# taz.de -- +++ Live-Kritik Olympia Tag 5 +++: Der Kampf mit den Kanälen
       
       > So viel Olympia gab's noch nie, sagt das ZDF. Ein Mensch allein ist damit
       > doch überfordert. Zwei taz-Autoren nehmen die Herausforderung an.
       
 (IMG) Bild: Zu viele auf einmal: Bei zu vielen Bildern, verliert nicht nur das Auge den Überblick
       
       23:45 Uhr, Ende des Tickers: Der ein oder andere Wettkampf läuft noch. Oder
       doch nicht? Ich habe wirklich den Überblick verloren. Wie dem auch sei,
       meine Abendschicht der Live-Kritik ist vorüber. Ich bedanke mich fürs Lesen
       und wünsche weiterhin gute Unterhaltung bei den Spielen. Und vor allem viel
       Glück beim eigenen Kampf mit den Kanälen.
       
       23:33 Uhr, Boxen: Als absolute Pazifistin muss ich diesen Sport
       verurteilen. Aber die Sprüche des Kommentators sind episch: „Erik Pfeifer.
       Mit zwei F. Eins vor, eins nach dem Ei.“ Solche Aussagen zu dieser Uhrzeit.
       F-Eieieieiei-F.
       
       22:29 Uhr, Gewichtheben: Der chinesische Kämpfer weint, weil er sich am
       Ellebogen wehgetan hat. Schon ein bisschen mädchenhaft. Da sind die
       [1][58-Kilo-Frauen] ja mehr Mann.
       
       22:22 Uhr, Handball: Oh, das sind ja Frauen. Ich merke es ernst nach ein
       paar Sekunden. Die sind ja alle so groß! Das ist wirklich verrückt bei
       Olympia. Besonders große, besonders kleine, besonders dicke und besonders
       dünne Menschen treffen sich und kämpfen um die Wette. Und so
       unterschiedlich die Sportarten und die Athleten auch sein mögen, sie haben
       alle etwas gemeinsam. Sie wurden früher in der Schule bestimmt alle
       ausgelacht.
       
       22:05 Uhr, Beachvolleyball: Flotte Musik läuft, der Sonnenuntergang ist
       gerade vorbei und schöne braungebrannte Männer hüpfen durch den Sand. Aber
       warum tragen diese Beachboys alle Caps und Sonnenbrillen? Jungs, falls ihr
       es noch nicht gemerkt habt: Es ist dunkel draußen!
       
       21:39 Uhr, Schwimmen: Hier purzeln die Zeiten ja nur so runter. Ein neuer
       Weltrekord im Brust-Schwimmen der Frauen. Ich bekomme es nur mit, weil der
       Moderator auf Eurosport so laut schreit. Ja, auch mit dem ZDF-Stream konnte
       ich nichts anfangen. Ich bin überfordert. Ein Mensch alleine kann doch gar
       nicht alles erfassen. Olympia überfordert mich.
       
       21:19 Uhr, Schwimmen: Die Chinesin holt einen Olympiarekord auf 200 Meter
       Schmetterling. Schmetterling – wie schön das schon klingt. Wie die Mädels
       sich durch das Wasser kämpfen, sieht nur leider ganz und gar nicht
       ästhetisch aus. Sie stoßen sich hektisch durch die Wellen und schnappen
       nach Luft. Und große Füße haben die bestimmt auch, oder [2][wie] machen die
       das?
       
       20:49 Uhr, Verpflegungsstation: Im Nebenbüro gibt es geschnittene
       Wassermelone! Dort sehe ich, dass ich die Steffen verpasst habe. Ich ärgere
       mich sehr, dass die ARD-Livestreams das Schwimmen nicht übertragen haben.
       Aber ich habe nur zwei Augen, zwei Ohren und zwei Bildschirme. Mit dem
       Zweiten sieht man besser. Ich wechsele zum ZDF.
       
       20:36 Uhr, Tennis: Die Schreihälsin spielt immer noch. Aber die Deutsche
       führt. Ich lese bei [3][Twitter]: „Sharapova und Manowar sind die einzigen
       Dinge, die man mit bloßen Ohren vom Weltall aus hören kann.“
       
       20:07 Uhr, Gewichtheben: Die technischen Ungereimtheiten haben sich
       geklärt. Gewichtheben ist toll. [4][Da passiert zumindest mal was!] 
       
