# taz.de -- Entführte Libanesen in Syrien: Racheaktionen in Beirut
       
       > Geiselnahmen in Syrien führen zu Gewalttaten im Nachbarland Libanon.
       > Golfaraber verlassen nach Drohungen das Urlaubsland. Ein schwerer Schlag
       > für die lokale Wirtschaft.
       
 (IMG) Bild: Mitglieder des „bewaffneten Arms“ der schiitischen Al-Mikdad-Familie.
       
       BERLIN/AZAZ taz | Zwei Geiselnahmen libanesischer Staatsbürger durch
       Rebellen in Syrien haben in deren Heimat zu Ausschreitungen und
       Entführungen geführt. Angehörige und Nachbarn von elf schiitischen Pilgern,
       die am 22. Mai in Syrien verschleppt wurden und zuletzt in Azaz im Norden
       des Landes festgehalten wurden, gingen am Mittwochabend im überwiegend
       schiitischen Süden von Beirut auf die Straße. Zuvor hatten Medien gemeldet,
       dass vier der Pilger bei einem Luftangriff in Azaz ums Leben gekommen
       seien. Später hieß es aus Azaz, sieben seien verletzt und vier würden
       vermisst.
       
       Wie afp unter Berufung auf die Nachrichtenagentur ANI berichtete, begann
       die libanesische Gruppe, „Dutzende Syrer“ anzugreifen. Bewaffnete
       verwüsteten Geschäfte, zerstörten Autos, blockierten die Straße zum
       Flughafen. Die südlichen Wohnviertel Beiruts werden von der Hisbollah
       kontrolliert. Die libanesische Bevölkerung ist in Anhänger und Gegner
       Assads gespalten.
       
       Wo die Pilger sich derzeit aufhalten, ist nicht bekannt. Das Gebäude in
       Azaz, in dem die Entführten bis letzte Woche festgehalten wurden, schien am
       Donnerstag leerstehend zu sein. An einer Seitenwand waren Einschusslöcher
       zu sehen, auf Klopfen und Rufen reagierte niemand. Bei dem Luftangriff der
       Regierungstruppen am Mittwoch wurde das gegenüberliegende Medienzentrum
       beschädigt, aber am schwersten getroffen wurde ein etwa 200 Meter
       entfernter Häuserblock. Hier soll es 40 Tote und etwa 150 Verletzte gegeben
       haben.
       
       ## Mitglied der Hisbollah?
       
       Bei der zweiten Geiselnahme handelt es sich um den 39-jährigen Hassan Salim
       al-Mikdad, der am Montag in Damaskus von Rebellen verschleppt wurde. Diese
       halten al-Mikdad für ein Mitglied der Hisbollah, die das jedoch abstreitet.
       Allerdings unterhält sie gute Beziehungen zu Präsident al-Assad.
       
       In Reaktion auf die Entführung nahm der „militärische Flügel“ der
       Mikdad-Familie in Beirut eigenen Angaben zufolge über zwanzig Personen
       gefangen. Dabei soll es sich um einen Saudi, einen türkischen Geschäftsmann
       sowie Syrer handeln, darunter ein Deserteur. Hatem al-Mikdad, ein führendes
       Mitglied der Familie, drohte laut Reuters mit weiteren Aktionen gegen
       syrische Rebellen im Libanon und Angehörige von Staaten, die die Opposition
       in Syrien unterstützen, sollte sein Verwandter nicht freigelassen werden.
       
       Dies wiederum zog eine fast panische Reaktion von Saudi-Arabien, den
       Emiraten, Katar und Kuwait nach sich. Die Golfstaaten forderten ihre Bürger
       zum sofortigen Verlassen des Libanon auf. Am Donnerstag machten sich
       Dutzende Araber aus dem Golfstaaten auf den Weg nach Hause. Bei Touristen
       vom Golf ist der Libanon mit seinem gemäßigteren Klima und der
       freizügigeren Lebensweise beliebt. Daher ist die jüngste Entwicklung auch
       ein wirtschaftlicher Schlag für das Land. Führende libanesische Politiker
       bis hin zur Hisbollah verurteilten die Entführungen und Ausschreitungen.
       
       17 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) B. Seel
 (DIR) J. Mortimer
       
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