# taz.de -- Neue grüne Partei in Spanien: Auf die Frustrierten gesetzt
       
       > Die Partei "Equo" will in Spanien für ökologische Belange und soziale
       > Gerechtigkeit kämpfen. Und setzt dabei auch auf die "Bewegung der
       > Empörten".
       
 (IMG) Bild: Proteste für den damaligen kurzzeitig festgenommenen Greenpeace-Chef Juantxo López de Uralde vor der Dänischen Botschaft in Madrid 2009. Jetzt kandidiert der 48-Jährige für "Equo".
       
       MADRID taz | Spanien hat einen grüne Partei. Nicht dass es bisher keine
       gab. Im Parteienregister sind deren 60 eingeschrieben. Doch am Wochenende
       gründete sich in Rivas-Vaciamadrid, östlich von Madrid, die eine Partei,
       die endlich eine ökologisch-soziale Politik im Parlament verankern soll.
       Sie heißt Equo. Der Name steht für Ecología (Ökologie) und Equidad (soziale
       Gerechtigkeit).
       
       "Wir sind Wähler auf der Suche nach einer Partei", definiert Juantxo López
       de Uralde, Equo-Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen am 20. November,
       die neue Formation. Das Projekt entstand im September 2010. Uralde scharte
       damals namhafte Vertreter der Umweltbewegung und aus den Gewerkschaften
       sowie heimatlos gewordene Aktivsten der Linken um sich. Die Equo-Stiftung
       fungierte als Think Tank und Katalysator für die neue Partei. "Wir
       durchleben eine tiefe wirtschaftliche, ökologische, soziale und politische
       Krise in Spanien und weltweit", heißt es im Gründungsmanifest. Die
       bestehenden Parteien gäben keine Antwort darauf.
       
       Ein Jahr später teilen 8.000 Mitglieder und Sympathisanten diese
       Einschätzung. Sie stammen aus der Umweltbewegung, aus Schwulen- und
       Lesbengruppen, Bürgerinitiativen und aus 35 regionalen und lokalen grünen
       Listen, die sich Equo angeschlossen haben. 32.000 Anhänger folgen dem
       Projekt auf Facebook.
       
       Es war eine ruhige Versammlung. Wer kreativen Wirrwarr und harte
       ideologische Auseinandersetzungen erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Die
       Kandidaten waren bereits im Vorfeld des Gründungsparteitages in offenen
       Urwahlen im Netz gewählt worden. Das Programm wurde in nur 7 Stunden in
       Arbeitsgruppen und einer Plenarsitzung verabschiedet. Ein Konsens kam
       leicht zustande, denn über 4.000 Mitglieder und Sympathisanten hatten das
       Programm schon seit Monaten auf einer parteieigenen sozialen
       Internetplattform ausgearbeitet.
       
       Neben dem Ausstieg aus der Atomenergie und dem ökologischen Umbau der
       spanischen Wirtschaft prägen vor allem die Sozialkürzungen und die
       Forderungen nach demokratischen Rechten, der Kampf gegen die Korruption und
       für mehr Bürgerbeteiligung das Programm.
       
       "Die Wirtschaftskrise hat die Bürger auf dramatische Art und Weise von der
       Politik entfernt", erklärt die Nummer zwei der neuen Partei, Inés Sabanés.
       Equo bezieht sich auf die Bewegung der Empörten, die seit Mai immer wieder
       die Straßen und Plätze Spaniens füllt, und hofft auf die Stimmen all derer,
       die sich durch die bestehenden Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen.
       
       Uralde ist optimistisch. Er hofft darauf, mit drei bis fünf Abgeordneten
       ins spanische Parlament einziehen zu können. Es ist kein leichtes
       Unterfangen. Denn das spanische Wahlsystem behindert kleine Formationen und
       bevorteilt die beiden großen Parteien, PSOE und PP. Auch dies war ein Grund
       für den Ausbruch der sozialen Proteste unter dem Slogan "Echte Demokratie
       jetzt!" im vergangenen Mai.
       
       Die erste wichtige Hürde hat Equo genommen. Ein neues Parteiengesetz vom
       vergangenen Januar macht es neuen Parteien noch schwerer, ins Parlament
       einzuziehen. Nur wer binnen 20 Tagen die Unterschriften von 0,1 Prozent des
       Wahlzensus in jeder Provinz erreicht, kann kandidieren. Nach nur zehn Tagen
       hat Equo die 35.000 Unterschriften fast zusammen.
       
       9 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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