# taz.de -- Protest gegen Polizeigewalt: Generalstreik in Syrien
       
       > In der Stadt Hama geht gar nichts mehr. Der Generalstreik ist eine
       > Reaktion der Syrer auf das extrem brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte.
       > Die Luft für Präsident el Assad wird dünner.
       
 (IMG) Bild: Generalstreik in der syrischen Stadt Hama: Alle Räder stehen still... - so auch das Wasserrad am Fluß Orontes.
       
       DAMASKUS afp | Aus Protest gegen die Polizeigewalt in Syrien sind die
       Einwohner der Stadt Hama in einen dreitägigen Generalstreik getreten. Das
       öffentliche Leben sei komplett lahmgelegt, berichteten Einwohner am Sonntag
       aus der Hochburg des Widerstandes gegen Präsident Baschar el Assad. Allein
       in Hama hatten Sicherheitskräfte am Freitag nach Angaben der Opposition
       mindestens 48 Menschen getötet, landesweit gab es mindestens 53 Tote.
       
       "Wir sind seit Samstag im Generalstreik als Zeichen der Trauer um unsere
       gefallenen Märtyrer", sagte ein Einwohner aus der 210 Kilometer nördlich
       von Damaskus gelegenen Stadt Hama. "Alles ist geschlossen, selbst die
       Supermärkte". Nach seinen Angaben haben sich die Sicherheitskräfte an den
       Stadtrand zurückgezogen.
       
       Nach dem Freitagsgebet hatten landesweit zehntausende Menschen im ganzen
       Land gegen die syrische Führung demonstriert, es waren die größten
       Kundgebungen seit Beginn der Revolte Mitte März. Allein in Hama sollen
       Menschenrechtsaktivisten zufolge 50.000 Menschen an den Protesten
       teilgenommen haben. Die Sicherheitskräfte eröffneten demnach das Feuer auf
       die Kundgebung, 48 Menschen wurden getötet. In der Stadt Homs wurden zwei
       Menschen getötet, zwei weitere starben in Rastan, ein Einwohner kam in
       Idleb im Nordwesten des Landes ums Leben, wie die Syrische
       Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mitteilte.
       
       Am Samstag versammelten sich zwischen 100.000 Menschen und 150.000 Menschen
       in Hama, um an der Trauerfeier für die Opfer teilzunehmen. Die
       Sicherheitskräfte schritten den Berichten zufolge nicht ein. Bei einem
       weiteren Trauerzug in der Ortschaft Dschirs el Schughur unweit von Idleb
       wurden dagegen erneut drei Einwohner erschossen, wie ein Aktivist vor Ort
       berichtete.
       
       Die amtlichen Zeitungen meldeten wie üblich, "bewaffnete Banden" hätten am
       Freitag 20 Menschen getötet, darunter auch Vertreter der Sicherheitskräfte.
       Überprüfen lassen sich die Berichte nicht, da sich ausländische
       Journalisten nicht mehr frei im Land bewegen können. Auch das Internet war
       am Samstag in weiten Teilen Syriens unterbrochen, am Sonntag funktionierte
       es aber wieder.
       
       Präsident Assad hatte am vergangenen Dienstag eine Generalamnestie für alle
       politischen Häftlinge verkündet und damit eine wichtige Forderung der
       Demonstranten erfüllt. Seitdem wurden nach Berichten syrischer
       Nichtregierungsorganisationen hunderte Gefangene freigelassen. Nach den
       Worten der Opposition kommt die Maßnahme sowie das Angebot der syrischen
       Führung zu einem "nationalen Dialog" "zu spät". Sie fordert weiter den
       sofortigen Rücktritt Assads und freie Wahlen. In Brüssel tagten am
       Wochenende rund 200 Exil-Oppositionelle, um der Revolte ihre Unterstützung
       zu versichern.
       
       5 Jun 2011
       
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