# taz.de -- Reaktionen zum Nachtflug-Urteil: Schönefelder Nächte sind kurz
       
       > Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegen ein vollständiges
       > Nachtflugverbot freut Berliner und Brandenburger Politiker. Die Gegner
       > sind entsetzt.
       
 (IMG) Bild: Ein Flieger beim Start in Schönefeld. Im Hintergrund die Neubauten des künftigen Großflughafens
       
       Klaus Wowereit war zufrieden: "Wir freuen uns über diese wegweisende
       Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig", kommentierte der
       Regierende Bürgermeister auf einer Pressekonferenz im Flughafen Tegel die
       Ablehnung eines vollständigen Nachtflugverbots für den Flughafen BER in
       Schönefeld. "Das Gericht hat damit die Notwendigkeit des Flughafens für die
       Region noch einmal ausdrücklich bestätigt." Natürlich habe es eine
       Interessenabwägung gegeben, so Wowereit. Ein Flugverbot zwischen 0 und 5
       Uhr sei bereits ein Kompromiss im Vergleich zum derzeitigen
       24-Stunden-Betrieb. Das Projekt müsse nun mit den Anwohnerinteressen in
       Einklang gebracht werden. Auch den Dialog mit den Flughafengegnern wolle
       man fortsetzen. "Der Flughafen soll in guter Nachbarschaft mit den
       Anwohnern leben", so Wowereit.
       
       Flughafen-Chef Rainer Schwarz sprach von einem "ganz wichtigen Tag" für die
       weitere Organisation des Projekts: "Ein halbes Jahr vor Betriebsbeginn
       haben wir jetzt Rechtssicherheit." Man könne nun die zukünftige
       Zusammenarbeit mit interessierten Airlines konkretisieren. Berlin werde zu
       den zwei anderen deutschen Großflughäfen in München und Frankfurt
       aufschließen. Spekulationen über den Bau einer dritten Landebahn in naher
       Zukunft wies er zurück. Lediglich der Ausbau des Flughafens mit weiteren
       Terminals sei wahrscheinlich.
       
       Rainer Bretschneider, Staatssekretär im brandenburgischen Ministerium für
       Infrastruktur, hob die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens hervor.
       "Wir brauchen Leuchttürme für die Wirtschaftskraft der Region", sagte er
       den anwesenden Journalisten. Der Import dringend benötigter ökonomischer
       Ressourcen komme auch der Bevölkerung zugute. "Die Menschen vor Ort sollen
       vom Flughafen profitieren, keine anonymen Unternehmen", so Bretschneider.
       
       Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers begrüßte die
       Entscheidung ebenfalls. Man habe in und um Berlin "die verkehrstechnische
       und wirtschaftliche Entwicklung gesichert." Er räumte aber auch
       Diskussionsbedarf mit Gegnern des Flughafens ein. "Mit dem Urteil sind noch
       nicht alle Konflikte gelöst."
       
       Politik und Wirtschaft reagierten geteilt auf die Leipziger Entscheidung.
       "Nicht zuletzt trägt das Urteil auch der großen Bedeutung des Tourismus als
       Wirtschaftsfaktor Rechnung", sagte der Fraktions- und Landeschef der
       Berliner CDU, Frank Henkel. Nun müssten Lärmschutzmaßnahmen schnell und
       unbürokratisch umgesetzt werden, um die Anwohner positiv einzunehmen.
       
       Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), sagte,
       einer neuen "Drehscheibe im Nordosten Deutschlands" stehe nun nichts mehr
       im Wege. Berlin werde attraktiver für Flugunternehmen: "Nach dieser
       Entscheidung lohnt es sich für die Airlines, ihre Flugzeuge am BER zu
       stationieren."
       
       Jutta Matuschek, verkehrspolitische Sprecherin der Berliner Linksfraktion,
       nahm das Urteil eher verhalten auf und betonte die Verantwortung des
       Flughafenbetreibers für den Anwohnerschutz: "Die Versprechungen des
       Flughafens, die Lärmschutzmaßnahmen schon vor Betriebsaufnahme zu
       realisieren, müssen jetzt umgesetzt werden."
       
       Die Flughafengegner reagierten mit Entsetzen. "Das Urteil ist eine
       Katastrophe für alle Menschen, die in der Nähe von Verkehrsflughäfen
       wohnen", sagte Carl Ahlgrimm, Bürgermeister von Großbeeren. "Nachtruhe wird
       aus rein wirtschaftlichen Interessen auf fünf Stunden beschränkt." Der
       Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) will eine Klage vor dem Europäischen
       Gerichtshof für Menschenrechte prüfen.
       
       13 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dennis Drögemüller
       
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