# taz.de -- Urteil im Suhrkamp-Streit: Barlach erhält 2,2 Milllionen Euro
       
       > Das Frankfurter Landgericht hat den Suhrkamp Verlag zu einer
       > Millionenzahlung an die Medienholding AG Winterthur verurteilt. Weitere
       > Prozesse sind anhängig.
       
 (IMG) Bild: Der Suhrkamp Verlag steht programmatisch seit drei Jahren besser da als je zuvor seit dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld.
       
       Während irgendwelche Menschen sich gerade heftig darum bemühen, die beiden
       Suhrkamp-Eigner zu versöhnen oder zumindest an einen Tisch zu bekommen, ist
       am Mittwoch ein Urteil gefallen, dass [1][den Graben] zwischen beiden
       Parteien vertiefen wird. Das Landgericht Frankfurt am Main hat den Suhrkamp
       Verlag dazu verurteilt, knapp 2,2 Millionen Euro an die Medienholding AG
       Winterthur, die eine Suhrkamp-Gesellschafterin, zu zahlen, eine Summe, die
       sich aus dem Bilanzgewinn für das Jahr 2010 ergibt.
       
       Die Mehrheitsgesellschafterin des [2][Verlags], die Siegfried und Ulla
       Unseld Familienstiftung, die unter der Leitung von Ulla Unseld-Berkéwicz
       steht, die gleichzeitig Geschäftsführerin des Suhrkamp Verlags ist, wollte
       jedoch dem Verlag dieses Geld nicht entzogen sehen. Daher hatte der Verlag
       die Auszahlung verweigert.
       
       Der Hamburger Kaufmann Hans Barlach, der der Medienholding vorsteht, wollte
       aber seinen Anteil. Er musste die Auszahlung auf dem Klageweg erwirken. Das
       Gericht entschied nun, dass der Verlag der Medienholding den Gewinnanteil
       aus dem Verkauf des Frankfurter Verlagsgebäudes und des Verlagsarchivs
       unmittelbar hätte überweisen müssen.
       
       Barlach konnte eine dementsprechende Vereinbarung vorweisen. Der Suhrkamp
       Verlag wiederum wollte mit dem durch die Verkäufe erwirtschafteten Geld
       sowie durch den Umzug nach Berlin im Jahr 2010, der diese Verkäufe erst
       ermöglicht hatte, den Verlag restrukturieren. Das ist der Geschäftsführung
       auch gelungen, der Suhrkamp Verlag steht programmatisch seit drei Jahren
       besser da als je zuvor seit dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried
       Unseld.
       
       ## Unüberwindbare Differenzen der Gesellschafter
       
       Allerdings um welchen Preis! Seit die Medienholding von Hans Barlach
       übernommen wurde, liefern sich der Kaufmann und Ulla Unseld-Berkéwicz einen
       [3][erbitterten Kampf], in dem niemand nachgenen will.
       
       In einem zweiten Prozess, der zur Zeit läuft, ist Unseld-Berkéwicz als
       Geschäftsführerin abgesetzt worden, allerdings in Berufung gegangen, in
       einem dritten Prozess geht es darum, ob der Verlag vielleicht sogar
       zerschlagen werden muss angesichts der unüberwindbaren Differenzen zwischen
       den Gesellschaftern. Beide Parteien haben sich jeweils auf gegenseitigen
       Ausschluss aus dem Unternehmen verklagt.
       
       Diese Soap Opera basiert auf einem Konflikt, wie er krasser nicht sein
       könnte. Die Schriftstellerin Unseld-Berkéwicz, die Witwe des
       Verlagspatriarchen Siegfried Unseld, hat dessen Platz eingenommen, sie
       versteht sich sowohl als Geschäftsfrau als auch als Sachwalterin der
       Künste, sie ermöglicht ihren Autorinnen und Autoren Bücher und Projekte,
       die in anderen vergleichbar großen Häusern längst nicht mehr möglich wären.
       
       Auf der anderen Seite steht Barlach, der kaufmännisch denkt, an Literatur –
       so lassen seine Äußerungen schließen – desinteressiert ist, und eben
       möglichst viel Geld verdienen möchte. Das mag man missbilligen. Aber es ist
       sein gutes Recht. Unseld-Berkéwicz, der ihr Haus wohl mehr bedeutet als
       ihm, muss also eine Lösung finden. Mit ihm zusammen.
       
       20 Mar 2013
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Sundermeier
       
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