# taz.de -- Kommentar EU und Ratingagenturen: Europa ohne Mut
       
       > Die dritte Reform seit Beginn der Finanzkrise ist einmal mehr nur
       > Stückwerk. „Triple-A“ bleibt, das Ramschniveau auch und das Quasi-Monopol
       > ebenfalls.
       
       Wer die Macht der Ratingagenturen spüren möchte, muss nur einmal die
       Eurogruppe besuchen. Deutschland gibt dort den Ton an, na klar. Aber immer
       wieder stützt sich Finanzminister Schäuble auf seine Kollegen aus Finnland
       und den Niederlanden. Warum? Ganz einfach: Weil diese Länder noch das
       „Triple-A“ der Ratingagenturen haben. Berlin, Den Haag und Helsinki
       genießen höchste Bonität an den Märkten und maßen sich deshalb an, den
       Bürgern zu sagen, wo der Hammer hängt.
       
       Daran wird sich [1][auch mit der jüngsten Reform der Ratings] nichts
       ändern, die am Mittwoch im Europaparlament angenommen wurde. Denn sie
       ändert weder etwas an den begehrten „Triple-A“ (sie werden lediglich durch
       ein neues System ergänzt) noch an der Herabstufung ganzer Länder auf
       Ramschniveau.
       
       Sie bricht auch nicht das Quasi-Monopol der großen drei US-amerikanischen
       Firmen. Denn dafür hätte man Moody’s & Co. zumindest eine europäische
       Agentur entgegensetzen müssen. Doch dazu fehlte der EU der Mut, wieder
       einmal.
       
       Die dritte Reform seit Beginn der Finanzkrise ist einmal mehr nur
       Stückwerk. Sie fällt sogar noch hinter die bescheidenen Ambitionen des
       zuständigen EU-Kommissars Barnier zurück. Der hatte vorgeschlagen,
       wenigstens die mit Milliardenkrediten gestützten Krisenstaaten vor der
       Willkür der Ratings zu schützen. Doch daraus wurde nichts.
       
       Immerhin soll künftig verhindert werden, dass die Agenturen ganz offen
       Politik machen. Sie sollen ihre Noten nicht mehr unmittelbar vor wichtigen
       EU-Gipfeln geben, sondern sich an feste Termine halten. Zudem wird eine
       Haftung für grob fahrlässige Fehlurteile eingeführt. All das ist zu
       begrüßen. Doch es reicht nicht. Immerhin sieht dies auch das
       Europaparlament so – und fordert Nachbesserung. Vielleicht gelingt die
       überfällige Reform ja im vierten Anlauf?
       
       16 Jan 2013
       
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