# taz.de -- Schuldenkrise in Washington: China bangt um seine USA
       
       > In den US-Haushaltsstreit mischt sich nun auch China ein. Als größter
       > Gläubiger fürchtet Peking um seine Dollar-Anleihen. Die US-Leitwährung
       > ist in Gefahr.
       
 (IMG) Bild: Lächeln trotz zäher Haushaltsverhandlungen: US-Präsident Obama mit Kongress-Abgeordneten.
       
       BERLIN taz | Für die USA kommt es nun ganz dicke. Ausgerechnet Chinas
       kommunistische Führung rügt die größte Volkswirtschaft der Welt und mahnt
       sie zu mehr Disziplin. "Wir hoffen, dass die US-Regierung
       verantwortungsvolle Beschlüsse und Maßnahmen verabschiedet, die die
       Interessen der Investoren garantieren", sagte der Sprecher des
       Außenministerium, Hing Lei. Und die chinesische Ratingagentur Dagong
       kündigte an, sie werde die Bonitätsnote für die USA zum zweiten Mal seit
       November herabsetzen, wenn sich die Finanzlage in den kommenden drei bis
       sechs Monaten nicht merklich bessere.
       
       Seit Monaten finden die beiden Parteien im US-Kongress im Streit über eine
       neue Schuldenobergrenze zu keiner Einigung. Bis zum 2. August müssen
       Demokraten und Republikaner eine Ausweitung der bisherigen Kreditgrenze von
       14,3 Billionen Dollar (10,1 Billionen Euro) beschließen. Einigen sie sich
       nicht, wären die USA zum ersten Mal in der Geschichte zahlungsunfähig.
       
       Nun mischen sich auch die Chinesen in den bislang inneramerikanischen
       Streit ein. China ist der größte ausländische Gläubiger der Vereinigten
       Staaten. Mit 1,153 Billionen Dollar stehen die US-Amerikaner bei den
       Chinesen in der Kreide. Und Peking sorgt sich um sein Vermögen.
       
       Zwischen China und den USA hat sich in den vergangenen zehn Jahren ein in
       dieser Form bislang einmaliges Wirtschaftsverhältnis gebildet. Die Chinesen
       produzieren eifrig, Amerikaner kaufen ihnen die Produkte bereitwillig ab.
       Allerdings auf Pump - Geld, das ihnen die Chinesen wiederum aus ihren
       horrenden Exporterlösen bereitstellen. Peking sitzt inzwischen auf
       Devisenreserven in Höhe von 3,2 Billionen Dollar. Etwa 70 Prozent davon
       stecken in Dollar-Anleihen.
       
       Obwohl sie politisch rivalisieren, hat sich aus dieser Konstellation ein
       gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die Ankündigung der
       chinesischen Führung, keine neuen US-Anleihen mehr zu kaufen, genügt, um
       einen Verfall des Dollar auszulösen. Damit sinkt aber auch der Wert des
       chinesischen Vermögens. So stark sich die Chinesen derzeit gerieren, auch
       bei ihnen liegen die Nerven blank.
       
       ## Geschacher geht heftig weiter
       
       Der derzeitige Haushaltsstreit in den USA könnte dennoch eine Zäsur im
       derzeitigen weltwirtschaftlichen Gefüge darstellen. An und für sich wird
       die chinesische Ratingagentur Dagong auf den internationalen Finanzmärkten
       noch nicht wirklich für voll genommen. Erst im vergangenen Jahr
       veröffentlichte Dagong überhaupt zum ersten Mal ein internationales
       Länderranking.
       
       Doch wie so viele Institutionen in der Volksrepublik wird auch Dagong
       staatlich gesteuert und spiegelt damit unmittelbar die Einschätzung der
       chinesischen Regierung wider. Und ihre Botschaft lautet: Mit der bislang
       herausragenden Stellung des Dollar und damit der USA insgesamt geht es
       langfristig bergab.
       
