# taz.de -- Oberleutnant über Migranten in Uniform: „Die Bundeswehr ist heute bunt“
       
       > Oberleutnant Dominik Wullers sieht Rassismus in der Armee konsequent
       > verfolgt. Sein eigenes Beispiel würde zeigen: Migranten haben dort gute
       > Aufstiegschancen.
       
 (IMG) Bild: Die Deutsche Marine führt in Beirut das UNIFIL-Kommando. Im Bild: Die Übergabezeremonie im Jahr 2006
       
       taz: Herr Wullers, was wissen Sie über den [1][Zwischenfall auf einem
       Bundeswehr-Schnellboot] im Hafen von Beirut? Dort sollen mindestens vier
       Marinesoldaten einen Vorgesetzten gefesselt und gequält haben. 
       
       Dominik Wullers: Wir verfolgen den Fall natürlich aufmerksam. Wir können
       ihn aber noch nicht bewerten.
       
       Die Bundeswehr hat ein ausländerfeindliches Motiv jetzt schon
       ausgeschlossen. Wie finden Sie das? 
       
       Zusammenhalt und Integration haben in der Bundeswehr einen höheren
       Stellenwert als anderswo. Wir haben deshalb keinen Grund zu der Annahme,
       dass das Verteidigungsministerium unwahre Informationen heraus gibt.
       
       Die vier Täter wurden nach Deutschland zurück geschickt, der Fall an die
       Staatsanwaltschaft übergeben. Reicht das? 
       
       Nach dem Wehrstrafgesetz werden Angriffe auf Vorgesetzte mit einer
       Freiheitsstrafe von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren bestraft. Ich
       habe volles Vertrauen in die Institutionen der Bundeswehr und den deutschen
       Rechtsstaat, dass dieser Fall konsequent verfolgt wird.
       
       Wie häufig kommt es in der Bundeswehr zu Angriffen auf Vorgesetzte? 
       
       Dazu liegen mir keine Erkenntnisse vor - und da ich nicht in der Marine
       bin, kann ich auch nicht sagen, welche Rolle die besondere Situation auf
       kleinem, engen Raum wie auf einem Boot gespielt haben könnte.
       
       Ist Rassismus in der Bundeswehr ein Problem? 
       
       Rassismus ist in der gesamten Gesellschaft ein Problem. Er wird in der
       Bundeswehr aber konsequent verfolgt. Natürlich bin ich auch in der
       Bundeswehr schon mal Rassismus begegnet - aber deutlich weniger als sonst
       in der Gesellschaft. Die Bundeswehr ist meines Wissens auch die einzige
       Institution, die mit dem MAD einen eigenen Geheimdienst unterhält, der
       rechtsradikale Gesinnungen verfolgt. Diese werden auch entsprechend
       geahndet.
       
       Seit wann und warum gibt es Ihren Verband? 
       
       Wir haben uns 2010 gegründet, als Thilo Sarrazin das Stereotyp vom
       prügelnden, radebrechenden Migrantenjugendlichen verbreitete und dafür viel
       Applaus bekam. Wir als Soldaten haben geschworen, dieses Land mit unserem
       Leben zu verteidigen - und waren uns einig, dass wir das so nicht stehen
       lassen konnten, sondern dem etwas entgegen setzen mussten.
       
       Wie hoch ist der Anteil von Soldaten mit Migrationshintergrund in der
       Bundeswehr? 
       
       Der Anteil entspricht in etwa dem gesellschaftlichen Durchschnitt - das hat
       eine Studie des ehemaligen sozialwissenschaftlichen Instituts der
       Bundeswehr aus dem Jahr 2011 ergeben.
       
       Solche Fälle wie jetzt finden in der Öffentlichkeit stets große
       Aufmerksamkeit. Das nährt doch gerade auch unter Migranten das Eindruck,
       die Bundeswehr habe ein gravierende Rassismus-Problem, oder? 
       
       Das stimmt. Wir haben als Verband Umfragen unter Migranten gemacht und
       dabei fest gestellt, dass etwa in manchen muslimischen Gemeinden
       diesbezüglich noch viele Vorurteile über die Bundeswehr vorherrschen. Aber
       die Bundeswehr hat sich gewandelt: sie ist heute bunt.
       
       Was hat Sie persönlich zur Bundeswehr verschlagen? 
       
       Meine Familie ist eher pazifistisch. Ich dagegen habe mich schon früh für
       die Armee interessiert und mich auch ein wenig aus Trotz für den Wehrdienst
       entschieden. Die Bundeswehr hat mir geholfen, Selbstbewusstsein und Ehrgeiz
       zu entwickeln und meinen Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden.
       
       Gibt es gleiche Aufstiegsschancen für Migranten? 
       
       Ich selbst bin in meiner zehnjährigen Dienstzeit keinerlei strukturellem
       Rassismus begegnet. Im Gegenteil: Ich konnte in Westpoint und Harvard
       studieren und die Bundeswehr hat mich darin unterstützt, meine Dissertation
       zu schreiben. Ich weiß nicht, ob mir irgendeine andere Institution solche
       Möglichkeiten eröffnet hätte.
       
       Betrachten Sie die Bundeswehr also gar als ein Vorbild? 
       
       Die Bundeswehr bemüht sich. Klar gibt es, wie überall, Fehler und
       Unzulänglichkeiten. Aber ich würde schon sagen, dass sie teilweise
       Modellcharakter hat.
       
       27 Feb 2013
       
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