# taz.de -- Klimaveränderung in Südafrika: Das Land trocknet aus
       
       > Die Landwirtschaft ist von der Erderwärmung bedroht. Doch Südafrika ist
       > nicht nur Opfer: Es weitet den Bergbau aus und erzeugt viel Energie mit
       > Kohle.
       
 (IMG) Bild: Das Kohlekraftwerk in Lethabo wird vom südafrikanischen Energieunternehmen Eskom betrieben.
       
       DURBAN taz | Südafrika ist ein wasserarmes Land. Der Klimawandel macht die
       Lage noch drastischer - mit mehr Trockenheit im Landesinneren und im Süden.
       Das gefährdet vor allem die Nahrungssicherung für die Bevölkerung.
       
       Schon klagen Farmer über unvorhersehbare Wetterzyklen, die ihre Ernten
       verringern. Höhere Temperaturen und ungenügende Wasservorräte für Mensch
       und Landwirtschaft werden vorausgesagt. Zugleich bedroht ein steigender
       Meeresspiegel die Küsten. Mit Fluten in kürzeren Jahresabständen ist zu
       rechnen.
       
       Das Szenario ist schon lange bekannt: Südafrikas Temperaturen sollen in den
       nächsten vierzig Jahren um zwei Grad steigen. Das trockene
       Sukkulentengebiet Karoo zum Beispiel gilt bislang als einträgliches Gebiet
       für Kartoffelbauern.
       
       Weniger Regen im Winter und wärmere Durchschnittstemperaturen im Sommer
       lassen die Pflanzen anfälliger werden. In der Folge ziehen die Preise für
       Nahrungsmittel an. Weil viele Menschen aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit
       ohnehin verschuldet sind, trifft sie dies hart. Hier zeigt sich wieder: Der
       Klimawandel trifft die Ärmeren mehr als andere.
       
       Auch die Weinfarmer in Durbanville am Kap im Süden des Landes haben
       erstmals seit Generationen in zusätzliche Bewässerungssysteme investiert,
       um ihre Reben ausreichend bewässern zu können. Trockenheit und Hitze machen
       ihnen zu schaffen. "Der Klimawandel wird das Portemonnaie der Farmer
       treffen und das Geschäft weniger attraktiv werden lassen", sagt Ernst
       Janovsky, Vorsitzender von AgriBusiness, der auf Landwirtschaft
       spezialisierten Sparte der südafrikanischen Absa-Bank.
       
       ## Energie aus Kohle
       
       Die Bauern sind immer weniger in der Lage, vorauszuplanen, weil das Wetter
       unregelmäßigere Auswirkungen zeigt. In diesem Jahr gab es Fluten in acht
       Provinzen, seltenen Schneefall in Johannesburg und Hagel am Westkap. Doch
       nicht nur die Landwirte sorgen sich.
       
       "Die Bergbauindustrie macht uns große Probleme", sagt Muna Lakhani,
       Mitarbeiter der Entwicklungs- und Umweltorganisation Earthlife Africa in
       Kapstadt. Der Bergbau werde erweitert, neue Mineralienminen eröffnet. Seine
       riesigen Kohlevorkommen nutzt Südafrika zu 90 Prozent zur Energieerzeugung.
       "Das Land erreicht seine Nachhaltigkeitsziele nicht", meint Lakhani. "Sie
       wollen 34 Prozent Abgase bis 2030 verringern, aber machen Business as
       usual."
       
       Das bedeute mehr Schmelzen und mehr Bergbaubetriebe. Die sollen zwar nach
       strikten Auflagen arbeiten, weil aber ihre Anzahl insgesamt steigt, erhöhen
       sich auch die schädlichen Auswirkungen. "Südafrika könnte seine 50
       Millionen Einwohner komplett mit Wind und Sonne versorgen", sagt Lakhani.
       Die Regierung nutze die Chancen der erneuerbaren Energien viel zu wenig.
       
