# taz.de -- Alternativvorschlag gegen Altersarmut: Rentenzuschuss statt Zuschussrente
       
       > 600.000 Rentner sind auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Ihre Zahl
       > steigt. Während die Regierung auf der Stelle tritt, legen Verdi und
       > Sozialverband ein eigenes Konzept vor.
       
 (IMG) Bild: Parkbank statt Privatbank: Viele Rentner sind auf staatliche Hilfen angewiesen.
       
       BERLIN dpa | Niedrigrenten von Geringverdienern sollen nach einem Vorschlag
       des Sozialverbands Deutschland (SoVD) und der Dienstleistungsgewerkschaft
       Verdi durch Steuergelder aufgebessert werden. Die Grundsicherung im Alter
       soll demnach auf rund 850 Euro aufgestockt werden. Dies läge dann deutlich
       über dem Existenzminimum von derzeit etwa 680 Euro. Der Rentenzuschuss
       würde den Bundeshaushalt laut SoVD mit etwa zwei Milliarden Euro belasten.
       
       Ihre Vorstellungen präsentierten Verdi und SoVD in einem der dpa
       vorliegenden Schreiben an Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen
       (CDU). Es trägt den Titel „Rentenzuschuss statt Zuschussrente“. Anders als
       das Zuschussrenten-Modell von der Leyens ist für das Alternativkonzept
       keine zusätzliche private oder betriebliche Altersvorsorge erforderlich.
       
       Um den Rentenzuschuss zu bekommen, reichen Beiträge zur Gesetzlichen
       Rentenversicherung. Ergeben sich daraus Renten unterhalb der staatlichen
       Grundsicherung, sollen diese dann auf rund 850 Euro aufgestockt werden.
       
       Der Vorschlag lautet, bei Niedrigrenten die ersten 100 Euro gar nicht,
       Beträge zwischen 100 und 200 Euro zu 50 Prozent und zwischen 200 und 300
       Euro nur zu 25 Prozent auf die Grundsicherung im Alter anzurechnen. Dann
       kämen maximal 175 Euro auf die Grundsicherung oben drauf. Wessen Rente über
       680 Euro, aber unter 850 Euro liegt, bekäme nur die Differenz zu 850 Euro
       als Rentenzuschuss.
       
       ## Steuermittel statt Beiträge
       
       „Der Rentenzuschuss setzt am System der armutsvermeidenden Grundsicherung
       im Alter und bei Erwerbsminderung an und verhindert gezielt und
       systemgerecht Gerechtigkeitslücken“, heißt es in dem Papier. Das Modell hat
       aus Sicht von Verdi und SoVD den Vorteil, dass die vorgeschlagene
       Leistungsverbesserung in der Grundsicherung „als gesamtgesellschaftliche
       Aufgabe in vollem Umfang aus Steuermitteln finanziert wird“ - und nicht auf
       den Beitragssatz durchschlüge.
       
       Das ebenfalls gegen Altersarmut gedachte Zuschussrentenmodell von der
       Leyens liegt derzeit auf Eis, weil sich die Bundesregierung über den
       geplanten Finanzierungsmix aus Steuer- und Beitragsgeldern nicht einig ist.
       Das Konzept sieht auch eine Aufstockung von Niedrigrenten bis auf maximal
       850 Euro vor, ist aber - nach einer Übergangszeit mit erleichterten
       Bedingungen - an jahrzehntelange Beitragszahlungen in die
       Rentenversicherung und an zusätzliche Altersvorsorge geknüpft.
       
       Für Verdi und SoVD sind diese Hürden zu hoch. „Diejenigen, die einen
       Zuschuss benötigen, erfüllen die hohen Anforderungen häufig nicht und
       diejenigen, die sie erfüllen würden, haben regelmäßig Alterseinkünfte
       oberhalb der Grenze von rund 850 Euro.“
       
       Wer wenig verdiene, verfüge zudem nur selten über die Mittel für
       zusätzliche Altersvorsorge, so dass viele auch diese Voraussetzung für die
       Zuschussrente nicht erfüllten. Erst am Dienstag hatte der DGB ein eigenes
       Rentenkonzept gegen Armutsrenten vorgelegt.
       
       22 Jun 2012
       
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