# taz.de -- Nach Rauswurf der Bundespolizei-Führung: Entsetzen über Kahlschlag
       
       > Inakzeptabel, schäbig und menschlich unanständig sei die
       > Personalentscheidung von Bundesinnenminister Friedrich, kritisieren die
       > Polizeigewerkschaften. Auch die SPD ist entsetzt.
       
 (IMG) Bild: Rauswurf: Noch-Präsident der Bundespolizei, Matthias Seeger (links) mit Bundesinneminster Hans-Peter Friedrich im Mai 2011.
       
       BERLIN dapd | SPD und Gewerkschaften haben den Rauswurf der kompletten
       Spitze der Bundespolizei scharf kritisiert. „Es rollen einfach Köpfe“,
       sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael
       Hartmann, am Sonntag zu den Personalentscheidungen von Innenminister
       Hans-Peter Friedrich (CSU). Für den Kahlschlag bei der Bundespolizei fehle
       es an jeglicher Begründung.
       
       Friedrich habe seine Entscheidung „ohne wirklichen Grund und Anlass“
       getroffen und auch nicht „die seit langem dringend erforderliche
       Aufgabenkritik der Bundespolizei vorgenommen“ oder sich um die personelle
       und technische Ausstattung der größten deutschen Polizeibehörde gekümmert.
       Während die für den „schlechten Zustand der Bundespolizei“ im
       Innenministerium Verantwortlichen verschont blieben, würden diejenigen, die
       auf Defizite hinwiesen, „einfach geschasst“, sagte der SPD-Politiker.
       
       Auch die beiden Polizeigewerkschaften zeigten sich entsetzt über die
       Nachricht. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Josef
       Scheuring, beklagte, der Stil der Personalentscheidungen sei „vollkommen
       inakzeptabel“. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer
       Wendt, nannte den Vorgang „schäbig und menschlich unanständig“.
       
       ## Terror-Experte als Nachfolger
       
       Am Samstag war bekanntgeworden, dass der bisherige Präsident der
       Bundespolizei, Matthias Seeger, sowie seine beiden Stellvertreter, Wolfgang
       Lohmann und Michael Frehse, abgelöst werden. Neuer Behördenchef soll der
       Terrorismus-Experte im Innenministerium, Dieter Roman, werden.
       
       Zu Vizepräsidenten steigen mit Jürgen Schubert und Franz Palm zwei
       Spitzenbeamte des Innenministeriums auf. Das Ministerium wollte sich auf
       Anfrage nicht zu den Personalien äußern. In Koalitionskreisen wurden diese
       jedoch bestätigt. Am Mittwoch soll die Entscheidung nach der
       Kabinettssitzung in Berlin offiziell bekanntgegeben werden.
       
       Anlass des Personalwechsels ist nach Medieninformationen ein gestörtes
       Vertrauensverhältnis zwischen den Spitzenbeamten und Friedrich. Der
       Minister soll mit der Amtsführung der Beamten unzufrieden gewesen sein.
       Angeblich sollen aus der Bundespolizei auch wiederholt brisante
       Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sein, hieß es in
       Sicherheitskreisen.
       
       ## Zustimmung aus der Koalition
       
       Bei den Koalitionsparteien stießen die Personalentscheidungen auf
       Zustimmung. Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach forderte in der Bild am
       Sonntag eine Konzentration der Behörde auf ihre Kernkompetenz. Dafür
       müssten nun „die neue Führung und die Politik sorgen“.
       
       Sein FDP-Amtskollege Serkan Tören verlangte weitere Reformschritte und eine
       „strengere Kontrolle durch das Parlament“. Die Bundespolizei hat rund
       40.000 Mitarbeiter und ist damit die größte deutsche Polizeibehörde.
       
       29 Jul 2012
       
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