# taz.de -- Neue Chefin bei Gruner+Jahr: Königin Julia
       
       > Julia Jäkel wurde zur alleinigen Chefin des Medienkonzerns Gruner+Jahr
       > gekürt. Es gibt Parallelen zur Personalentwicklung beim „Spiegel“.
       
 (IMG) Bild: Ohne Krone und Zepter: Verlagskönigin Julia Jäkel
       
       Ove Saffe, der Geschäftsführer des Spiegel-Verlags, hat am Mittwoch
       möglicherweise ein Dankesgebet in Richtung des Gesellschafters Gruner +
       Jahr (G + J) geschickt. Indem der Aufsichtsrat des Unternehmens, das mit
       25,5 Prozent am Spiegel beteiligt ist, den Vorstand umbaute und die erst im
       September ins Leitungsgremium aufgerückte Julia Jäkel zur alleinigen Chefin
       kürte, lenkte er zumindest für kurze Zeit von den Personaldebatten rund ums
       Nachrichtenmagazin ab.
       
       Parallelen zwischen den Personalentscheidungen beim Spiegel und bei Gruner
       + Jahr gibt es einige. Bei dem Montagsblatt wurde eine Doppelspitze unter
       anderem abgesägt, weil sich die beiden Führungskräfte nicht auf eine
       gemeinsame Online-Strategie einigen konnten.
       
       Bei dem verbandelten Verlag beendete man das Experiment mit einer
       Dreierbande aus gleichberechtigten Vorstandsleuten – und begründete den
       Austausch von Torsten-Jörn Klein (Ausland) und Achim Twardy (Finanzen)
       gegen Stephan Schäfer und Oliver Radtke damit, dass „die Transformation zu
       einem auch digital führenden Medienunternehmen“ eine „Neuordnung des
       Managements“ erfordere, wie es Thomas Rabe, der Chef der Verlagsmutter
       Bertelsmann formulierte.
       
       Das Revirement könnte auch Einfluss haben auf die Findung des neuen
       Spiegel-Chefredakteurs. Für die Spiegel-Beteiligung war bisher Twardy
       zuständig. Die Funktion wird nun wohl Königin Julia übernehmen. Dass der
       spröde hanseatische Kaufmannstyp Twardy, der immer wie eine wohltuende
       Ergänzung wirkte zu einem Dicke-Hose-Boss wie Bernd Buchholz oder einem
       aalglatten Mufti wie dessen Vorgänger Bernd Kundrun, nun gehen muss, kann
       man als Bruch mit der jüngeren Verlagsgeschichte empfinden.
       
       ## Digitale Defizite
       
       Die nun von Rabe und Jäkel verkündete Digitaloffensive klingt kaum
       verheißungsvoll. Ende des vergangenen Jahres hätte G + J die Chance gehabt,
       digital Akzente zu setzen, indem es die Financial Times Deutschland als
       reine Online-Ausgabe weiterführt. Anders als etwa bei Burda gibt es im
       neuen Vorstand erstaunlicherweise kein Mitglied, das explizit fürs Digitale
       zuständig ist.
       
       Neben dem Machtzuwachs für Jäkel ist der Karrieresprung des Journalisten
       Schäfer bemerkenswert. Er soll im Vorstand für „Produkte“ verantwortlich
       sein. Klingt immerhin ehrlich. „Der Vorstand Produkt unterscheidet sich in
       vielerlei Hinsicht von einem journalistischen Vorstand“, betont G + J, weil
       Schäfer auch für sogenannte Communities of Interest zuständig sein wird.
       
       Schäfer hält man bei G + J offenbar für einen, der nicht nur übers Wasser
       gehen, sondern dort entlangsprinten kann wie Usain Bolt und nebenbei Fische
       fängt. Ein knappes halbes Jahr ist es erst her, dass er vom fünffachen
       Chefredakteur zum Geschäftsführer der Verlagsgruppe Life (Fußball, Frauen,
       Futtern) befördert wurde.
       
       Dies hat es mit sich gebracht, dass er nur noch als zweifacher
       Chefredakteur – bei Brigitte und Schöner Wohnen – agieren konnte. Im Zuge
       seines aktuellen Aufstiegs wird er den Geschäftsführerposten behalten, die
       anderen Jobs werden frei. Ob das eine gute Nachricht für arbeitslose
       Führungskräfte ist oder G + J das Problem intern löst, ist noch unklar.
       
       11 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Martens
       
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