       20:03 Uhr, Gewichtheben: Ich möchte echte Männer sehen und schalte auf den
       ARD-Livestream. Aber was sehe ich da? Die spielen Federball!
       
       19:52 Uhr, Turnen: Das Bodenturnen erinnert mich sehr an die Krämpfe der
       rhythmischen Sportgymnastik. Schulsport. Nguyen gewinnt trotzdem Silber. Er
       fährt einen Porsche, erklärt der Kommentator. Immer diese Kommentatoren,
       die vom Thema abweichen. Unmöglich, find ich das!
       
       19.47 Uhr, Fechten: Apropros Party. Ich schalte um zum Säbelkampf.
       Irgendwer kommt weiter ins Finale der Damen. War ja nur das Semifinale.
       Also auch nur so semi-wichtig.
       
       19.39 Uhr, Turnen: Hambüchen fällt vom Reck. Leider wechselt die Kamera
       dann auf die Japaner. Ja, auch die Weltregie ist gegen ihn. Aber mit dem
       Stuttgarter Nguyen gibt es noch eine Chance auf noch ein deutsches Silber
       heute. Noch eins! Das ZDF wird dann eine große Party feiern.
       
       19.17 Uhr, Tennis: Ich drehe leiser. Marina Sharapova schreit, als würde
       sie gerade ein Kind gebären. Die Deutsche Sabine Lisicki führt zwar im
       ersten Satz mit 6:5, aber das ist doch kein Grund so zu schreien!
       
       18:47 Uhr, Fechten: Die Halle der Fechter leuchtet zwischen den Spielen wie
       eine Disko in den Achtzigern. Um die Stimmung aufzuheizen, lässt der
       Hallensprecher die Zuschauer Laola-Wellen machen. Eine große Party. Die
       Engländer sind [5][ganz high von Olympia.] 
       
       18.28 Uhr, Turnen: Ich oute mich direkt zu Beginn meiner Schicht - Turnen
       find ich prima! Aber Haare sind Privatsache. Und unter den Armen der
       Japaner wachsen Urwälder.
       
       18.05 Uhr, Fußball: Die Männer spielen, Mexiko gegen die Schweiz. „Eine
       Bande von geistig Behinderten“ hatte der Schweizer Michel Morganella am
       Montag die südkoreanischen Gegner genannt. Er selbst darf zwar nicht mehr
       mitspielen, aber vielleicht machen die anderen ja „a bizzli“ Radau?
       
       17.53 Uhr, Tennis: Die Ablösung ist da und enttäuscht. Denn die Auswahl im
       ARD-Livestream ist klein. Turnen und Tennis. Die Kielerin Angelique Kerber
       liegt nach dem ersten Satz vorne. Hmm.
       
       17.33 Uhr, Turnen. Ablösung verspätet sich. Schnell noch zum Turnen. Fabian
       Hambüchen wippt nervös mit dem ganzen Körper. Vom deutschen Bodenturnen
       darf nie wieder ein Krieg ausgehen.
       
       17.22 Uhr, Zeitplan: Die Tagesschicht der Live-Kritik endet bald, werde die
       Turner verpassen, skandalös das. Die Augen tun von den nicht immer guten
       Streams weh, ein wenig Trinksport könnte für Abhilfe sorgen. Ab 17.30
       übernimmt hier Svenja Bednarczyk. Da schau her: Judoka Kerstin Thiele
       gewinnt noch schnell die Silbermedaille. Vize-Deutschland. Ich bedanke mich
       fürs Lesen und wünsche weiterhin gute Unterhaltung.
       
       17.06 Uhr, Zeitplan: Ständig verschieben sich die Termine der Livestreams,
       für kurz nach Fünf war Turnen angekündigt, jetzt geht das erst um 17.30 Uhr
       los. Und niemand sagt mir Bescheid. Seit Stunden freue ich mich aufs
       Turnen. Ich hasse Turnen, konnte als Kind nicht mal den Feldaufschwung. Ich
       will sie stürzen sehen, alle – vom Reck, vom Barren, vom Schwebebalken, der
       nicht mal schwebt. Turner? Eure Anmut kotzt mich an!
       
