# taz.de -- Kolumne Aufm Platz: Der Trottel ist schuld
       
       > Nach dem glanzvollen 4:1 im ersten Spiel wurden die Russen zum
       > Mitfavoriten erklärt. Jetzt sind sie vorzeitig ausgeschieden. Wie konnte
       > es dazu kommen?
       
       Ein Idiot war schnell gefunden. Über ihn wurde noch am Abend der Niederlage
       gegen Griechenland Hohn und Spott ausgegossen: Alexander Kerschakow, der
       Stürmer von Zenit St. Petersburg ist Russlands unbestrittener
       Turniertrottel. 14-mal hat er am Samstagabend in Richtung Tor geschossen.
       Rechts daneben, links daneben, drüber – der Torhüter musste nie eingreifen.
       
       Kerschakow war der Endpunkt der vielen über Andrei Arschawin und Alan
       Dsagojew laufenden Passkombinationen. 23 Tore hat er in der abgelaufenen
       Saison für die Petersburger Meistermannschaft geschossen, für das russische
       EM-Team kein einziges.
       
       Wie gut, dass die Russen diesen Trottel gefunden haben. Weil Trainer Dick
       Advocaat ihn auch im letzten Gruppenspiel gegen die Griechen aufgeboten
       hat, wird auch er angegriffen. Ein zweiter Trottel also. Auch der Trainer
       hat die Vorrunde vergeigt, und plötzlich wird in Russland für richtig
       gehalten, was vor dem Turnier die Sportberichterstatter noch kritisiert
       hatten: Mit einem Mal gilt es als klug, sich die Dienste von Advocaat nicht
       über das Turnier hinaus gesichert zu haben.
       
       Der war nach dem Spiel genauso ratlos über die Gründe der Niederlage („Wir
       haben gut gespielt.“) wie der Verbandspräsident Sergei Fursenko („Ich will
       jetzt nicht von Schicksal sprechen, aber …“). Bis zum Ende der EM will
       Fursenko den Nachfolger von Advocaat gefunden haben.
       
       ## Älteste Mannschaft der EM
       
       Dessen erste Aufgabe soll es indes nicht sein, die Mannschaft zu verjüngen.
       Russland stellte die im Schnitt älteste Mannschaft im Turnier. Doch den
       Vorwurf, den alten Männern sei die Luft ausgegangen, lässt der Verbandsboss
       nicht gelten. „Es hat die beste Mannschaft gespielt.“
       
       Taktische Fehler wollte am Ende keiner niemandem vorwerfen nach diesem
       merkwürdigen Ausscheiden eines der begabtesten Teams des Wettbewerbs. Und
       entschuldigen wollte sich auch niemand für das Spiel. Dass sich das Team
       nach Schlusspfiff nicht bei den Fans bedankt hat, auch das war den Spielern
       erst dann peinlich, als sie darauf angesprochen wurden. Alles schien ihnen
       merkwürdig wurscht zu sein. Diese Wurschtigkeit ist vielleicht der
       eigentliche Grund für das frühzeitige Ausscheiden der Russen.
       
       17 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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