       ## Grüne Energieerzeugung
       
       Südafrikas Regierung habe einen massiven Richtungswechsel eingeschlagen,
       meint dagegen Romy Chevallier, Mitarbeiter des Südafrikanischen Instituts
       für Internationale Angelegenheiten. Im sogenannten "White Paper" habe die
       Regierung einen ambitionierten Plan vorgelegt, der sowohl die ökonomischen
       als auch die ökologischen Bedürfnisse in Betracht ziehe.
       
       Das Papier zeige in jedem Sektor schrittweise auf, wie eine grünere
       Energieversorgung zu erreichen ist, und wurde vom Kabinett, von der
       Industrie und laut Chevallier auch von Aktivisten begrüßt.
       
       In Durban vertrete Südafrika die Entwicklungsländer der Afrikanischen
       Gruppe, die sich über die letzten zwei Jahre stärker konsolidiert habe.
       "Wir haben die einmalige Chance, sicherzustellen, dass die afrikanische
       Stimme gehört wird", sagt Chevallier.
       
       Umweltaktivist Muna Lakhani allerdings erwartet von der Klimakonferenz
       keine Lösung für die Probleme seines Landes. Für ihn ist die Fahrt nach
       Durban Zeitverschwendung.
       
       29 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Südafrikas Präsident: Zuma verärgert Christen
       
       Das Christentum war von Übel, sagt Südafrikas Präsident Jacob Zuma. Aber
       der ANC sagt auch: Wir regieren, bis Jesus wiederkommt.
       
 (DIR) Klimagipfel in Durban: "Hört nicht auf die Verschmutzer"
       
       In Durban demonstrierten am Samstag Tausende für ein rascheres Handeln
       gegen die Erderwärmung. Doch vor allem afrikanische Aktivisten erwarten vom
       Gipfel nur wenig.
       
 (DIR) Finanzierung völlig ungeklärt: Grüner Klimafonds droht zu scheitern
       
       Auf der UN-Klimakonferenz soll der "grüne Klimafonds" für ärmere Länder
       arbeitsfähig gemacht werden. Doch unter anderem die USA und Kanada sperren
       sich dagegen.
       
 (DIR) Klimaexperte de Boer zum Durban-Gipfel: "Klarheit und Sicherheit"
       
       Der ehemalige Chef des UN-Klimarats, Yvo de Boer, über Politiker, die ihren
       Job nicht machen, die Bedeutung von Unternehmen beim Klimaschutz und die
       Fortschritte der Chinesen.
       
 (DIR) Weltklimagipfel in Südafrika: Größte Show seit der WM
       
       In Durban beginnt der Weltklimagipfel. Für die Stadt ist das ein Boom.
       Hotels, Restaurants, Taxifahrer, Polizei – alle sind vorbereitet. Und
       stolz.
       
 (DIR) Debatte Globale Erwärmung: Plan B für Klimapolitik!
       
       Die Klimadiplomatie ist gescheitert. Die Europäer sollten umgehend neue
       Strategien zur Reduktion der Treibhausgase entwickeln – und Klimapolitik
       als "Politik" begreifen.
       
 (DIR) Neue Website zum Klimawandel: Klimafakten.de gegen "Climategate"
       
       Erneut versuchen Klimaskeptiker, Forscher zu diskreditieren. Eine Webseite
       der European Climate Foundation soll mit Fachwissen Abhilfe schaffen.
       
 (DIR) 17. Weltklimakonferenz: Letzte Ausfahrt Durban
       
       Am Montag beginnt in Durban die 17. Weltklimakonferenz. Gelingt es nicht,
       das Kioto-Protokoll zu verlängern, droht dem Klimaschutz unter dem Dach der
       UN das Aus.
       
 (DIR) Klimakonferenz in Durban: Die Reifeprüfung
       
       Das Kioto-Protokoll gilt als Flop, dabei ist das 14-jährige Abkommen sehr
       erfolgreich. Aber so ist das mit Teenagern: Ihre Existenz ist alles andere
       als einfach.