       16.38 Uhr, Radsport: Einzelzeitfahren der Männer und der Deutsche
       Olympische Sportbund [6][fiebert mit.] „Zieht, Jungs!“ An was denn? Wäre
       treten nicht besser? Toll dagegen die Bilder vom Straßenrennen –
       Draufsicht, Totale, von ganz oben, alles sehr schnell. Zu schnell für mich.
       Weiter zum Slalomkanu: Hannes Aigner hat da gerade die Bronzemedaille im
       Kajak-Wettbewerb gewonnen. Müsste es dann nicht Slalomkajak heißen? Mit
       oder ohne Steuermann? Was soll's, Tony Martin hat „gezogen“ und holt
       Silber!
       
       16.17 Uhr, Wasserspringen: Das sieht schön aus, die springen nicht nur
       synchron, sondern tauchen sogar fast gleichzeitig auf und gehen dann auch
       noch zusammen ins Abklingbecken. Totale Freaks, dagegen wirken Nerds wie
       ganz normale Menschen. Kleine Pause hier.
       
       16.02 Uhr, Tischtennis: Was beim Tennis das Ächzen und Stöhnen, ist beim
       Tischtennis das „Do!“-Rufen am Ende des Ballwechsels. Zwei Frauen aus
       Singapur und Japan duellieren sich so verbissen, dass man eine Freude
       verspürt am Leben zu sein. Das ist es, was mich an Olympia so fasziniert:
       Freaks aus allen Ländern der Welt dürfen sich ihrem Freakdasein vor
       Millionen Menschen einfach so hingeben. Eine Website beantwortet die
       häufige Frage nach den Goldmedaillen der Deutschen [7][auf die denkbar
       simpelste Art.] 
       
       15.44 Uhr, Tennis, Judo: Wieder so ein olympischer Regelirrsinn. Beim
       Tennis spielen alle Profis mit, hier nun Roger Federer. Beim Fußball
       dagegen gibt es eine Altersbeschränkung inklusive zahlreicher Ausnahmen.
       Chic, wie die schweizer Fahne zwischen sonstige Werbelogos eingepasst
       wurde. Judoka Kerstin Thiele, die das Finale der Gewichtsklasse bis 70 Kilo
       erreicht hat, ist dagegen werbefrei. Nichts gegen Werbung – irgendwoher
       muss die Kohle ja kommen (auch auf taz.de). Aber kann das Olympische
       Komitee sowas nicht gerechter verteilen? Überhaupt für klarere Regeln
       sorgen, damit wir auch mal Lukas Podolski als grinsenden Fackelträger sehen
       können? Federer gewinnt.
       
       15.26 Uhr, Vorschau: Was kommt bald? Tischtennis, Wasserspringen, Schießen.
       In diesen drei Disziplinen stecken aller Glanz und alles Elend der Spiele –
       Massensport (Millionen Chinesen können nicht irren!), alles andere als ein
       Massensport (wer außer Kindern springt schon von hohen Türmen?) und die
       militärische Herkunft so mancher Sportart.
       
       15.03 Uhr, Kanu-Slalom: Schönster Satz bisher: „Das ist alles nicht
       flüssig!“ Es fährt ein Belgier. Fahren die sonst nicht eher Rad? Egal, da
       sprudelt das Wasser, es hängen Stangen in der Gegend rum. Interessant und
       lehrreich. Man muss stromlinienförmig fahren, sich anpassen, darf nicht
       quer stehen – also nichts für Freunde der gepflegten Gesellschaftskritik,
       also Linke. Ein Augsburger versucht nun, sich ins Finale zu stängeln. Er
       schafft es, trotz „Torstangenberührung“. Erstmal einen Fußballstream
       suchen.
       
       14.42 Uhr, Fechten: Säbelfechten der Frauen, tolle Sprache: „Reposte“,
       „Attac“, „en garde“. Und wenn es eng für die deutsche Fechterin wird, sagt
       der Kommentator: „Tüdelüdüd“. Verstehe nur Bahnhof bzw. „Station“, die
       Sportlerin scheidet aus, oder wie es im Kommentar heißt: „Muss die Segel
       streichen“. In welchem Stream war gleich noch Segeln? Indes holt Judith
       Arndt Silber im Zeitfahren.
       
