# taz.de -- Preisabsprachen beim Schienenverkauf: Korrupt wie Kruppstahl
       
       > Deutschlands größter Stahlproduzent ThyssenKrupp verkaufte jahrelang
       > überteuerte Schienen an die Bahn. Offenbar wusste die Bahn davon, schritt
       > aber nicht ein.
       
 (IMG) Bild: Das könnten überteuerte Schienen sein.
       
       BERLIN dpa/rtr/taz | Jahrelang hat sich der Stahlkonzern ThyssenKrupp mit
       Konkurrenten illegal abgesprochen, um überteuerte Schienen an die Deutsche
       Bahn zu verkaufen. Beide Konzerne lässt der Skandal nicht zur Ruhe kommen.
       
       Nach einem Bericht des Handelsblatts wusste die Bahn bereits seit dem Jahr
       2000 von dem sogenannten Schienenkartell, nicht wie bisher angenommen seit
       vergangenem Jahr. Die Zeitung zitierte aus dem Brief eines Bahn-Anwalts an
       die Staatsanwaltschaft vom August 2000, wonach Unterlagen sichergestellt
       wurden, „die eindeutig auf Preisabsprachen zu dem Einkauf von Schienen
       hinweisen“.
       
       Das Schreiben nenne die später überführten Kartellsünder ThyssenKrupp und
       den österreichischen Stahlkonzern Voestalpine. ThyssenKrupp ist vom
       Bundeskartellamt zu einem Bußgeld von 103 Millionen Euro verurteilt worden.
       Die Verluste für die Bahn werden laut Handelsblatt auf eine Milliarde
       Dollar geschätzt – die Bahn klagt jetzt zusätzlich auf Schadenersatz.
       
       Hätte die Bahn allerdings wirklich seit dem Jahr 2000 über die Absprachen
       Bescheid gewusst, könnte das die Klage hinfällig machen, zum Leidwesen der
       Steuerzahler, denn die Bahn ist im Besitz des Bundes. Die Bahn selbst
       erklärte allerdings in einer Stellungnahme, sie habe damals „alles ihr
       Mögliche getan, um zur Aufklärung von Straftaten in diesem Zusammenhang
       beizutragen“. Doch habe selbst die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main
       keinen hinreichenden Tatverdacht gegen die Stahlkonzerne gesehen.
       
       ## Klage gegen einen Manager geplant
       
       Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung will ThyssenKrupp einen
       früheren Manager verklagen, weil er sich an den verbotenen Preisabsprachen
       beteiligt haben könnte. Es geht um die 103 Millionen Euro Schadenersatz,
       die das Unternehmen nun von dem Manager fordert. ThyssenKrupp-Chef Heinrich
       Hiesinger will mit der Millionenklage Zugriff auf die
       Haftpflichtversicherung des Exmanagers erlangen. Außerdem wolle er ein
       klares Signal an die Beschäftigten geben, dass Fehlverhalten nicht mehr
       akzeptiert werde.
       
       Der Konzern ist von weiteren Skandalen erschüttert: Gescheiterte
       Milliarden-Investitionen sollen für tiefrote Zahlen sorgen, die am Dienstag
       bekannt gegeben werden sollen. Dann soll auch die Entlassung von drei
       Vorständen besiegelt werden. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen
       und Aktionäre forderte angesichts der Misere Aufsichtsratschef Gerhard
       Cromme zum Rücktritt auf.
       
       10 Dec 2012
       
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