# taz.de -- Halbfinale der Champions League: Einer gegen alle
       
       > 0:2 verliert der FC Schalke 04 gegen Manchester United im Champions
       > League-Halbfinalhinspiel. Dass es nicht noch schlimmer kam, ist nur
       > Manuel Neuer zu verdanken.
       
 (IMG) Bild: Ein bisschen Seelenbalsam für den in letzter Zeit geschundenen Manuel Neuer.
       
       SCHALKE taz | Sir Alex Ferguson hat wahrlich schon einiges erlebt in seinen
       25 Jahren als Trainer bei Manchester United. Der 69-Jährige hat alles
       gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mittlerweile umgibt ihn die Aura eines
       Fußballweisen. Und nach dem fabelhaft souverän herausgespielten 2:0-Sieg im
       Halbfinale der Champions League beim FC Schalke war er so großzügig, dem
       Bundesligisten aus dem Revier einen kleinen Erfolg zu schenken. "Das war
       die beste Leistung, die ich als Trainer jemals von einem Torhüter gesehen
       habe", sagte er über die Leistung des Schalkers Manuel Neuer, der die
       Engländer eine Stunde lang in den Wahnsinn getrieben hatte.
       
       Dieser Satz hat eine Mischung aus Stolz und Schmerz hinterlassen in
       Gelsenkirchen, denn der Bundesligist ist an diesem Abend zu der bitteren
       Einsicht gelangt, dass er in die ganz hohen Champions-League-Sphären nicht
       vorstoßen kann. Nur Neuer gehört eindeutig dahin, und der will Schalke ja
       verlassen.
       
       Nach der imposanten Leistung des Torhüters und Fergusons Vorlage
       verkündeten auch Schalkes Trainer Ralf Rangnick und Manager Horst Heldt die
       nicht ganz neue Botschaft vom "besten Torhüter der Welt"; er habe oben auf
       der Tribüne gesessen und gedacht: "Warum sollen wir Manu eigentlich
       verkaufen?", verriet der Manager. Neuers Vertrag läuft noch ein Jahr. Für
       Schalke könnte ein weiteres Neuer-Jahr viele Millionen Euro wert sein -
       wenn der Torhüter hilft, einen Titel zu gewinnen oder entscheidend zur
       Qualifikation für die Champions League beiträgt.
       
       ## Neuer: ein unglaublich stabiler Torhüter
       
       Und das ist ihm zuzutrauen, denn Neuer ist ein unglaublich stabiler
       Vertreter der insgesamt doch eher sensiblen Torhütergilde: Vorige Woche hat
       er unter Tränen seinen Abschied bekannt gegeben, er hatte sich vor bösen
       Reaktionen der Fans gefürchtet, und am Mittwochabend hat er die ganze Welt
       beeindruckt. Neuer hatte Schalke 04 mit seinen teuflischen Aktionen über
       eine Stunde lang im Spiel gehalten, und seinem Team damit die Chance zur
       Sensation eröffnet. "Auch wenn es nicht verdient gewesen wäre, wir hatten
       nach einer Stunde eine gute Möglichkeit, in Führung zu gehen", sagte
       Rangnick. José Manuel Jurado hatte eine wunderbare Schussmöglichkeit,
       schloss jedoch zu überhastet ab (52.).
       
       Besonders in der halben Stunde vor der Halbzeit war Schalke völlig
       chancenlos. "Die haben extrem viel Fläche genutzt bei eigenem Ballbesitz.
       Da stößt man an Grenzen", musste Rangnick erkennen. Manchester hatte die
       Schalker mit einem fabelhaft variablen Spiel ausmanövriert, mal mit
       präzisen Flankenwechseln, mal mit rasanten Kurzpasskombinationen. Fünf,
       sechs glasklare Torgelegenheiten hatte das Team von der Insel, nur Neuer
       stand immer wieder im Weg.
       
       ## Neuers Sicherheit flößte Respekt ein
       
       Aber es waren nicht allein seine Paraden, die diese Leistung von Neuer so
       ungewöhnlich machten. Ein wirklich unhaltbarer Ball war nämlich nicht
       dabei, aber die Magie des 25-Jährigen besteht längst aus mehr als nur
       spektakulär abgewehrten Bällen und fabelhaften fußballerischen Fähigkeiten.
       Seine Sicherheit, seine Autorität und seine Ausstrahlung flößen Stürmern
       Respekt, ja Furcht ein. Er besitzt diese seltene Fähigkeit, seinen Gegnern
       das Selbstvertrauen zu rauben. Deshalb erklärte Ferguson ein unscheinbares
       Abseits-Tor von Javier Hernandez zum Schlüsselmoment der Partie. "Das war
       der Moment, in dem meine Spieler gesehen haben, dass Manuel Neuer
       überwunden werden kann", sagte Ferguson.
       
       Ryan Giggs war es, der nach grandioser Vorarbeit von Wayne Rooney zum 1:0
       traf (67.), bevor kurz darauf Rooney den zweiten Treffer erzielte (69.).
       Einerseits hatte Schalke kein Gegenmittel, andererseits spielte der
       Bundesligist seltsam gelähmt. "Wir sind gegen diesen Gegner an unsere
       Grenzen gestoßen", stellte Rangnick fest. Die Chancen auf eine
       Finalteilnahme sind nach dieser Nacht verschwindend gering. Sehr
       wahrscheinlich wird nach dieser Champions-League-Saison die Erkenntnis
       stehen, dass nur ein Schalker mit den Allerbesten mithalten kann: Manuel
       Neuer.
       
       27 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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