       14.17 Uhr, Radsport: Judith Arndt auf Rang 4, das Volk der fanatischsten
       Autofahrer der Welt hofft auf eine Medaille im Einzelzeitfahren der Frauen.
       +++ dpa-Eilmeldung+++: „Der Badminton-Weltverband hat acht Spielerinnen aus
       China, Südkorea und Indonesien wegen Spielmanipulationen von Olympia in
       London ausgeschlossen. Das bestätigte ein hochrangiger IOC-Funktionär am
       Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.“ Badminton, der Name sagt ja schon
       alles, spielte man fair, hieße es Goodminton. Hat Federball keine Lobby bei
       den Spielen?
       
       13.59 Uhr, Surfen: Seltsame Schaubilder wechseln mit Luftaufnahmen des
       Strandes. „Der 49er ist vorbei“, sagt der ARD-Kommentator und man denkt:
       „Ach, echt jetzt?“ Wird bald der 50er folgen? Oder ist wieder mal
       Wasserersatzverkehr? Das Dauergepiepse nervt, rüber zum Einzelzeitfahren
       der Frauen, das ist: Radsport.
       
       13.45 Uhr, Rudern: Siegerehrung. Gewagt, die Trainingsanzüge der
       Ukrainerinnen. Die Hymne klingt russischer als die russische. Hand aufs
       Herz: Wer legt schon noch die Hand aufs Herz? Und wo ist die Steuerfrau?
       Werden die Doppelruder nicht ausgezeichnet? Zurück zum Surfen!
       
       13.28 Uhr, Surfen: [8][Feine Sache.] Rudern: Rüber zum Deutschland-Achter.
       „Es ist ein Luftkasten“, „Die Briten müssen aufpassen“, als ob man selbst
       mitruderte. Der Zwiebelbraten schaukelt auf den Wellen. Gold für
       Deutschland! Was sagt die Steuerfrau? Andere Redaktionen sind da schon
       weiter. [9][So freut sich] ein Teil der Redaktion der Frankfurter Rundschau
       über den Sieg.
       
       13.17 Uhr, Rudern: Während ich bei einem Zwiebelrollbraten mit Kartoffeln
       und Rotkohl saß, haben die Ukraine Gold, Deutschland Silber und die USA
       Bronze im Doppelvierer geholt. Im Zweier ohne Steuerfrau sieht das Ergebnis
       so aus: Helen Glover/Heather Stanning (Großbritannien) Gold, Kate
       Hornsey/Sarah Tait (Australien) Silber und Juliette Haigh/Rebecca Scown
       (Neuseeland) Bronze. Die Verwirrung greift um sich: Haben Doppelboote nie
       eine Steuerfrau oder warum gibt es da keine Angaben? Und umgekehrt: Wird,
       wo eine Steuerfrau sitzt, nicht doppelt gerudert? Rätsel, tief wie der
       Ärmelkanal.
       
       12.46 Uhr, Verpflegungsstation: Schnittchen sind alle, gehe erstmal essen.
       Weiter geht's in 30 Minuten.
       
       12.35 Uhr, Schwimmen: Staffel-Vorlauf der Frauen, Australien gewinnt. Habe
       bei solchen Veranstaltungen immer Angst, dass die sich gegenseitig auf den
       Kopf springen. Nichts davon findet sich in den Agenturen wieder, da geht es
       um die Starterlaubnis für einen Hürdenläufer und die sogenannte
       Twitter-Revolution bei Olympia. Revolution? Wurde Jacques Rogge gestürzt
       und aus London verjagt? Wann kommt denn endlich Surfen?
       
       12.19 Uhr, Fechten und Rudern: Tweet der Stunde über die Berichterstattung
       beim Rudern: [10][„Kanada wirkt auch nicht mehr so frisch da unten.
       #Olympia“] Geschwommen wird auch noch, Phelps schlägt einen Heintz.
       
       12.05 Uhr, Badminton: „Nach einer starken Vorrunde musste sich das deutsche
       Mixed-Duo Birgit Michels geb. Overzier und Michael Fuchs im Viertelfinale
       den übermächtigen Indonesiern Tantowi Ahmad und Lilyana Natsir in zwei
       Sätzen mit 15:21 und 9:21 geschlagen geben“, schreibt die ARD im
       Liveticker. Übermächtige Indonesier also, da kriegt man ja Angst, zum Glück
       hab ich nicht rübergeschaltet. Gleich kommt Surfen, na super! Davon
       verstehe ich so viel wie von südfinnischer Infrastrukturpolitik.
       
