# taz.de -- Menschen mit Behinderung und Medien: „Sollen einen Sitz haben“
       
       > Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja will, dass Menschen mit
       > Behinderung und Senioren im Rundfunkrat des RBB vertreten sind.
       
 (IMG) Bild: Behinderte Menschen tauchen in den wichtigen Medienpositionen kaum auf. Wieso eigentlich nicht?
       
       In Berlin und Brandenburg streiten die Politiker darüber, wie Behinderte
       besser in den Medien repräsentiert werden. Die Berliner SPD-Fraktion hat
       einen Antrag mit dem Ziel beschlossen, Menschen mit Behinderung eine Stimme
       im Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg zu geben. 
       
       Solche Rundfunkräte haben alle ARD-Anstalten, unter anderem beraten sie die
       jeweiligen IntendantInnen in Fragen des Programms. Dem Antrag der Berliner
       SPD müssten Berliner und Brandenburger Landtag zustimmen. [1][Brandenburgs
       SPD ist aber dagegen], eine Erweiterung des Rats schränke die
       Arbeitsfähigkeit ein. Nun kommt es auf die anderen Mitspieler an. Was sagt
       die zweite Berliner Regierungspartei? 
       
       taz: Herr Czaja, Sie fordern, dass Berlin zu einer behindertengerechten
       Stadt ausgebaut werden müsse – gilt das auch für die Medien in Berlin? 
       
       Mario Czaja: Ja, das tut es, und deshalb unterstütze ich das Anliegen, dass
       Menschen mit Behinderung und Senioren im RBB-Rundfunkrat einen Sitz haben
       sollen. Auch die CDU hat sich schon immer dafür ausgesprochen. Der
       einfachste Weg wäre, die Zahl der Mitglieder von 30 auf 32 aufzustocken.
       
       Was versprechen Sie sich davon? 
       
       Zum Beispiel eine regelmäßigere Berichterstattung über bestimmte, für
       Menschen mit Behinderungen relevante Veranstaltungen oder auch die
       verstärkte Einbindung von Untertiteln und Gebärdensprache im Fernsehen.
       
       Rundfunkräte sollen einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen – was ist
       das überhaupt? 
       
       Das zu bestimmen, ist eine schwere Aufgabe, vor allem bei einer so
       heterogenen Bevölkerung wie in Berlin. Aber die wesentlichen Zielgruppen
       sollten in jedem Fall mit eingebunden werden. Etwa 600.000 Menschen in
       Berlin haben eine Behinderung, insofern sehe ich hier eine Notwendigkeit.
       
       Auch viele andere Gruppen haben keinen Platz im Rundfunkrat. Wird in der
       Berliner CDU darüber diskutiert, nur dann Menschen mit Behinderungen einen
       Platz zu geben, wenn dafür auch andere einen Platz erhalten – Vertriebene
       oder Homosexuelle zum Beispiel? 
       
       Meiner Ansicht nach sollte tunlichst vermieden werden, Gruppen
       gegeneinander auszuspielen. Uns und mir ganz persönlich geht es im Moment
       nicht um die Grundsatzfrage, ob der Rundfunkrat an sich umstrukturiert
       werden sollte, diese oder jene Bevölkerungsgruppe einen Platz zu viel oder
       zu wenig im Rundfunkrat hat. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, dass
       Menschen mit Behinderungen repräsentiert sind, dies sollte zunächst erfüllt
       sein.
       
       Was sagt Ihnen der RBB dazu? 
       
       Bei Gesprächen mit der RBB-Intendantin Dagmar Reim bin ich bisher immer auf
       offene Ohren gestoßen. Frau Reim hat selbst eine Fülle an Vorschlägen
       gemacht, zum Beispiel besserer Video-Text oder mehr Untertitel. Sie will
       außerdem enger mit den Behindertenorganisationen kommunizieren und
       unterstützt das Anliegen, dass sich Menschen mit Behinderungen im Rundfunk
       wiederfinden. Wir haben auch ganz offen über Gebärdensprachdolmetscher
       geredet, allerdings ist dies bei vielen Zuschauern ohne Hörverlust leider
       noch nicht etabliert.
       
       Wie steht die Berliner CDU-Fraktion zum Antrag der SPD? 
       
       Es gibt den Wunsch, dass es einen gemeinsamen Antrag von CDU und SPD gibt,
       der relativ schnell ins Parlament eingebracht werden soll. Derzeit berät
       die Fraktion darüber.
       
       8 Nov 2012
       
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