# taz.de -- Kommentar Frankfurter Fluglärmprotest: Einbinden statt aussperren
       
       > Anwohner des Frankfurter Flughafens protestieren gegen Lärm und
       > Nachtflüge. Bürger müssen bei Infrastrukturprojekten endlich von Anfang
       > an miteinbezogen werden.
       
 (IMG) Bild: Auch sie leidet unter dem Frankfurter Fluglärm: Ruth Reis in ihrer Heimatstadt Flörsheim.
       
       Letzte Hoffnung Bundesverwaltungsgericht – so fühlen sich derzeit viele
       Anwohner des Frankfurter Flughafens, die durch Starts und Landungen auf der
       neuen Nordwestbahn ohrenbetäubendem Lärm ausgesetzt sind. Jetzt haben sie
       vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof ein vorläufiges Nachtflugverbot
       durchgesetzt.
       
       Empörend bleibt dabei, dass überhaupt ein Gericht einschreiten musste –
       denn die Flugpause war eigentlich bereits im Mediationsverfahren
       beschlossen worden. Doch davon wollte die hessische Landesregierung
       letztlich nichts mehr wissen.
       
       Das zeigt: Selbst eine gut gemeinte Mediation zwischen Staat und Bürgern
       nützt nichts, wenn sich der Staat dann nicht daran hält. Und: Das Verfahren
       der Bürgerbeteiligung bei Infrastrukturprojekten muss dringend reformiert
       werden. Bislang ist es nämlich so, dass die Betroffenen erst dann bei neuen
       Straßen, Schienen, Flughäfen und Stromleitungen mitreden dürfen, wenn die
       Pläne dafür schon fertig sind. Also: zu spät. Und zudem heißt mitreden noch
       lange nicht mitentscheiden dürfen.
       
       Wenn in Zukunft langwierige Auseinandersetzungen auf der Straße und vor
       Gericht vermieden werden sollen, dann müssen die Bürger von Anfang voll in
       Projektierung, Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten einbezogen
       werden. Dabei muss zuallererst transparent geklärt werden, ob das
       entsprechende Vorhaben überhaupt nötig ist. Alternativen müssen
       ergebnisoffen geprüft werden. Und über die müssen die Betroffenen dann
       verbindlich entscheiden dürfen, bevor gebaut wird.
       
       Bei einem solchen Vorgehen dürften übrigens Proteste wie die an der
       Frankfurter Nordwestbahn ausbleiben. Infrastrukturprojekte mit
       Bürgerbeteiligung wären also letztlich schneller, kostengünstiger und
       berechenbarer als das bisherige System.
       
       1 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
       
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