# taz.de -- Ex-NPD-Kader Ralf Wohlleben: Mordhelfer und V-Mann?
       
       > Ralf Wohlleben hat der NSU vermutlich die Mordwaffe beschafft. Ein
       > Bundesanwalt glaubt, dass er ein V-Mann des Verfassungsschutzes gewesen
       > sein könnte.
       
 (IMG) Bild: Mutmaßlicher NSU-Waffenbeschaffer: Ralf Wohlleben nach seiner Verhaftung.
       
       BERLIN taz | Noch ist es nur ein Verdacht. Doch sollte er sich bestätigen,
       wäre es ein weiterer Tiefpunkt in der Skandalserie rund um den
       „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU).
       
       Einer der 13 Beschuldigten im NSU-Verfahren soll vor rund zehn Jahren als
       V-Mann einer Verfassungsschutzbehörde Informationen über die NPD geliefert
       haben. Wie es in Sicherheitskreisen hieß, soll es sich dabei um den
       jahrelang einflussreichen Thüringer Neonazi-Aktivisten und ehemaligen
       NPD-Vizelandeschef Ralf Wohlleben handeln.
       
       Das wäre noch brisanter als der Fall des zuletzt erst bekannt gewordenen
       [1][V-Mannes der Berliner Polizei] aus dem mutmaßlichen
       NSU-Unterstützerkreis. Der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Wieland sagt es so:
       „Es ist eine offene Frage, ob das stimmt oder nicht. Aber wenn es stimmt,
       dann ist die Kacke am Dampfen.“
       
       Der 37-jährige Wohlleben ist neben dem einzigen noch lebenden mutmaßlichen
       NSU-Mitglied Beate Zschäpe der alleinige Beschuldigte, der in dem Verfahren
       noch in Untersuchungshaft sitzt. Der Vorwurf: Beihilfe zum Mord, weil er
       den Neonazis jene Pistole verschafft haben soll, mit denen diese von 2000
       bis 2006 neun Migranten erschossen.
       
       ## NPD-Verbot: Wohllebens Name tauchte auf
       
       Der Verdacht, dass er vor rund zehn Jahren ein V-Mann gewesen sein könnte,
       stammt nicht von irgendjemand, sondern kommt von einem Bundesanwalt aus
       Karlsruhe. Nach Informationen der taz war es Hans-Jürgen Förster, der eine
       geheim gehaltene Erklärung abgegeben hat: Er meint, sich an den Namen
       Wohlleben aus dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren von 2001 bis 2003 im
       Zusammenhang mit V-Leuten in der Partei zu erinnern.
       
       Förster hatte damals als Beamter des Bundesinnenministeriums mit dem
       schließlich gescheiterten NPD-Verbot zu tun. Zuvor war er in den 1990er
       Jahren Chef des Verfassungsschutzes in Brandenburg. 2008 kam er wieder nach
       Karlsruhe zur Bundesanwaltschaft, wo er in der Abteilung Spionage arbeitet.
       
       Am Freitag wurden das Innenministerium und der NSU-Untersuchungsausschuss
       über den Verdacht des Bundesanwalts informiert, am späten Dienstagabend
       ging das Innenministerium dann von sich aus an die Öffentlichkeit, nannte
       in seiner Mitteilung aber keine Namen.
       
       Die Geheimdienste von Bund und Ländern haben in den vergangenen Monaten den
       Ermittlern und den Untersuchungsausschüssen regalmeterweise Aktenordner
       geliefert. Wohlleben taucht dort an unzähligen Stellen auf, doch von einer
       möglichen V-Mann-Tätigkeit war dort nie die Rede. Mehrfach hatten
       Verfassungsschutzämter vielmehr beteuert, keinen der im NSU-Verfahren
       Beschuldigten als V-Mann geführt zu haben.
       
       ## Akten aus dem NPD-Verbotsverfahren werden untersucht
       
       Wohllebens Anwältin Nicole Schneiders weist den Spitzelverdacht zurück.
       „Namens meines Mandanten dementiere ich die Vorwürfe, dass er als V-Mann
       tätig gewesen sein soll“, teilte sie der taz mit. „Es überrascht auch, dass
       dieser Umstand erst jetzt bei der Bundesanwaltschaft erinnerlich ist.“
       Schneiders war um die Jahrtausendwende selbst Mitglied der NPD, im selben
       Kreisverband wie Wohlleben.
       
       Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat die Behörden angewiesen,
       alle Akten aus dem NPD-Verbotsverfahren durchwälzen zu lassen und alle mit
       dem Verfahren betrauten Mitarbeiter zu befragen. Am Mittwochabend wollte er
       den Obleuten des NSU-Ausschusses einen ersten Zwischenstand mitteilen.
       
       Im Vorfeld des Treffens verlangte die SPD-Obfrau im
       NSU-Untersuchungsausschuss, Eva Högl, die „schnellstmögliche Aufklärung
       dieser brisanten Vermutung“. Ihr Pendant bei der Linkspartei, Petra Pau,
       sagte: „Es fällt einem immer schwerer, Verschwörungstheorien als abwegig
       zurückzuweisen.“
       
       26 Sep 2012
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Wolf Schmidt
       
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