       11.48 Uhr, Rudern: Der sogenannte Deutschland-Achter ist also Favorit,
       hmhm. Müssten da nicht die Briten die Favoriten sein? Das Ruderrennen der
       Universitäten Oxford und Cambridge ist doch legendär, und nicht das
       zwischen der Bundeswehruniversität München und der Fachhochschule
       Brandenburg. Seltsam, das alles. Aber erstmal kommt der Doppel-Vierer dran,
       auch hier führt Deutschland. Da wird sogar die Schlagfrequenz erhöht. Bin
       ich jetzt beim Boxen gelandet?
       
       11.29 Uhr, Rudern: Wieviele Fische werden denn bei so einem Ruderrennen
       erschlagen? Weiß das jemand? B-Finale auf B-Finale, „im Schatten von
       Windsor-Castle“ (ARD). Auch Beachvolleyball geht jetzt online. Die
       Nachrichtenagenturen berichten über die 16-jährige chinesische Schwimmerin
       Ye Shiwen – „Auf keinen Fall“ gedopt. Ob sie wohl den B-Lauf-Achter der
       Ukraine überholt hätte?Polen gewinnt.
       
       11.14 Uhr, Fechten: Fechten sollte Redaktionskonferenz oder
       Parlamentsaussprache heißen. Hier wird ja mehr diskutiert als gefochten.
       Ständig schreit einer rum, fordert Videobeweise, während die Trainer sofort
       in die Debatte einsteigen. Jörg Fiedler gewinnt 15:4. Bekomme aber wegen
       der vielen Wortgefechte nicht mit, ob es Degen-, Säbel- oder Florettfechten
       ist. Zurück zum Rudern. Unterdessen hält die Häme über die deutschen
       Schwimmerinnen und Schwimmer [11][auf Twitter an.] 
       
       11.03 Uhr, Rudern: Die Kollegen aus dem Olympia-Team fordern, ich soll mich
       aufs Rudern konzentrieren. Befehl ist Befehl. Wohlan: Kanadier führen im
       Doppel-Zweier. Neulich im Fernsehen bei Olympia nicht richtig hingehört und
       „Moppel-Zweier“ verstanden. In die Wohnung gerufen: „Schatz, wir sind im
       Fernsehen!"
       
       10.54 Uhr, Verpflegungsstation, Judo: Dieses Olympia-Glotzen färbt auf
       alles andere ab. Gerade an der Kaffeemaschine Zweiter gewesen. Wo bleibt
       meine Silbermedaille? Jetzt wird's stressig. Weitere Livestreams gehen
       online: Fechten und Badminton Mixed. Beim Judo der Männer verliert ein
       deutscher Mittelgewichtler (bis 90 Kilo). Begreife plötzlich: Auch ich bin
       ein Mittelgewicht. Klingt gar nicht schlecht.
       
       10.36 Uhr, Rudern und Judo: „Es geht hier um die Plätze 13 bis 24“, sagt
       der ZDF-Kommentator, „wann kommt der Iraner?“ Drüben beim Judo
       Änderungsschneider unter sich, ein irres Gezerre an den Klamotten des
       anderen.
       
       10.24 Uhr, Rückblick aufs Vielseitigkeitsreiten: Wenn man das nicht kennt,
       denkt man so auf dem Sofa liegend bei diesem Begriff ja erstmal: Wie?
       Vielseitigkeit? Reiten auf Pferd, Esel, Muli, Hund und Katz? Was sagen die
       Tierschützer dazu? Dann die Erkenntnis, ah! Military! Darf nicht mehr so
       heißen. So wie Bundeswehr jetzt Friedenstruppe heißt. Man muss das nur oft
       genug sagen. Wobei: Vielseitigkeitscorps wäre ja auch schön. 4:0 beim
       Hockey.
       
