# taz.de -- AKW-Bau in Brasilien: So sicher wie die Rente
       
       > Die deutsche Regierung akzeptiert veraltete Standards bei der
       > Kreditbürgschaft für ein AKW in Brasilien. Die Grünen sind sauer.
       
 (IMG) Bild: „Stresstest“ vor dem Kanzleramt.
       
       BERLIN taz | Bis Ende September muss die Bundesregierung darüber
       entscheiden, ob die vorläufige Zusage für eine Exportkreditbürgschaft für
       das geplante brasilianische Atomkraftwerk Angra 3 verlängert wird. Anders
       als zuvor angedeutet, wird sie dabei offenbar nicht auf der Einhaltung
       moderner Sicherheitsstandards bestehen, wie sie in Deutschland gelten.
       
       Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums an die
       Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl hervor, die der taz
       vorliegt. Eine „Sicherheitsbewertung, wie sie im Rahmen der in nationaler
       Hoheit liegenden atomaufsichtsrechtlichen Genehmigungsverfahren“
       vorgenommen werde, sei „nicht Ziel der Begutachtung“, schreibt
       Staatssekretär Steffen Kampeter (CDU).
       
       Maßstab könnten nur die in Brasilien geltenden Regeln und der von den
       örtlichen Behörden durchgeführte „Stresstest“ sein. Damit fällt die
       Bundesregierung hinter frühere Aussagen zurück: Nach dem Atomunfall von
       Fukushima hatte sie eine Neubewertung des Risikos von Angra 3 angekündigt
       und angedeutet, dass dabei der aktuelle Stand von Wissenschaft und Technik
       als Grundlage dienen sollte.
       
       Grünen-Atomexpertin Kotting-Uhl sieht die früheren Aussagen nun als
       „Heuchelei“ entlarvt: „Die Bundesregierung ist zufrieden mit unsauberen und
       lückenhaften Bescheinigungen veralteter Pläne und niedriger Maßstäbe“,
       sagte sie der taz. Auf Kritik stößt bei den Grünen zudem, dass in einem
       neuen von der Regierung beauftragen Gutachten über Angra mit dem
       vorläufigen Sicherheitsbericht ein zentrales Dokument in den Anlagen fehle.
       
       Dies scheint die Regierung nicht zu stören: Staatssekretär Kampeter
       verweist darauf, dass der Bericht in den Büros der brasilianischen
       Aufsichtsbehörde „eingesehen werden kann“. Dieses Desinteresse kann
       Kotting-Uhl nicht verstehen: „Ohne vollständige Unterlagen ist eine saubere
       Prüfung und Entscheidung gar nicht möglich.“
       
       Der wegen Sicherheitsbedenken umstrittene AKW-Neubau Angra 3 wurde 1984
       begonnen, später aber unterbrochen. Von der deutschen Kreditgarantie im
       Umfang von 1,3 Milliarden soll der französische Konzern Areva profitieren,
       der auch in Erlangen einen Standort hat.
       
       9 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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