# taz.de -- Syrische Opposition: Hitto wird Interimspremier
       
       > Der IT-Fachmann ist am Montag von Regimegegnern in Istanbul zum
       > Ministerpräsidenten gewählt worden. Seine Regierung soll in den
       > „befreiten Gebieten“ Syriens sitzen.
       
 (IMG) Bild: Stehen hinter Hitto: Syrische Regimegegner am Montag in Istanbul
       
       ISTANBUL dpa | Der Regimekritiker Ghassan Hitto ist von der syrischen
       Opposition zum Ministerpräsidenten einer Übergangsregierung gewählt worden.
       Das berichtete die oppositionelle syrische Muslimbruderschaft nach der
       Abstimmung in Istanbul in der Nacht zum Dienstag. Der aus Damaskus
       stammende Hitto ist Jahrgang 1963. Er hat eine Karriere als IT-Fachmann
       hinter sich.
       
       Er hatte in den vergangenen Jahren mit seiner Familie in den USA gelebt und
       war erst vor kurzem in die Türkei umgezogen, um sich der Hilfe für die
       syrischen Flüchtlinge und Vertriebenen zu widmen. Die Oppositionellen, die
       seit Montagmorgen in einem Hotel tagten, erklärten, die von Hitto zu
       bildende Regierung werde ihren Sitz in den „befreiten Gebieten“ Syriens
       haben.
       
       Die Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad hatten lange darüber
       gestritten, ob jetzt schon der richtige Zeitpunkt für die Bildung einer
       eigenen Regierung gekommen sei. An der Abstimmung über den Regierungschef
       nahm die Führungsriege der Nationalen Syrischen Koalition unter Leitung von
       Muas al-Chatib teil. Die Mitglieder der oppositionellen Koalition durften
       sich nicht um den Posten bewerben.
       
       Militärisch spitzte sich die Lage am Montag erneut zu. Rebellen feuerten
       nach eigenen Angaben mehrere Granaten auf den Präsidentenpalast in Damaskus
       ab. Laut Augenzeugen schlugen sie jedoch nicht im Palast, sondern in einem
       angrenzenden Garten ein. Syrische Kampfjets bombardierten erstmals ein
       Gebiet im benachbarten Libanon. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen
       schlugen zwei Raketen in einem unbewohnten grenznahen Gebiet in der
       Bekaa-Ebene ein.
       
       ## Studentin zu Tode gefoltert
       
       Der Montag war für die Regimegegner ein historisches Datum. Am 18. März
       2011 hatte es in der Provinz Daraa die ersten Massenproteste gegen Assad
       gegeben. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter erklärte, sie
       habe seither 59.584 Tote gezählt. Die Dunkelziffer und die Zahl der
       Verschwundenen sei jedoch hoch, so dass die Zahl insgesamt wohl bei über
       72.000 liegen dürfte. Regimegegner zählten am Montag landesweit 59 Tote.
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief aus Anlass des zweiten Jahrestags die
       Konfliktparteien erneut zu einer politischen Lösung auf, solange noch Zeit
       sei, eine völlige Zerstörung Syriens abzuwenden. Ban verlangte von dem in
       der Syrien-Frage weiterhin zerstrittenen UN-Sicherheitsrat, zu einer
       gemeinsamen Haltung zu kommen und den Vermittler Lakhdar Brahimi voll zu
       unterstützen.
       
       Mehrere Studenten wurden am Montag nach Angaben von Aktivisten in der
       Wohnanlage der Universität von Damaskus festgenommen, nachdem dort
       regimekritische Flugblätter verteilt worden waren. Am Vortag hatten
       Kritiker des Regimes von Präsident Baschar al-Assad mitgeteilt, die
       Studentin Rehab Mohammed al-Allawi sei in einem Gefängnis der
       Sicherheitskräfte zu Tode gefoltert worden. Wie die regimekritische Website
       All4Syria meldete, gab es auch in der Abderrahman-Al-Kawakibi-Oberschule im
       Stadtteil Al-Midan Festnahmen.
       
       19 Mar 2013
       
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