# taz.de -- Syrisch-türkischer Konflikt: Aufrufe zur Deeskalation
       
       > Die internationale Politik ist sich einig. Von Washington bis Peking gilt
       > ein Krieg zwischen Syrien und der Türkei als Horrorszenario.
       
 (IMG) Bild: Der Bürgerkrieg in Syrien geht weiter, die Angst vor einer internationalen Eskalation wächst.
       
       GENF taz | Ein Krieg zwischen Syrien und der Türkei mit all seinen
       unkalkulierbaren Folgen für den gesamten Nahen und Mittleren Osten wird von
       der internationalen Politik als Horrorszenario betrachtet. Ebenso die
       eventuelle Involvierung der beiden benachbarten Regionalmächte Iran und
       Saudiarabien.
       
       Entsprechend bestimmen Aufrufe zu Besonnenheit und Zurückhaltung die
       internationalen Reaktionen auf die gegenseitigen Militärattacken entlang
       der syrisch-türkischen Grenze. Die Nato und westliche Regierungen erklärten
       sich solidarisch mit ihrem zuerst angegriffenen Bündnispartner Türkei.
       
       Bereits am Mittwoch – noch vor den ersten türkischen Vergeltungsschlägen
       gegen syrischees Territorium – waren die 28 Botschafter der Nato in Brüssel
       auf Antrag der Türkei zu „Konsultationen" entsprechend Artikel vier des
       Nato-Vertrages zusammen gekommen.
       
       Sie verurteilten den syrischen Granatbeschuss, der fünf türkische
       Todesopfer gefordert hatte, als „flagrante Verletzung internationalen
       Rechts“. Die Situation werde genauestens beobachtet, hieß es in Brüssel.
       Weitere Konsultationen wurden vereinbart.
       
       Eine Ausrufung des Bündnisfalles nach Artikel fünf des Nato-Vertrages, der
       Beistandspflichten aller Mitglieder für ein angegriffenen Bündnispartner
       vorsieht, wurde von Ankara nicht beantragt. Ein solcher Antrag hätte nach
       Angaben eines Nato-Botschafters gegenüber der taz auch „keinerlei
       Unterstützung" gefunden.
       
       ## Bündnisfall nicht angemessen
       
       Bereits vor der Nato-Sitzung war aus Regierungskreisen der Bündnisvormacht
       USA verlautet, angesichts des geringen Ausmaßes der militärischen
       Übergriffe auf türkisches Territorium wäre die Ausrufung des Bündnisfalls
       nicht angemessen. Sollte die Gewalt allerdings eskalieren, könnte die
       Einschätzung in Zukunft aber auch anders ausfallen.
       
       Ob der UN-Sicherheitsrat sich mit dem Konflikt befassen wird, ist noch
       offen. Die Türkei hatte den Rat in einem Schreiben aufgefordert, die
       „nötigen Maßnahmen“ zu ergreifen, um „die syrische Aggression zu stoppen“
       und um „sicherzustellen, dass Syrien die territoriale Souveränität des
       Landes respektiert“. Dazu hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die
       Regierung in Damaskus bereits vor Eingang des Schreibens aus Ankara
       aufgefordert. Zugleich rief er alle Seiten zur Mäßigung auf.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Beschuss türkischen Gebiets
       durch syrische Granaten am Donnerstag „aufs Schärfste“. Zugleich rief sie
       „alle Beteiligten zu großer Besonnenheit auf“. Ähnlich äußerten sich auch
       Außenminister Guido Westerwelle und die EU-Außenbeauftragte Catherine
       Ashton. Der britische Außenminister William Hague sagte, die militärische
       Reaktion der Türkei sei verständlich. „Wir erklären unsere tiefe
       Solidarität mit der Türkei, aber wir wollen keine weitere Eskalation dieses
       Vorfalles.“
       
       ## „Tragisches Versehen“
       
       Russland erklärt sich zwar nicht mit der Türkei solidarisch, wies aber der
       syrischen Regierung die Hauptverantwortung für eine Deeskalation des
       Konfliktes zu. Außenminister Sergej Lavrov forderte Syrien auf, den
       Beschuss türkischen Territoriums vom Mittwoch offiziell als Versehen zu
       erklären.
       
       Laut Lavrov habe die syrische Regierung gegenüber dem russischen
       Botschafter in Damaskus erklärt, dass es sich um ein „tragisches Versehen“
       gehandelt habe und zugesichert, so etwas werde nicht noch einmal passieren.
       „Wir denken, dass es von fundamentaler Bedeutung für Damaskus ist, dies
       auch offiziell zu erklären“, betonte der russische Außenminister.
       
       4 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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