# taz.de -- Lakhdar Brahimi wird Syrien-Gesandter: Die Wunderwaffe der UN
       
       > Kofi Annans Nachfolger als Syrien-Gesandter der UN wird der algerische
       > Diplomat Lakhdar Brahimi. Er hat gute Kontakte zu den Golfmonarchen und
       > gilt als „Superpragmatist“.
       
 (IMG) Bild: Würde niemals gegen den Willen der USA handeln: Lakhdar Brahimi.
       
       Kaum hat Kofi Annan als UN-Vermittler in Syrien den Bettel hingeworfen,
       nicht ohne Schuldzuweisung auch an den Westen, zaubert die Weltorganisation
       eine andere diplomatische Wunderwaffe aus ihrem Arsenal hervor: Lakhdar
       Brahimi, einst Außenminister der algerischen Junta, die 1991 einen
       drohenden Wahlsieg der Islamisten wegputschte. Der 78-Jährige soll sich
       aber jetzt einen neuen Titel und ein neues Mandat ausbedungen haben, um
       nicht als zweite Wahl nach dem Ghanaer dazustehen.
       
       Brahimi vermittelte schon häufig für die UNO. In Haiti (1991–93) und
       Südafrika (1993/94), wo er bei den ersten Post-Apartheid-Wahlen ein
       Ergebnis aushandelte, das eine komplette Machtübernahme des ANC und einen
       drohenden Bürgerkrieg mit der Zulu-Partei Inkatha verhinderte, erwarb er
       sich den Ruf eines Superpragmatisten, der – obwohl persönlich durchaus
       nicht US-freundlich – niemals gegen Washingtons Willen handeln würde. (Bei
       seinem Irak-Kurzeinsatz 2004 nannte er allerdings den US-Prokonsul Paul
       Bremer einen „Diktator“.) Brahimi hat gute Kontakte zu den Golfmonarchen
       und war zuletzt als Kontaktmann zu den afghanischen Taliban im Gespräch.
       
       Zur Bonner Afghanistan-Konferenz 2001 wurde er deshalb auch an die Stelle
       seines Vorgängers, des Katalanen Francesc Vendrell, gesetzt, der dafür
       bekannt war, nicht jede Vorgabe Washingtons zu schlucken. In Afghanistan
       stand sein durch die USA geprägter Ansatz „Sicherheit vor Gerechtigkeit“,
       der die Warlords trotz massiver Kriegsverbrechen ins theoretisch
       demokratische neue System integrierte, als entscheidende Weichenstellung am
       Anfang des Wegs ins heutige Desaster.
       
       Aus syrischem Blickwinkel ist Brahimis Hauptrolle beim Taïf-Abkommen 1989,
       als er in Kooperation mit dem Assad-Regime die heiße Phase des Bürgerkriegs
       in Libanon beendete, mindestens so wichtig. Doch Taïf schrieb auch ein
       konfessionell paritätisch quotiertes politisches System fest, das viele
       Libanesen heute als Grundübel ihres Staates sehen. Vom grünen Tisch der UN
       aus mag das angesichts der drohenden Fragmentierung Syriens fast wie eine
       Zauberformel aussehen.
       
       18 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Ruttig
       
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