el Clasico" – siegten die Champions-League-Sieger
       mit 3:2. Lionel Messi zauberte.
       
 (DIR) Champions-League-Sieger Barcelona: Die können noch länger spielen
       
       Nach dem 3:1 gegen Manchester United im Endspiel der Champions League fragt
       sich alle Welt, wie lange die berauschende Dominanz des FC Barcelona wohl
       noch währen wird
       
 (DIR) Champions-League-Finale der Männer: Das Team vom anderen Stern
       
       Souverän besiegte der FC Barcelona im Londoner Wembley-Stadion das Team von
       Manchester United. Messi und Billa erzielten die entscheidenden Treffer. In
       Barcelona kam es danach zu Krawallen.
       
 (DIR) Vor dem Champions-League-Finale: "Boah! Das ist mein Torwart!"
       
       Víctor Valdés steht seit acht Jahren im Tor des FC Barcelona. Er hat viele
       Gegner besiegt - und seine Angst. Am Samstag spielt er im Finale der
       Champions League.
       
 (DIR) Halbfinale der Champions League: Einer gegen alle
       
       0:2 verliert der FC Schalke 04 gegen Manchester United im Champions
       League-Halbfinalhinspiel. Dass es nicht noch schlimmer kam, ist nur Manuel
       Neuer zu verdanken.
       
 (DIR) Barcelona gegen Madrid: Die niederländische Revolution
       
       Der Reiz des Duells mit Real Madrid liegt in der Vergangenheit: "El
       Clásico" war einst Sinnbild eines zerrissenen Spaniens unter der Diktatur
       Francisco Francos.
       
 (DIR) Am Stadionkiosk des FC Barcelona: Wo Lionel Messi Süßigkeiten kaufte
       
       Messi, Xavi, Iniesta – alle vom FC Barcelona, und einer von ihnen wird am
       Montag Weltfußballer des Jahres. Grund genug, sich mal beim Kiosk im "Camp
       Nou" sehen zu lassen.
       
 (DIR) WM-Finalist Spanien: Echte Schönheit
       
       Spanien hat den Fußball sowie das Denken über Fußball verändert. Und
       ausgerechnet die jahrzehntelang auf Individualität gepolten Spanier
       dominieren mit perfektem Passspiel.