# taz.de -- Internetkonzern bezahlt Forschungsinstitut: Ohne Google bleiben wir doof
       
       > Mit Millionenspende des Konzerns gründen Forschungseinrichtungen ein
       > lange fälliges Institut für Internet. Google verspricht
       > Wissenschaftsfreiheit.
       
 (IMG) Bild: Wie beeinflusst Internet - und damit auch Internetkonzern Google - unser Leben?
       
       Googles Milliarden machen es möglich: Berlin bekommt sein erstes
       Internetinstitut. Dort sollen die Auswirkungen des Internets auf
       Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft erforscht werden. Das
       gaben am Montag die Präsidenten führender Forschungseinrichtungen der Stadt
       bekannt, die zu den Gründungsmitgliedern der interdisziplinären
       Forschungsplattform gehören.
       
       Neben der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) beteiligen sich die
       Universität der Künste (UdK), das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) sowie
       das Hamburger Hans-Bredow-Institut an dem Vorhaben. Alle vier entsenden
       jeweils eineN DirektorIn in das Institut.
       
       Initiiert und zunächst finanziert wird das Projekt von der deutschen
       Tochter des US-Internetkonzerns Google, die über die nächsten drei Jahre
       4,5 Millionen Euro bereitstellt. Davon sollen zu Beginn zehn Mitarbeiter
       bezahlt werden. Geforscht werden soll in den Bereichen Medienpolitik,
       Internet Policy, Innovation und Verfassungsrecht, zunächst auf sehr kleiner
       Flamme: "Die Kernbelegschaft besteht anfangs aus der Geschäftsführung, vier
       DirektorInnen sowie vier wissenschaftlichen MitarbeiterInnen", sagte Ingolf
       Pernice von der HU Berlin. Zwei Forschungsstipendien würden jährlich
       vergeben. Seinen Sitz wird das Institut in der juristischen Fakultät der HU
       am Bebelplatz haben.
       
       Hochschulmanager und Google-Vertreter mühten sich bei der Vorstellung ihrer
       Kooperation redlich, jeglichem "Geschmäckle" bei der Zusammenarbeit
       entgegenzuwirken. Die Einflussnahme eines Geldgebers auf die
       Forschungsarbeit, wie sie die taz zuletzt bei einer Forschungsprofessur der
       Deutschen Bank an der TU Berlin enthüllte, soll ausgeschlossen sein.
       
       "Die Unabhängigkeit des Instituts ist garantiert", betonte HU-Präsident
       Jan-Hendrik Olbertz. Von Google komme nur Geld. "Wir wachen mit Argusaugen
       darüber, dass wir selber die Forschungsfragen definieren und darüber
       entscheiden, wie das Geld verwendet wird", sagte Olbertz. Es gebe auch
       keinen bevorzugten Zugang des Instituts zu Googles Datenbanken oder den
       Technologien des Konzerns.
       
       Alle Vertragsgrundlagen der Kooperation und die Arbeitsresultate würden
       veröffentlicht. "Kein Forschungsergebnis wird Google zur Freigabe
       vorgelegt", sagte WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger.
       
       Ohne das Geld des Internetriesen, erklärten die Hochschulleiter, sei es
       nicht möglich, diesen zentralen Bereich gesellschaftlicher Entwicklung
       angemessen zu erforschen. "Mit den Bordmitteln der Universitäten sind wir
       nicht in der Lage, Internetforschung so zu etablieren, wie es nötig wäre",
       sagte die zukünftige Institutsdirektorin Jeanette Hofmann vom WZB.
       Kritische Worte für die mangelhafte finanzielle Ausstattung der
       öffentlichen Forschung fand keiner der Hochschulmanager. Umso mehr betonten
       sie die potenziellen Erträge, die das gemeinsame Forschen verspricht.
       "Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit produziert einen Mehrwert, den wir
       als rein sozialwissenschaftlich orientiertes Institut nicht erzeugen
       könnten", sagte Allmendinger.
       
       Kommerzielle Interessen verfolgt der Internetriese mit der Spende angeblich
       nicht. "Uns ist wichtig, dass wir als internationales Unternehmen auch in
       einzelnen Ländern Wurzeln schlagen", sagte Google-Lobbyist Max Senges.
       "Deutschland hat viele herausragende Forscher und kritischer Geister
       hervorgebracht. Wir wollen dabei helfen, die Internetforschung mit dieser
       Plattform zu vernetzen."
       
       Die praktische Arbeit nimmt das Institut mit einem international besetzten
       Symposium vom 25. bis 28. Oktober auf.
       
       11 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tarik Ahmia
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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