       10.13 Uhr, deutsche Medaillen: Australien führt zur Halbzeit 3:0, extrem
       einseitiges Spiel. Um 10.30 Uhr muss ich mich entscheiden zwischen Judo der
       Frauen bis 70 Kilo, Judo der Männer bis 90 Kilo und Rudern der Frauen und
       Männer. Gibt's keine Konferenz? The European [12][schlägt vor,] dass auch
       E-Sport olympisch werden soll. Im ZDF geht es nur noch um mögliche
       Goldmedaillen, die die Deutschen heute holen können/sollen/müssen. Vom
       Hockey spricht niemand mehr, seltsam.
       
       9.49 Uhr, Hockey der Männer: Hockey ist gut, nicht so schnell wie viele
       andere Sportarten. Zu langsam offensichtlich fürs Netz – niemand twittert
       über Hockey. Und Hockey ist auch nicht so abseitig. Warum sind eigentlich
       Synchronschwimmen und Tontaubenschießen olympisch und Massensportarten wie
       Billard nicht? Schalte um zum ZDF, dort kommentieren gleich zwei Reporter
       das Hockeyspiel.
       
       9.37 Uhr, Hockey der Männer: Türkise Trikots auf blauem Grund, mutig, die
       Trikotwahl der Australier beim Hockey. Australien führt 2:0. Livestream mit
       Ton, aber ohne Kommentator. Wie im Paradies. Die spanischen Spieler
       schreien den Schiedsrichter an und fordern einen Videobeweis.
       
       9.33 Uhr, Twitter: Der Fußballer Hans Sarpei ist [13][auch schon im
       Olympia-Fieber.] Ganz schön gehässig, der Mann. Gefällt mir.
       
       9.18 Uhr, Hockey: Die Spannung steigt, um 9:30 Uhr beginnt der erste
       Livestream, „Hockey (M) Gruppe A (Spanien-Australien)“, es überträgt die
       ARD im Netz und schreibt: „Spanien gelang ein beachtliches 1:1 gegen
       Pakistan. Aber Australien besiegte 6:0. Wie geht es weiter in der Gruppe
       A?“ Wen besiegte Australien denn? Muss man denn alles selbst herausfinden?
       
       8:45 Uhr, Tagesvorbeitung: Ein erster Blick ins Programm für heute und die
       Freude steigt: Entscheidungen im Rudern, Rudern und Rudern, dazu noch
       Radsport, Kanu, Wasserspringen, Gewichtheben, Fechten, Schwimmen. Bisschen
       viel Wasser, da muss man bestimmt häufig pullern. Aber, ne, was freu ich
       mich! Ab 9.45 Uhr überträgt das ZDF, dazu diverse Livestreams in den
       Mediatheken [14][von ARD] und [15][ZDF.] 
       
       ***
       
       302 Wettkämpfe, 26 Sportarten, 900 Stunden Livebilder – wer hält das aus?
       Gibt es überhaupt irgendeinen Menschen auf diesem Planeten dessen
       sportliche Kompetenz für dieses Mammutprogramm ausreicht? Richtig, den gibt
       es nicht. Aber endlos viele interessierte Ahnungslose wie taz.de-Redakteur
       Maik Söhler.
       
       Also haben wir ihm in einer stillen Ecke der Redaktion eine Couch
       zurechtgerückt, reichlich Schnittchen geschmiert und Kaffee gekocht.
       Exklusiv wird Söhler heute für sie berichten und seine – und wahrscheinlich
       insgeheim auch Ihre – Verzweiflung über einen ganz normalen olympischen Tag
       niederschreiben. Knallhart und ehrlich.
       
       Er hat extra darum gebeten ihm Streichhölzer zwischen die Lider zu
       schieben, falls er vor lauter Bildergerwirr dankbar die Augen schließt. Sie
       sehen, der Mann meint es ernst.
       
