# taz.de -- Vor der UN-Vollversammlung zu Syrien: Gefechte gehen weiter
       
       > Die Gewalt in Syrien hört nicht auf. Die UN-Vollversammlung stimmt über
       > eine Resolution ab. China will einen Gesandten schicken, die Türkei
       > plädiert für einen humanitären Hilfskorridor.
       
 (IMG) Bild: In Homs ist eine Pipeline beschossen und zerstört worden.
       
       DAMASKUS/ISTANBUL dpa/afp | Die Gewalt in Syrien hat vor der Abstimmung
       über eine Resolution in der UN-Vollversammlung noch einmal zugenommen.
       Aktivisten meldeten am Donnerstag, seit Mittwoch seien 56 Menschen ums
       Leben gekommen.
       
       In der Provinz Daraa sollen bei einem Gefecht zwischen Deserteuren und
       Regierungstruppen am Donnerstag drei Angehörige der Sicherheitskräfte
       getötet worden sein. Aus der Protesthochburg Hama wurden neue Festnahmen
       gemeldet.
       
       Es wird erwartet, dass die UN-Vollversammlung am Donnerstag (21.00 Uhr MEZ)
       die Gewalt des Regimes von Präsident Baschar al-Assad gegen die
       Protestbewegung scharf verurteilt. Allerdings kann die Vollversammlung im
       Gegensatz zum Weltsicherheitsrat keine Sanktionen verhängen, ihre
       Resolutionen haben rein appellativen Charakter.
       
       Die arabischen Golfstaaten und einige europäische Staaten bemühen sich
       unterdessen weiterhin, Russland und China umzustimmen, die im
       UN-Sicherheitsrat bereits zweimal eine entsprechende Resolution blockiert
       haben. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad hatten daraufhin ihre
       Angriffe auf Regimegegner nach UN-Angaben noch verstärkt.
       
       ## China schickt Vizeaußenminister
       
       China will nach eigenem Bekunden im Syrien-Konflikt vermitteln. Das
       Außenministerium in Peking gab am Donnerstag bekannt, den arabisch
       sprechenden Vizeaußenminister Zhai Jun zu einem zweitägigen Besuch nach
       Syrien zu schicken. Zhai solle während seines Aufenthalts am Freitag und
       Samstag eine "konstruktive Vermittlerrolle" übernehmen, sagte ein Sprecher.
       Peking hoffe auf eine "friedliche und richtige Lösung" des Konflikts in
       Syrien.
       
       Angesichts der Notlage der Zivilbevölkerung in Syrien hat sich die Türkei
       für die Einrichtung eines humanitären Hilfskorridors durch die Vereinten
       Nationen ausgesprochen. Die UNO solle nicht nur in politischen Fragen in
       Syrien aktiv werden, sondern auch zur Linderung humanitärer Probleme
       beitragen, sagte Außenminister Ahmet Davutoglu nach Presseberichten vom
       Donnerstag. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, der Hilfskorridor solle
       so weit nach Syrien hineinreichen wie möglich. Auch Frankreich verlangt die
       Einrichtung eines solchen Korridors.
       
       Nach Angaben von Davutoglu hat die Türkei den UN-Menschenrechtsrat in Genf
       aufgefordert, Möglichkeiten für die humanitäre Hilfe in Syrien zu prüfen.
       Insbesondere die Belagerung der Stadt Homs durch Regierungstruppen hatte
       die Sorgen um die Lage der Zivilisten in Syrien in den vergangenen Tagen
       verstärkt.
       
       Die Arabische Liga hat eine UN-Friedenstruppe für Syrien gefordert. Eine
       klassische UN-Truppe kann aber nur dann entsandt werden, wenn das in Frage
       stehende Land selbst zustimmt. Im Fall von Syrien ist eine solche
       Zustimmung unwahrscheinlich. Davutoglu verwies auf das für den 24. Februar
       geplante Syrien-Treffen in Tunesien. Bei der Konferenz wollen Staaten, die
       für einen Rücktritt des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad eintreten,
       als "Freunde Syriens" den Druck auf das Regime in Damaskus erhöhen.
       
       ## USA: Verfassungsreferendum "lächerlich"
       
       Die USA haben das vom syrischen Präsidenten Baschar al-Assad angekündigte
       Verfassungsreferendum als "lächerlich" bezeichnet. "Es verhöhnt die
       syrische Revolution", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, am
       Mittwoch vor Journalisten. "Reformversprechen folgte bisher gewöhnlich eine
       Zunahme der Brutalität und sie wurden von diesem Regime seit Beginn der
       friedlichen Proteste in Syrien nie umgesetzt."
       
       Die Tage Assads seien gezählt, meinte Carney. Dies werde schon durch die
       Absetzbewegung in der Führung in Damaskus deutlich. "Mitglieder des
       Regimes, die militärische und zivile Führung, demonstrieren ihr Vertrauen
       in die eigene Zukunft - oder ihr mangelndes Vertrauen in die Zukunft
       Assads, indem sie ihren Besitz außer Landes schaffen, indem sie sich darauf
       vorbereiten, ihre Familien aus dem Land zu schicken." Syriens Zukunft finde
       ohne Assad statt, sagte der Präsidentensprecher. "Es geht nicht ums ob, es
       geht ums wann."
       
       Assad hatte am Mittwoch für den 26. Februar eine Volksabstimmung über eine
       neue Verfassung angekündigt, in der unter anderem die Monopolstellung
       seiner Baath-Partei aufgehoben wird.
       
       16 Feb 2012
       
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