# taz.de -- Was will Wowereit?: Ein Mann sieht Schwarz
       
       > Der Regierende drückt bei der A 100 aufs Tempo - um damit die rot-grünen
       > Verhandlungen platzen zu lassen und mit der CDU zu koalieren?
       
 (IMG) Bild: Schoss zuletzt wieder scharf: Klaus Wowereit.
       
       Abrüstung ist so ein Wort, das SPD-Politiker gerne in den Mund nehmen -
       wenn es um die Grünen geht. Die Drohung von Franz Schulz, Bürgermeister von
       Friedrichshain-Kreuzberg, im Falle des Weiterbaus der A 100 sein grünes
       Parteibuch zurückzugeben, meint ein Sozialdemokrat, sei keine Ab-, sondern
       Aufrüstung. Die Botschaft ist klar: Die Grünen sind drauf und dran, die
       rot-grüne Koalition zu verbocken, noch bevor ein solches Bündnis überhaupt
       unterschriftsreif ist.
       
       Allerdings betreibt die SPD auch nicht gerade Friedenspolitik. Bei der A
       100 drückt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit auf die Tube und
       vergrätzt seinerseits die Grünen. So mancher in der Partei des
       Noch-nicht-Koalitionspartners fragt sich deshalb: Was will Klaus Wowereit?
       Rot-Grün an die Wand fahren, um dann in aller Ruhe - und hinreichender
       Mehrheit - mit der CDU regieren zu können?
       
       "Wowereit will Rot-Grün", widerspricht ein Sozialdemokrat, der seinen Namen
       nicht in der Zeitung lesen will. "Es gab im Landesvorstand keine Hinweise,
       dass er ein eigenes Spiel spielt." Allerdings seien viele Genossen
       skeptisch, ob die Grünen verlässlich seien.
       
       Ein anderer Sozialdemokrat, der dem linken Flügel angehört, sagt: "Mit
       Rot-Schwarz würde Wowereit im Bund isoliert dastehen." Man müsse die Chance
       auf Rot-Grün auch nutzen. "Wir sollten jetzt endlich mal über die
       Gemeinsamkeiten reden." Im Landesvorstand hatten die Sozialdemokraten am
       Montag beschlossen, Koalitionsverhandlungen mit den Grünen aufzunehmen. Nur
       3 Gegenstimmen bei rund 40 Teilnehmern belegen eine deutliche Stimmung pro
       Rot-Grün.
       
       Unter den Berlinern hingegen scheint sich die Stimmung etwas zu verändern:
       Während die Zustimmung für Rot-Grün nachgelassen hat, können sich nun 34
       Prozent der BerlinerInnen Rot-Schwarz vorstellen. Das ergab eine Umfrage
       der Info GmbH, die am Donnerstag bekannt wurde.
       
       In der SPD versichert man hingegen, es gebe noch keine Stimmung pro
       Rot-Schwarz. "Die Grünen haben es in der Hand", sagt ein Sozialdemokrat.
       Auch Wowereit, glaubt ein Beobachter aus der SPD, wolle deshalb den Bach
       flach halten. "Er hat sich jetzt zwei Tage lang nicht zu Wort gemeldet, um
       die Stimmung nicht anzuheizen." Allerdings sehe Wowereit auch, "welche
       Anstrengungen und Emotionalität" mit einem rot-grünen Bündnis verbunden
       seien. Die Hoffnung: "Wenn wir in den Koalitionsverhandlungen
       Formulierungen finden, soll nicht gleich danach wieder interpretiert
       werden."
       
       Selbstbewusst zeigen sich die Grünen, die am heutigen Freitag auf einer
       Landesdelegiertenkonferenz über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen
       mit der SPD entscheiden. Volker Ratzmann, Fraktionschef und zentrale Figur
       der Grünen in möglichen Koalitionsverhandlungen, verlangt von Wowereit, die
       Grünen als Partner auf Augenhöhe zu akzeptieren. Dessen SPD-Parteifreundin
       Hannelore Kraft, die in Nordrhein-Westfalen mit den Grünen regiert, habe
       eine solchen Umgang vorgemacht.
       
       Nur: Kraft hatte im Gegensatz zu Wowereit keine Alternative und war auf die
       Grünen angewiesen, um 2010 eine Regierung unter ihrer Führung zu bilden.
       
       29 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
 (DIR) Uwe Rada
       
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