# taz.de -- Kommentar Urteil zu Nachtflugverbot: Das Recht auf Ruhe
       
       > Lärm macht krank, und zwar schwerwiegend. Umso wichtiger ist es, dass die
       > Menschen Inseln der Ruhe finden. Dafür ist die Nacht da. Und der
       > Gesetzgeber.
       
 (IMG) Bild: Bei erhöhtem Güterverkehr muss auch in punkto Schienenlärm nachgebessert werden, findet Jochen Flasbarth.
       
       Derzeit wird in Deutschland viel darüber diskutiert, warum große
       Infrastrukturprojekte - siehe Stuttgart 21 - so umstritten sind. Warum
       provozieren sie den Protest aufgebrachter Bürger, die sonst nicht zum
       Revoluzzertum neigen? Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat jetzt
       eindrucksvoll gezeigt, warum das bürgerliche Misstrauen berechtigt ist -
       indem es nächtliche Flüge, nämlich von 22 bis 0 Uhr und von 5 bis 6 Uhr, am
       künftigen Berliner Großflughafen ausdrücklich erlaubt. Ganz so, als hätten
       die betroffenen Anwohner kein Recht auf eine ruhige Nacht.
       
       Mag sein, dass das alles juristisch einwandfrei ist - dennoch geht von dem
       Urteil ein fatales Signal aus: Die schädlichen Folgen von Verkehrs- und
       Fluglärm werden immer noch unterschätzt. Oder sie werden ignoriert, damit
       Unternehmen ihre Profite steigern können.
       
       Fraglos braucht ein Industrieland mit einer ausdifferenzierten
       Arbeitsteilung eine leistungsfähige Infrastruktur. Und fraglos war auch die
       Berliner Standortentscheidung nachvollziehbar, die innerstädtischen
       Flughäfen in Tempelhof und Tegel zu schließen und den Flugverkehr künftig
       am südöstlichen Stadtrand zu bündeln. Schließlich waren in der Innenstadt
       viel mehr Menschen von Fluglärm betroffen als es in den Vororten sein
       werden.
       
       Dennoch sollten die Belastungen durch die Infrastruktur so gering wie
       möglich sein. Dazu gehören nicht nur Lärmschutzwände an Straßen und
       Schienen, sondern eben auch Nachtflugverbote in Ballungsräumen, was
       Hunderttausende Menschen in Berlin, Frankfurt und München begrüßen würden.
       Auch wenn die Kapazität und damit Profitabilität der Flughäfen dadurch ein
       wenig sinkt. Dafür muss der Gesetzgeber sorgen.
       
       Schließlich ist es in anderen Politikfeldern - etwa in der Agrar- und
       Verbraucherpolitik - gängige, wenn auch umkämpfte Erkenntnis, dass das
       Gewinnstreben von Unternehmen nicht wichtiger als das Interesse der
       Konsumenten nach gesunden Produkten sein sollte. Diese Erkenntnis fehlt in
       der Verkehrspolitik häufig, vor allem beim Lärm.
       
       Dabei macht Lärm krank, und zwar schwerwiegend. Und: Umso hektischer und
       stressiger das durchdigitalisierte (Arbeits-)Leben wird, umso wichtiger ist
       es, dass die Menschen Inseln der Ruhe finden. Dafür ist die Nacht da -
       damit die Menschen ungestört schlafen, lesen, kuscheln oder Sterne gucken
       können.
       
       13 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
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 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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