       In Washington geht das Geschacher indes heftig weiter. Zwar wollten sich
       Demokraten und Republikaner am Freitag nicht noch einmal treffen. Auf einer
       Pressekonferenz am Freitagvormittag (Ortszeit) rief Obama die konservative
       Republikanische Partei auf, einen "ernsthaften Plan" zu präsentieren. Er
       sei zum Kompromiss bereit, bekräftigte der Präsident. Die Zeit laufe dem
       Land jedoch davon, sagte Obama. Es sei zwar ermutigend, dass sich
       Abgeordnete der Demokraten und der oppositionellen Republikaner einig
       darüber seien, dass eine Zahlungsunfähigkeit vermieden werden müsse. Sie
       sollten den Stichtag 2. August aber nicht näher rücken lassen, ohne dass es
       eine Einigung gebe.
       
       Bislang liegen die beiden Lager mit ihren Positionen weiter auseinander
       denn je. Die Republikaner bestehen weiterhin darauf, erst neue Schulden
       zuzulassen, wenn Obama bei den Sozialleistungen noch stärker kürzt. Die
       Demokraten wollen dies nur im Austausch gegen höhere Steuern für Reiche.
       Das wiederum wollen die Republikaner nicht. Einigen sie sich auch weiterhin
       nicht zügig, droht auch die US-Ratingagentur Moodys damit, die
       Kreditwürdigkeit der USA herunterzustufen.
       
       15 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Attacken auf den Dollar: China riskiert ein Eigentor
       
       China kritisiert die USA für ihre Haushaltspolitik harsch. Dabei sagen
       Experten, dass es auch in China nicht so weitergeht wie bisher. Die Preise
       steigen stark.
       
 (DIR) Debatte Weltwirtschaft: China ertrinkt im Geld der Investoren
       
       Die europäische Staatsschuldenkrise verschärft Chinas Inflation. Das Land
       kann sich vor lauter Geld kaum retten. Europas Genesung würde die Probleme
       der Chinesen mildern.
       
 (DIR) Streit um US-Schuldenlimit: Es bewegt sich was
       
       Rückt eine Einigung im US-Schuldenstreit nun doch näher? Eine entsprechende
       Äußerung von Präsident Obama könnte darauf hindeuten. Aber in trockenen
       Tüchern scheint noch lange nichts.
       
 (DIR) Banken spekulieren in der Krise: Papiertiger US-Finanzreform
       
       Die "ehrgeizigste Finanzreform seit der Weltwirtschaftskrise" in den USA
       entwickelt sich zu einem gigantischen Papierkrieg. Das freut die Banken,
       sie zocken weiter.
       
 (DIR) Kurz vor der US-Staatspleite: Obamas Schulden-Kompromiss
       
       Den USA droht die Zahlungsunfähigkeit. Republikaner und Demokraten arbeiten
       unter Hochdruck an einem Kompromiss im Schuldenstreit. Nun zeichnet sich
       eine Lösung ab.
       
 (DIR) Schuldenstreit in den USA: Obama erhöht Druck auf Republikaner
       
       Demokraten und Republikaner bleiben im Streit um die Anhebung der
       Schuldengrenze uneins. Der Tag der Zahlungsunfähigkeit rückt aber immer
       näher. Nun werden auch die Gouverneure nervös.
       
 (DIR) Kommentar Schuldenstreit USA: Republikaner werden verlieren
       
       Der Theaterdonner in Washington ist gewaltig, aber einen Bankrott kann
       keine US-Partei riskieren. Der Verhandlungspoker der Republikaner könnte
       sich als Wahldesaster erweisen.
       
 (DIR) Haushaltsstreit in den USA: Obama stellt Kongress Ultimatum
       
       US-Präsident Obama will die Einigung im Schuldenstreit erzwingen: Die
       Parteispitzen im Kongress haben 36 Stunden Zeit, eine Lösung zu
       präsentieren. Die Ratingagenturen erhöhen derweil den Druck.