# taz.de -- Debatte um Vorratsdatenspeicherung: Die Union drängelt
> Der Druck auf die Bundesjustizministerin wächst. Die Union legte nach -
> und bekommt Hilfe von der SPD. Die wirft der Koalition Untätigkeit bei
> der Vorratsdatenspeicherung vor.
(IMG) Bild: "Wir werden auch nicht locker lassen": Die CDU verstärkt den Druck auf die FDP beim Thema Vorratsdatenspeicherung.
BERLIN rtr | Die Union hat im [1][Streit um die Vorratsdatenspeicherung]
den Druck auf Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
(FDP) deutlich erhöht. "Die Justizministerin ist gefordert, einen
EU-konformen Entwurf vorzulegen, der eine anlasslose Speicherung von Daten
vorsieht," mahnte die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt am
Dienstag in Berlin.
Die EU-Kommission habe klar gemacht, dass die Vorstellungen der Ministerin
nicht den Vorgaben der EU-Richtlinie entsprächen. "Wir werden nicht
lockerlassen, die Bundesjustizministerin zu ermahnen, dass sie hier ihrer
Aufgabe als zuständige Ministerin auch gerecht wird." Der FDP warf sie
zugleich vor, parteipolitische Ideologie über den Schutz der Bevölkerung
vor terroristischen Anschlägen zu stellen.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im vorigen Jahr die generelle
Speicherung von Kommunikationsdaten gekippt. Eine Neuregelung steht bisher
aus, weil sich Union und FDP nicht einigen können. Deutschland ist daher
bereits in Verzug bei der Umsetzung einer EU-Richtlinie zu dem Thema.
## Schützenhilfe für die Union auch aus der SPD
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Peter
Altmaier, verlangte von den Liberalen ein Einlenken. "Es wäre ein
einmaliger Vorgang, wenn Deutschland nicht imstande wäre, eine solche
EU-Richtlinie, die mit unserer Stimme zustande gekommen ist, umzusetzen",
sagte Altmaier. Zugleich wies er dem Koalitionspartner die Verantwortung
für die Verzögerung zu. "Ich vertraue darauf, dass die FDP eine freiheits-
und rechtsstaatsliebende Partei ist." Es sei möglich einen "Korridor" zu
finden, der sowohl die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts als auch der
EU-Kommission voll berücksichtige.
Bereits am Montag hatten führende Christdemokraten die FDP gedrängt, für
eine Lösung bei der [2][umstrittenen Speicherung von Kommunikationsdaten]
zu sorgen. Die Neuregelung der vom Bundesverfassungsgericht gekippten
generellen Voratsdatenspeicherung Vorratsdatenspeicherung ist seit Monaten
ein Streitthema zwischen Union und FDP. CDU und CSU fordern, dass die
Kommunikationsdaten aller Bürger auch ohne konkreten Verdacht für eine
bestimmte Frist von den Telefon- und Internet-Anbietern gespeichert werden.
Leutheusser-Schnarrenberger will dagegen die Kommunikationsdaten nur in
konkreten Verdachtsfällen nachträglich einfrieren lassen.
Auch aus der SPD hatte die Union Schützenhilfe bekommen. Deren
Innenpolitiker stellten sich am Montag gegen die Position von
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Handy- und
Internetdaten zur Verbrechensbekämpfung nur bei konkretem Verdacht
nachträglich einfrieren zu lassen. "In der Sache ist das völlig
untauglich", sagte Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner nach
Beratungen der SPD-Innenpolitiker von Bund und Ländern in Berlin. "Man kann
nur einfrieren, was man hat." Wie die Union und die EU plädieren die
SPD-Innenpolitiker für eine Speicherung über mehrere Monate unter strengen
Auflagen. Sie halten laut Stegner drei bis vier Monate für ausreichend, die
Union spricht von sechs Monaten.
Es spreche sehr viel dafür, dass die Speicherung solcher Daten auf Vorrat
auch ohne konkreten Verdacht zur Bekämpfung schwerster Straftaten
erforderlich sei, sagte Stegner. Für diese Linie rechnet er auch auf dem
SPD-Parteitag im Dezember mit einer Mehrheit, wenngleich Netzpolitiker und
Juristen der Sozialdemokraten Bedenken haben. Die Innenpolitiker der SPD
wollen dies aber mit Auflagen versehen. Ein Zugriff auf die gespeicherten
Daten dürfe nur mit richterlicher Anordnung und nur bei schwersten
Straftaten erlaubt werden, sagte Stegner. Es müsse genau festgelegt werden,
welche Daten gespeichert würden: "Das Gesetz selbst muss extrem präzise
diese Dinge regeln."
5 Jul 2011
## LINKS
(DIR) [1] /1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/artikel/1/es-geht-auch-ohne/
(DIR) [2] /1/politik/deutschland/artikel/1/innenminister-vertraut-auf-fdp/
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Anti-Terror-Gesetze: Koalition einigt sich ein bisschen
Schwarz-Gelb verlängert mehrere Antiterrorgesetze um vier Jahre. Die
Vorratsdatenspeicherung bleibt allerdings weiterhin ein Streitthema.
(DIR) Datenspeicherung und Anti-Terror-Gesetze: Innenminister vertraut auf FDP
Die Kanzlerin soll sich bei den Themen Vorratsdatenspeicherung und
Anti-Terror-Gesetze gegen die FDP durchsetzen. Darauf drängt die SPD.
(DIR) Kommentar Vorratsdatenspeicherung: Der allseits ignorierte Kompromiss
Der Kompromissvorschlag der Justizministerin zur Vorratsdatenspeicherung
wird von allen Seiten ignoriert - auch von ihr selbst.
(DIR) Streit um Vorratsdatenspeicherung: Es geht auch ohne
Helfen gespeicherte Verbindungsdaten Netzverbrechen aufzuklären?
Niedersachsens Regierung vertrat immer diese These - und muss nun
eingestehen: Belegen lässt sie sich nicht.
(DIR) Koalitionsstreit um Vorratsdatenspeicherung: Sieben Tage oder sechs Monate?
Die FDP fühlt sich durch einen EU-Bericht in ihrer Kritik an der
Vorratsdatenspeicherung bestätigt. Für die Union bleibt eine halbjährige
Vorhaltung "unerlässlich".