# taz.de -- Wegen Flüchtlingspolitik: Kirchen setzen Schünemann unter Druck
       
       > Niedersachsens Härtefallkommission wollen Kirchenvertreter meiden, bis
       > der Innenminister ihr mehr humanitären Spielraum lässt.
       
 (IMG) Bild: Die Kirchen rücken von ihm ab: Niedersachsens christdemokratischer Innenminister Uwe Schünemann.
       
       HANNOVER taz | Vorerst in der niedersächsischen Härtefallkommission bleiben
       wird die katholische Kirche. „Wir setzen derzeit noch auf Diplomatie“,
       sagte der Leiter des katholischen Büros Niedersachsen, Felix Bernard. „Wir
       sehen uns da auch in der Pflicht gegenüber den betroffenen Menschen.“ Aber
       man werde mindestens bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung „keine
       neuen Fälle einbringen“ und bei den nächsten Sitzungen „prüfen, ob unsere
       Mitarbeit in der Kommission weiter sinnvoll“ sein könne.
       
       Am Wochenende hatte zunächst der Vizepräsident der reformierten Kirche,
       Johannes Weusmann, sein Mandat zurückgegeben, am Dienstag dann die
       Konföderation der evangelischen Kirchen im Land Niedersachsen verkündet,
       das Gremium mindestens bis zum Inkrafttreten der neuen Härtefall-Verordnung
       Ende Juli zu meiden. Auch Hans-Jürgen Marcus, in Hildesheim Direktor des
       katholischen Hilfswerks Caritas, aber als Vertreter der Sozialverbände in
       der Kommission, wird in der Zeit sein Mandat ruhen lassen. Von allen hieß
       es, dass die Kommission humanitäre Aspekte bei ihren Entscheidungen völlig
       unzureichend berücksichtige. Ein Problem, das auch die Katholiken „mit
       brennender Sorge“ erfülle, so Bernard.
       
       Das ist ein hartes Wort – mindestens für kirchengeschichtlich Bewanderte:
       „Mit brennender Sorge“ heißt das Sendschreiben, mit dem Papst Pius XI. im
       Jahr 1937 auf Distanz zum Nazi-Regime gegangen war. Er habe indes Hoffnung,
       dass die neue Verordnung „noch in unserem Sinne verbessert“ werden solle,
       sagte Bernard nun.
       
       Evangelische und katholische Kirchen hatten eine gemeinsame Stellungnahme
       zum Entwurf am Mittwoch ans Innenministerium übermittelt. Während der
       hannoversche Landesbischof Ralf Meister eine „signifikante Verbesserung der
       Arbeit“ zur Bedingung für eine Rückkehr in die Kommission machte,
       präzisierte Jann Schmidt, Oberhaupt der Reformierten, dass eine Regelung,
       nach der „eine einfache Mehrheit der Anwesenden“ entscheide, viel zur
       Entspannung beitragen könnte. Vorgesehen ist bislang die einfache Mehrheit
       der Mitglieder – die eine Blockade durchs Innenministerium erleichtert.
       Weusmanns Rückzug sei „der richtige Schritt“ gewesen, so Schmidt. Auch bei
       der verständlichen Bindung von Entscheidungen an Gesetze müsse dabei
       wenigstens „ein Mindestmaß an humanitären Maßstäben erhalten bleiben“. BES
       
       7 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Benno Schirrmeister
       
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