# taz.de -- Mehr Rechte für Familien: Die SPD im Elternparadies
       
       > Die Sozialdemokraten wollen aus Deutschland ein "Familienland" machen:
       > mehr Kindergeld für Arme, mehr Ganztagskitas. Und weg mit dem
       > Ehegattensplitting.
       
 (IMG) Bild: Die SPD will Deutschland zum Familienland machen - mit einem 14-seitigen Konzept.
       
       BERLIN taz | Paare, mit Kindern und ohne Kinder, mit und ohne Trauschein,
       Alleinerziehende, Patchwork- und Regenbogenfamilien, Haushalte mit Oma und
       Opa - das alles sind Familien. So sieht das zumindest die SPD.
       
       "Für uns ist Familie dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander
       übernehmen", steht in deren neuem Konzept. "Familienland Deutschland" heißt
       das 14-seitige Papier, das der Parteivorstand gerade beschlossen hat. Auf
       dem Parteitag Anfang Dezember in Berlin soll es als Leitantrag eingebracht
       werden.
       
       Die Sozialdemokraten wollen damit einen Kontrapunkt gegen die schwarz-gelbe
       Familienpolitik setzen. "Die Bundesregierung tut nichts für Familien in
       diesem Land", sagt Manuela Schwesig, Vize-Parteichefin und Sozialministerin
       in Mecklenburg-Vorpommern.
       
       Das ambitionierte wie lückenhafte SPD-Konzept konzentriert sich vor allem
       auf bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten, partnerschaftliche
       Arbeitszeitmodelle und mehr Geld für Familien mit Kindern.
       
       So soll etwa ein Stufenplan dafür sorgen, dass bis 2020 jedes Kind ab einem
       Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz und später auf einen Platz in
       einer Ganztagsschule hat. Auch einen Rechtsanspruch auf eine
       Kitaganztagsbetreuung für Kinder von Alleinerziehenden soll es ab 2013
       geben.
       
       ## Das kostet - das weiß die SPD
       
       Das kostet Geld. Und das weiß auch die SPD. Deren Bundestagsfraktion
       fordert daher vom Bund, im kommenden Jahr 300 Millionen Euro mehr in das
       "Sondervermögen Kinderbetreuungsausbau" zu stecken. Insgesamt sind für den
       Kita-Ausbau 12 Milliarden Euro veranschlagt, der Bund trägt davon 4
       Milliarden Euro. Den Rest zahlen Länder und Kommunen.
       
       Der Stufenplan zielt über die aktuelle Koalitionsvereinbarung hinaus, nach
       der ab 2013 jedes Kind unter drei Jahren ein Recht auf einen Kitaplatz hat.
       Ob dann jedes Kind tatsächlich einen Kitaplatz bekommt, ist fraglich.
       Derzeit gibt es nicht einmal für ein Drittel aller unter Dreijährigen einen
       Kita- oder Krippenplatz. 2013 sollen dann 35 Prozent der Kinder "versorgt"
       sein.
       
       Ohne Kitaplatz können Eltern nicht arbeiten gehen, zumindest viele Mütter
       nicht. Was bleibt ihnen? Ein Dasein als Hausfrau oder als Teilzeitkraft.
       Auch das will die SPD ändern - mit der "großen Familienteilzeit":
       
       Berufstätige mit Kindern sollen ihre Arbeitszeit "um 20 Prozent
       partnerschaftlich reduzieren" können und dafür, soweit sie wenig verdienen,
       einen Lohnzuschuss bekommen. Der soll 10 Prozent ihres ursprünglichen
       Einkommens ausmachen. Wer das bezahlen soll, sagt das SPD-Papier nicht.
       
       ## Reform des Ehegattensplittings
       
       Außerdem will die SPD das Ehegattensplitting und das Kindergeld
       reformieren. Das Ehegattensplitting soll zugunsten einer
       Individualbesteuerung abgeschafft werden - eine Reform dieses
       Steuermodells, das vor allem das Einverdienermodell finanziell bevorzugt,
       hatte die SPD bereits in ihrem Fortschrittsprogramm Anfang Januar angemahnt
       und jetzt konkretisiert.
       
       Zudem planen die Sozialdemokraten ein neues Kindergeld: Eltern mit einem
       monatlichen Bruttoeinkommen unter 3.000 Euro sollen künftig zum Kindergeld
       von 184 Euro pro Kind leichter den Kinderzuschlag bekommen.
       
       Derzeit beträgt dieser 140 Euro für jedes Kind, je nach Einkommen könnte
       sich die Summe erhöhen. Das neue Kindergeld würde bei der Familienkasse
       beantragt, ein Einkommensnachweis soll genügen.
       
       Besserverdienende sollen das Kindergeld weiterhin bekommen. Bei ihnen soll
       jedoch der Kinderfreibetrag bei der Steuer begrenzt werden.
       
       28 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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