# taz.de -- Kolumne American Pie: Armstrong das gefeierte Ekel
       
       > Ein schmutziges Comeback: Lance Armstrong ist jetzt Triathlet. Die
       > Veranstalter sind begeistert. Die Dopingvergangenheit des
       > Tour-de-France-Seriensiegers interessiert nicht.
       
 (IMG) Bild: Zur Abwechslung mal mit Badekappe: Radler Lance beim Triathlon.
       
       Rolf Aldag wollte weg vom Radsport. Der einst in Telekom-Magenta gut gedopt
       durch die Tour-Welt radelnde Westfale hat bei der Straßen-WM im Herbst des
       vergangenen Jahres seinen Abschied vom Radsport angekündigt. Bis dahin hat
       er als sportlicher Leiter von Team Highroad, das sich Ende 2011 aufgelöst
       hat, gearbeitet.
       
       „Ich habe mit dem Radsport mittlerweile ein Problem. Es gibt Sachen, die
       mir nicht gefallen.“ Er ist zum Triathlon-Sport gewechselt, ist jetzt
       Europadirektor für den Ironman-Veranstalter WTC (World Triathlon
       Corporation). Dort darf er wieder mit Menschen arbeiten, die die Grenzen
       der menschlichen Leistungsfähigkeit ausloten. Einer von ihnen ist Lance
       Armstrong, der siebenfache Tour-Sieger, den Aldag in seiner aktiven
       Karriere so oft von hinten gesehen hat.
       
       Der Texaner, der als Junior Triathlet war, will sich über die amerikanische
       WTC-Serie für die Ironman-WM in Hawaii qualifizieren und wird in seinem
       Heimatkontinent durchaus mit offenen Armen empfangen.
       
       Auch wenn es – wie Anfang Februar entschieden – kein Strafverfahren vor
       einem US-Bundesgericht geben wird, ist die Dopingvergangenheit Armstrongs
       auch da leidlich bekannt. Es gibt positive Dopingproben und Zeugenaussagen
       von ehemaligen Teamkollegen, die Armstrong als Doper und
       Dopingmittelverteiler schildern. Probleme hat die WTC damit keine.
       
       Der Supersportpromi Armstrong wird auf der [1][Homepage des Verbandes], der
       im Gegensatz zu klassischen Sportorganisationen rein gewinnorientiert
       arbeitet, wie ein Heilsbringer für die Szene geschildert. Für die WTC ist
       er Werbeträger, kein Problem. Vielleicht liegt hier der entscheidende
       Unterschied zum Radsport, ist das der Grund, warum Rolf Aldag in
       dieTriathlonszene gewechselt ist.
       
       ## Reglementsänderung für Lance
       
       Dass Armstrong schon bei seinem ersten WTC-Auftritt, einem Halb-Ironman in
       Panama, in Sachen Doping auffällig geworden ist, hat in den Staaten kaum
       für Schlagzeilen gesorgt. Zweiter ist der mittlerweile 40-Jährige in Panama
       geworden. Und eigentlich hätte er zur Urinabgabe gebeten werden müssen.
       Doch die Veranstalter änderten flugs das eingebürgerte und für das Rennen
       von der US-Anti-Doping-Agentur Usada auch vorgesehene Procedere und
       testeten statt der besten Drei die Athleten ab Platz vier.
       
       Eine Regel, nach der das Podium gestestet werden muss, existiere nicht,
       rechtfertigte die die WTC und muss sich doch die Frage stellen lassen, ob
       sie dem einflussreichen Sportler, dessen gute Verbindungen bis in die hohe
       Politik hinein die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen ihn
       befördert haben soll, nicht doch zu weit entgegengekommen ist. „Das ist
       natürlich schon ein bisschen komisch“, meint dazu Faris Al-Sultan, der
       deutsche Hawaii-Champion von 2005. Ob er mit seinen Bedenken Gehör finden
       wird?
       
       Al-Sultan ist ein einsamer Rufer. Der derzeit beste der Branche, der
       Australier Craig Alexander, der schon drei Mal in Hawaii gewonnen hat,
       spekuliert derweil wohlwollend darüber, wie groß Armstrongs Chancen auf den
       WM-Titel 2012 sind. Er freut sich schon „auf einen der größten
       Ausdauerathleten aller Zeiten“.
       
       In einem Rennen ist er dem Neutriathleten noch nicht begegnet. In der
       Radsportszene erinnert man sich noch an Armstrong als den Diktator der
       Straßen, der Kritiker regelrecht rausgeekelt hat aus der Szene. Dass
       Armstrong immer noch ein Ekel sein kann, das hat Bevan Docherty, der Sieger
       von Panama erfahren. Armstrong sah es wohl als Majestätsbeleidigung an,
       dass ihn der Neuseeländer auf der Laufstrecke noch überholt hat und
       verweigerte ihm im Ziel zunächst den Handschlag.
       
       28 Feb 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://ironman.com/#axzz1ng9ZxAww
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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