# taz.de -- Verbraucherschutz fürs Smartphone: Die App wird's nicht richten
       
       > 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll.
       > Doch was sich Ministerin Aigner dagegen ausgedacht hat, wird das Problem
       > nicht beheben.
       
 (IMG) Bild: „Zu gut für die Tonne“: Rezepte für gammelige Salatblätter und übrig gebliebene Tomaten
       
       BERLIN taz | Die Lösung wartet zwischen Brot, Butter und Birnen in Körben,
       ordentlich aufgestapelter Bio-Schlagsahne und Nachtisch auf einem weißen
       Teller, über dessen Rand schnell noch mal eine junge Frau in Schürze
       gewischt hat. Soll ja alles perfekt aussehen in dem Kochstudio, dessen
       Kulisse sich Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) ausgesucht hat.
       Dabei sind frische, perfekt aussehende Lebensmittel das Gegenteil dessen,
       um was es Aigner hier geht. Um Verschwendung. Von Lebensmitteln. Und darum,
       was man dagegen tun kann.
       
       Das Thema hat in den Lehrplänen der Schulen keinen Platz, das Elternhaus
       versagt und die Politik scheut sich einzugreifen. Darum soll nun eine App
       helfen, ein Miniprogramm fürs Smartphone. Die sind beliebt bei Ministerien,
       es gibt bereits eine ganze Reihe: eine [1][Baby-App vom
       Familienministerium], eine [2][Kfz-Steuer-App vom Finanzministerium] und
       eine [3][Waldfibel-App vom Verbraucherschutzministerium.] Nun also eine,
       bei der man sich zumindest Gedanken über den Namen gemacht hat: „Der kleine
       Lebensmittelretter“.
       
       Die Funktionen, die Aigner zwischen Birnen und Nachtisch vorstellt, sind,
       nun ja, simpel: Rezepte, Infos zu Zutaten, Tipps zur Haltbarkeit. Die
       Ministerin muss sich das mit der Lebensmittelverschwendung ungefähr so
       vorstellen: Da steht abends die Familie vor dem Kühlschrank und überlegt:
       Wir haben noch angegammelte Möhren, abgelaufene Sahne und Reis von
       vorgestern – hätten wir doch nur jemanden, der uns sagt, was wir daraus
       kochen können! Oder ließen sich in eine Suchmaschine einfach die drei
       Zutaten eingeben und schon erhält man Rezepte im Dutzend – Moment, das
       geht? Und trotzdem werden tonnenweise Lebensmittel weggeworfen? Wie kann
       das sein?
       
       ## Bloß keinem wehtun
       
       Eine App ist bequem: ein bisschen Information für den Verbraucher, so, dass
       es niemandem wehtut. Nicht der Lebensmittelindustrie, die sich mal kritisch
       mit Sinn und Unsinn des Mindesthaltbarkeitsdatums auseinandersetzen müsste.
       Nicht den Großverbrauchern wie Hotels, die täglich Reste der Büfetts
       entsorgen. Nicht den Handelsketten, die von ihren Bäckern verlangen, dass
       auch bis kurz vor Ladenschluss die volle Auswahl des Brot- und
       Brötchensortiments vorhanden ist. Und nicht von den Verbrauchern selbst,
       die das eigentlich ganz gerne sehen.
       
       Wenn es unbedingt eine App sein muss, hätte Aigner mal den ebenfalls
       anwesenden Koch Christian Rach, bekannt als Restauranttester, im Vertrauen
       nach den Hygienebedingungen in so manchen Lokalen fragen sollen. Da ließe
       sich mit einer App tatsächlich ein Problem lösen – wenn die Ergebnisse der
       letzten Kontrollen von den Behörden ins Netz gestellt und so aufs Handy
       kommen würden. Aber das wäre wohl schon wieder zu viel Information.
       
       21 Nov 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/familie,did=175978.html
 (DIR) [2] http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Service/allgemeines/Digitale-Angebote.html
 (DIR) [3] http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Wald-Jagd/Waldfibel-node.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
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