# taz.de -- Proteste in Syrien: Die Opposition trifft sich im Ausland
> Etwa 300 Delegierte lehnen eine Bewaffnung der Demonstranten sowie eine
> ausländische Intervention ab. Derweil sind bei einem Angriff auf die
> Stadt Rastan mindestens 72 Zivilisten gestorben.
(IMG) Bild: Abdulraheem Yahia Bahro (2. v. l.), ein syrischer Oppositioneller erzürnt sich während der Konferenz in Antalya.
ISTANBUL/BEIRUT dpa/dapd | Die syrische Armee hat auch am Donnerstag ihre
Angriffe auf Regierungsgegner in der Stadt Rastan fortgesetzt und dabei
nach Angaben von Oppositionellen mindestens 15 Menschen getötet. Seit
Beginn des Beschusses am Dienstag kamen damit in dem mittelsyrischen Ort
mindestens 72 Menschen ums Leben. Für Freitag rief die Opposition in Syrien
wieder zu Massenkundgebungen gegen die Regierung von Präsident Baschar
Assad auf.
Die Regierung geht zwar weiter gegen Proteste vor, bemühte sich
andererseits aber auch, die Spannungen zu reduzieren. So ließ sie am
Mittwoch Häftlinge frei, sagte eine Untersuchung zum Tod eines 13-jährigen
Jungen zu und kündigte die Einrichtung eines Komitees zur Vorbereitung
eines nationalen Dialogs an. Mehr als 500 politische Gefangene kamen am
Mittwoch nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation frei.
Oppositionellen zufolge war es direkt nach der Ankündigung der Amnestie im
Zentralgefängnis der Stadt Aleppo zu einem Häftlingsaufstand, der jedoch
später vom Wachpersonal niedergeschlagen wurde.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte am Mittwoch,
Morde und Folter durch syrische Sicherheitskräfte in der Provinz Daraa
könnten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden. In einem
57-seitigen Bericht erklärte die Menschenrechtsorganisation, der
Weltsicherheitsrat müsse Sanktionen verhängen und Syrien möglicherweise vor
den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Nach Informationen der
Organisation syrischer Menschenrechtsbeobachter wurden seit Beginn der
Unruhen 981 Zivilisten und 176 Angehörige der Sicherheitskräfte getötet.
## Opposition trifft sich in der Türkei
##
Die syrischen Oppositionsgruppen haben sich zum Abschluss einer Konferenz
in der Türkei auf Prinzipien für ihren Kampf gegen das Regime von Präsident
Baschar al-Assad geeinigt. Nach Angaben eines Teilnehmers der dreitägigen
Veranstaltung in der Stadt Antalya sind dies: Unterstützung der Proteste,
Nein zu einer Bewaffnung der Demonstranten, Nein zum Zwist zwischen den
verschiedenen Religionsgruppen, Nein zu einer ausländischen
Militärintervention.
Der Teilnehmer, der seinen Namen aus Angst vor Repressalien nicht
veröffentlicht sehen wollte, erklärte, mehrere der rund 300 Delegierten
hätten beschlossen, nicht nach Syrien zurückzukehren. Sie hätten Angst,
nach ihrer Rückkehr verhaftet zu werden. Der von einigen Teilnehmern zu
Beginn vorgebrachte Vorschlag, einen Übergangsrat zu bilden, so wie dies
die Aufständischen in Libyen getan hatten, sei von der Mehrheit der
Delegierten abgelehnt worden.
Die syrische Opposition, zu der Islamisten, Linke, Liberale, kurdische
Gruppen und einige Stammesführer gehören, war bislang relativ zerstritten.
Beobachter in Antalya bezeichneten die Konferenz, an der mehr als 300
Regimegegner teilnahmen, als "bislang wichtigstes Treffen der Opposition".
2 Jun 2011
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