       1 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gewichtheben-bis-58kg-Frauen/!98387/
 (DIR) [2] /Doping-Spekulationen-bei-Olympia/!98554/
 (DIR) [3] http://twitter.com/stadioncheck/status/230731445201686528
 (DIR) [4] http://youtu.be/v5DXmG9PjGc
 (DIR) [5] /Kolumne-London-Eye/!98424/
 (DIR) [6] http://twitter.com/DOSB/status/230666766525804545
 (DIR) [7] http://www.habenwirschongold.de/
 (DIR) [8] http://olympia.ard.de/apps/java/london2012/liveplayer/index.html
 (DIR) [9] http://ow.ly/i/OyAM
 (DIR) [10] http://twitter.com/LifeOfAToast/status/230606731556839425
 (DIR) [11] http://twitter.com/Stubbsknubbel/status/230591493524570112
 (DIR) [12] http://theeuropean.de/ibrahim-mazari/11836-warum-e-sport-olympisch-werden-sollte
 (DIR) [13] http://twitter.com/HansSarpei/status/230399005606154240/photo/1
 (DIR) [14] http://olympia.ard.de/apps/java/london2012/liveplayer/index.html
 (DIR) [15] http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/event/1680922/olympia2012/dialog/epg
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maik Söhler
 (DIR) Svenja Bednarczyk
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) +++ Liveticker Olympia-Abschlussfeier +++: Who's next? Rio!
       
       Zum Schluss dürfen die Rocklegenden von The Who ran. Feuerwerk, Konfetti
       und alle hatten Spaß. Jetzt kommt die nächste Olympiade, dann geht es in
       Rio weiter.
       
 (DIR) +++ Olympia-Live-Kritik: Die letzte Nacht +++: Karibik holt Schummelbronze
       
       Kanada weint. Montenegro weint. Und Usain Bolt läuft wieder schneller.
       Ansonsten läuft das Deutschlandlied im ZDF wegen der Hockeyjungs.
       
 (DIR) Kommentar Olympia: Warum gucken wir das bloß?
       
       Ja, es gibt wichtigeres auf der Welt. Trotzdem gucken wir vereint abseitige
       Sportarten, jubeln bei rhythmischer Sportgymnastik und weinen beim
       Speervorkampf.
       
 (DIR) Olympiarekord für Segler Ben Ainslie: Big Ben hat starke Nerven
       
       Der Brite Ben Ainslie wird mit seiner vierten Goldmedaille zum besten
       olympischen Segler aller Zeiten. Die Regatta war ein Nervenkrieg.
       
 (DIR) Olympia Tag 6 – Der lange Nachmittag: Mal eine Runde Squash spielen
       
       Badmintonspieler sind ziemlich out. Dimitrij Ovtcharov holt Bronze im
       Tischtennis und der deutsche Carinjo muss ohne Wettkampf nach hause
       galoppieren.
       
 (DIR) Olympia – Kanu, Slalom: Sturzfahrt durchs Lee Valley
       
       Großbritannien holt den Doppelsieg im Kanadier und ein australischer
       Geheimtip fährt im Kajak zu Silber. Ein Genuss - vor allem, wenn die
       Kommentatorin schweigt.
       
 (DIR) Olympia Tag 6 – Der Vormittag: Hoffnung bei den schweren Jungs
       
       Judoka Dimitri Peters steht nach drei Siegen im Halbfinale der Klasse bis
       100 Kilogramm. Ohne deutsche Beteiligung gewinnt das US-Team den
       Ruder-Achter der Frauen.
       
 (DIR) Olympia – Gewichtheben: Hoffen auf die dicken Männer
       
       Zwei Chinesen steigen erst dort in den Wettkampf ein, wo die Konkurrenz
       längst aufgehört hat. Der einzige, der mithalten kann, kugelt sich den
       Ellenbogen aus. Hm.
       
 (DIR) Olympia Tag 5 – Die Nacht: Weltfrieden nicht in Gefahr
       
       Die „Mauer von Köln“ steht im Achtelfinale. Britta Steffen steht am
       Beckenrand. Eine Spanierin steht als erste Schwimmerin ihres Landes auf dem
       Olympiatreppchen.
       
 (DIR) Olympia – Fechten: Venezolaner holt Degengold
       
       Venezuela jubelt. Wegen der zweiten olympischen Goldmedaille in der
       Geschichte des Landes, die Ruben Limardo gewinnt. Mitleid gebührt dem
       unterlegenen Norweger.
       
 (DIR) Olympia – Tennis: Klopperkönigin Scharapowa
       
       Sabine Lisicki scheitert nach fast drei Stunden in drei Sätzen an Maria
       Scharapowa. Wie immer, wenn die beiden aufeinandertreffen. Nichts für
       Tennis-Puristen!
       
