# taz.de -- Umfrage zu Facebook: „Langweilig, unnütz, nicht relevant“
       
       > Immer feste drauf: Erst wurde Facebook als Eindringling in die
       > Privatsphäre kritisiert, dann als Loser an der Börse. Nun wenden sich
       > auch noch die Nutzer ab.
       
 (IMG) Bild: Amerikanische Nutzer lassen Facebook öfter abblitzen – laaangweilig!
       
       BERLIN taz | Hat Facebook seine beste Zeit hinter sich? Unter die
       Negativschlagzeilen über den verpatzten Börsengang des sozialen Netzwerks
       mischen sich jetzt weitere schlechte Botschaften: Laut einer nicht
       repräsentativen [1][Umfrage] der Nachrichtenagentur [2][Reuters] messen
       US-Amerikaner dem sozialen Netzwerk weit weniger Bedeutung zu als noch vor
       einem halben Jahr.
       
       34 Prozent der 1.032 Befragten verbringen demnach weniger Zeit auf der
       Plattform als zuvor und begründen das größtenteils damit, sie hätten dafür
       schlicht keine Zeit mehr oder Facebook sei „langweilig, nicht relevant oder
       unnütz“.
       
       „Facebook steht vor der Herausforderung, sich immer wieder neu zu
       erfinden“, kommentiert der Analyst für Internet-Unternehmen Ray Valez vom
       US-Informationsdienst Gartner die Umfrageergebnisse. „Der Neuigkeitsfaktor
       nutzt sich ständig weiter ab, immer neue Interaktionsformen sind nötig, um
       die Nutzer zu interessieren.“
       
       Valez verweist in diesem Zusammenhang auf Features wie die neue „Timeline“,
       die vor allem durch das große Profilbild auffällt. Auch die verstärkte
       Einbindung von Diensten wie der Smartphone-App Instagram und den eigenen
       Dienst [3][Camera] seien wichtig.
       
       ## Nur verwalten
       
       Doch reicht das aus, um die Nutzer bei der Stange zu halten? Noch habe
       Facebook keine ernst zunehmenden Konkurrenten, sagt Nils Jacobsen. Laut dem
       Medienjournalisten bedienen nächst größere Social-Media-Plattformen wie
       Twitter ein anderes Publikum, in Deutschland und anderen europäischen
       Ländern sei überdies noch nicht dieselbe Übersättigung wie im
       Facebook-Heimatland USA erreicht. „Doch die Schnelllebigkeit des Internets
       insgesamt wird künftig Facebooks größtes Problem sein“, sagt Jacobsen.
       
       Er hält es für einen Fehler, dass Facebook sich systematisch entschieden
       hat, bestehende Kontakte nur zu verwalten und deren Vernetzung zu
       verbessern. Es gehe nur noch darum, Inhalte „likeable“ zu machen,
       kritisiert Jacobsen. Es sei völlig unverständlich, warum in einem 900
       Millionen Menschen umfassenden Netzwerk nicht auf mehr lokale Interaktion
       gesetzt werde – wie etwa bei Reisen nach dem Couch-Surfing-Prinzip.
       
       Statt aufs Lokale, aufs Zwischenmenschliche zu setzen, strebte Facebook mit
       dem Börsengang eine neue ökonomische Liga an. Mit wenig Erfolg: Die Aktie
       ist mittlerweile nur noch 25,80 US-Dollar wert und hat somit in den ersten
       zwei Börsenwochen knapp 30 Prozent Verlust verzeichnet. „Dabei ist das
       Unternehmen immer noch extrem sportlich bewertet“, sagt Jacobsen.
       
       ## Facebook-Hype nervt
       
       Ein Börsenwert von 75 Milliarden US-Dollar sei mit den geringen Gewinnen
       des Unternehmens von einer Milliarde US-Dollar nicht zu rechtfertigen.
       Geschäftsmodelle, die komplett auf sozialen und psychologischen Prozessen
       wie etwa der Wirkung von Werbung auf das Kaufverhalten der Nutzer
       basierten, seien nach wie vor schwer einschätzbar. Dennoch würden sie von
       Analysten vorher häufig überbewertet.
       
       Laut der Reuters-Umfrage sind viele Amerikaner von genau diesem Hype
       genervt. 44 Prozent der Befragten gaben an, seit dem Börsengang merklich
       weniger Sympathie für Facebook zu verspüren. Bei vielen Befragten löste der
       Absturz der Aktie nicht nur Unbehagen im Bezug auf das Netzwerk aus, er
       beeinflusste sogar ihre generelle Einstellung gegenüber Börsengeschäften
       negativ. 46 Prozent gaben an, nun eher nicht mehr über Investititonen in
       Aktien nachzudenken.
       
       Auch andere Unternehmen aus dem Bereich Social Media sind an der Börse
       wenig erfolgreich, wie Jacobsen anmerkt. Er bezieht sich dabei auf die
       Entwicklung der Papiere von [4][//zynga.com/:Zynga], einer Plattform für
       Online-Spiele, die seit ihrem Börsenstart im vergangenen Dezember Verluste
       von 43 Prozent des Aktienkurses verzeichnet. Auch das Versandportal
       Groupon, das Aktionären am ersten Handelstag noch kurzfristig Gewinne von
       mehr als 50 Prozent beschert hatte, liegt Jacobsens Beobachtungen zufolge
       mittlerweile mehr als 55 Prozent unter dem Ausgabekurs.
       
       ## Mobile Anwendungen
       
       Die aktuelle Reuters-Umfrage stellt das Geschäftsmodell Facebooks und
       anderer sozialer Medien generell in Frage: Immer mehr Nutzer greifen nur
       noch über mobile Anwendungen auf ihren Smartphones auf die Plattform zu,
       die mobile Nutzung des Internets nahm zwischen 2011 und 2012 insgesamt um
       35 Prozent zu.
       
       Gleichzeitig machen die Einnahmen durch mobile Werbeformen mit 2,6
       Milliarden US-Dollar laut der Agentur [5][eMarketer] noch immer nur einen
       winzigen Anteil der gesamten US-Werbe-Marktes im Wert von über 170
       Milliarden US-Dollar aus – viele Werbeformen sind auf den Smartphones
       schlicht noch nicht darstellbar.
       
       Reuters gegenüber gaben zudem 80 Prozent der Befragten an, noch nie etwas
       aufgrund einer Facebook-Werbung gekauft zu haben. Hier sind laut einer
       Untersuchung des Analystennetzwerks eMarketer aus Februar herkömmliche
       Mailprogramme weit wirkungsvoller.
       
       7 Jun 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /fileadmin/static/pdf/ipsos-facebook-poll.pdf
 (DIR) [2] http://www.reuters.com/article/2012/06/05/net-us-facebook-survey-idUSBRE85400C20120605
 (DIR) [3] http://newsroom.fb.com/News/Introducing-Facebook-Camera-170.aspx
 (DIR) [4] http://https
 (DIR) [5] http://www.emarketer.com/PressRelease.aspx?R=1008798
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karen Grass
       
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