# taz.de -- DAILY DOPE (548): Positiver Nebeneffekt
       
       > Curling wird von vielen als Pseudosport belächelt. Der Dopingfall des
       > kanadischen Goldmedalliengewinners bei den Paralympics 2010, Jim
       > Armstrong, beweist nun das Gegenteil.
       
 (IMG) Bild: Wenn beim Curling gedopt wird, ist es auch ein ernstzunehmender Sport.
       
       Platz 3 bei der Heim-WM. Kanadas Curling-Nationalteam der Frauen beendete
       das Weltturnier in Lethbridge in der kanadischen Provinz Alberta hinter der
       Schweiz und Schweden auf dem Podium. Auch wenn sich viele mehr erwartet
       hätten, so war man am Ende doch froh, dass der Curlingsport in Kanada
       endlich wieder für positive Schlagzeilen sorgt.
       
       In den Wochen zuvor hatte ein Dopingfall die Steineschieberszene in
       Nordamerika erschüttert. Jim Armstrong, der als Skip Kanadas
       Rollstuhlcurler bei den Paralympics 2010 zur Goldmedaille geführt hatte und
       danach Aufnahme in die Hall of Fame des Curlingsports gefunden hatte, wurde
       positiv auf Tamoxifen getestet. Der Wirkstoff befindet sich in
       Medikamenten, mit denen Brustkrebs behandelt wird.
       
       Wegen einer Brustkrebstherapie waren die Tamoxifen-Pillen auch in
       Armstrongs Haushalt. Nicht er, seine 2009 gestorbene Frau habe sie
       gebraucht, sagt der Curler. Warum er sie genommen hat? Er habe sie mit
       seinen Aspirintabletten verwechselt. Er habe gar nicht gewusst, dass er in
       dem Moment, als er die Pillen schluckte, ein Dopingmittel zu sich genommen
       hat.
       
       Als solches ist Tamoxifen vor allem bei Bodybuildern, die sich mit
       Anabolika mästen, sehr gefragt. Es wirkt der Verweiblichung, dem Wachstum
       der Brustdrüsen, entgegen, der Gynäkomastie, mit der so mancher
       Dopingkonsument zu tun hat.
       
       In Kanada fragt man sich nun, warum einer, der Steine anschiebt, Anabolika
       brauchen könnte, und witzelt über die schlechten Ausreden, mit denen sich
       Armstrong verteidigt. Mit seinem Medikamentenmissbrauch könnte der gute
       Mann, der schon einmal wegen Schmuggels gefälschter Viagra-Tabletten
       verurteilt worden ist, seinem Sport am Ende sogar einen Dienst erwiesen
       haben.
       
       Immer noch soll es ja gar nicht so wenige Menschen geben, die anzweifeln,
       dass es sich bei Curling tatsächlich um einen Sport handelt. Jetzt, nach
       diesem Dopingfall mit diesem typischen Dopingmittel, nach den merkwürdigen
       Ausreden Armstrongs könnte es auch den schärfsten Kritikern dämmern:
       Curling ist ein echter Sport.
       
       26 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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