 (DIR) Olympia – Schwimmen: Weniger als ein Wimpernschlag
       
       In einem Foto-Finisch siegt der US-Amerikaner Nathan Adrian über 100 Meter
       Freistil. Am Ende entscheidet eine Hundertstel über Gold und Silber.
       
 (DIR) Olympia – Turnen, Mehrkampf: Elegant auf dem Hintern
       
       Nicht Fabian Hambüchen, sondern Marcel Nguyen glänzt olympisch silbern!
       Schreiend und hüpfend feierte der Trainer und Vater von Danell Leyva seinen
       dritten Platz.
       
 (DIR) Olympia Tag 5 – Der lange Nachmittag: Unsouveräne Niederlage
       
       Venus Williams ist geschlagen. Von einer neuen Steffi Graf: Angelique
       Kerber. Eine deutsche Badmintonspielerin verliert gegen eine Minderjährige.
       Und zieht bockig von dannen.
       
 (DIR) Syrische Sportler in London: Alles kein Problem
       
       Die syrische Schwimmerin Bayan Jumah stammt aus Aleppo, wo derzeit
       Bürgerkrieg herrscht. Davon will sie aber nichts wissen. „Es ist nichts
       passiert“, sagt sie.
       
 (DIR) Silbermedaillengewinner Tasiadis: Nicht ganz billig
       
       Der Kanute Sideris Tasiadis, Kind griechischer Einwanderer, hat sich in
       Deutschland nie benachteiligt gefühlt. Jetzt lässt er sich für seine
       Silbermedaille feiern.
       
 (DIR) Olympia – Judo: Kommissarin Thielerella
       
       Nach ihrem überraschenden Finaleinzug verliert Kerstin Thiele das Finale
       gegen Lucie Décosse. Schuld war nur ein „Waza-ari“. Watch out Sachsen!
       
 (DIR) Olympia – Radzeitfahren: Es ist ein Brite!
       
       Das vierte olympische Gold: Bradley Wiggins, der erste britische Tour de
       France-Sieger gewinnt auch in London. Tony Martin wird immerhin Zweiter.
       Das optische Gold holt ein Spanier.
       
 (DIR) Olympia – Radzeitfahren: Wieder nur Silber
       
       Auch bei ihren wohl letzten Olympischen Spielen reicht es für Judith Arndt
       nicht zur Goldmedaille. Sportlich dominieren die USA, optisch die Helme.
       
 (DIR) Olympia Tag 5 – Der Vormittag: Der Mythos lebt
       
       Rudern, Rudern, Rudern. Der Deutschlandachter holt Gold und die Frauen im
       Doppelvierer schnappen sich die Silbermedaille.
       
 (DIR) Olympia – Surfen: Schön sieht's aus
       
       Die Windsurfer rauschen durchs Wasser und der Deutsche Toni Wilhelm
       versucht sich in den Medaillenrängen zu halten. Doch der Autor versteht nur
       Bahnhof.
       
 (DIR) Olympia – Rudern: Gold für deutsche Ruderer
       
       Der Deutschland-Achter holt sich olympisches Gold, die taz trifft sich zum
       Ruder-Rudelgucken und dem ZDF-Reporter brennen die Schenkel.
       
 (DIR) Olympia – Rudern: Die Ukraine rudert
       
       Die Ukrainerinnen waren am schnellsten. Aber das deutsche Team war gar
       nicht so schlecht. Mit zwei Sekunden Abstand sicherten sie sich die
       Silbermedaile.
       
 (DIR) Olympia – Rudern: Gegen das Gesetz der Serie
       
       Marcel Hacker bekommt seine Medaillenchance. Der 35-jährige Einer-Ruderer
       übersteht locker das Halbfinale. In Peking und Athen war jeweils vor dem
       Endlauf Schluss.
       
 (DIR) Olympia – Schwimmen: Erfolgreich durch die ersten Wellen
       
       Fast alle Deutschen, die am Mittwoch ins Wasser gesprungen sind, haben es
       ins Halbfinale geschafft. Britta Steffen und Daniela Schreiber eher
       schlecht als recht.
       
 (DIR) Olympia – Judo: Highländer ohne Schwert
       
       Die Judoka liefern sich enge Kämpfe, bei denen meist Kämpfer aus Ländern,
       die auf „stan“ enden, gewinnen. Dem Deutschen Christophe Lambert fehlen die
       Mittel.