# taz.de -- Hungerstreik in Israel: Hartnäckiger Gefangener
       
       > Der Palästinenser Samir Issawi verweigert seit August 2012 jede feste
       > Nahrung. Er kämpft für seine Freilassung aus dem Gefängnis
       
 (IMG) Bild: Posterboy: Portrait von Samir Issawi auf einer Demonstration in Ramallah.
       
       JERUSALEM taz | Seit Anfang August letzten Jahres verweigert Samir Issawi
       die Aufnahme fester Nahrung. In Wasser aufgelöste Mineralien und Vitamine
       halten den 33-jährigen Palästinenser am Leben, der mit dem Hungerstreik
       seine Entlassung aus dem Gefängnis erzwingen will.
       
       Ein „atmendes Skelett“ nennt er sich selbst in einem Appell an Israels
       Intellektuelle und Linke. Das Skelett, das „vor Hunger erstickt“, wie er
       schreibt, stand im Mittelpunkt des Tags der Häftlinge, den die
       Palästinenser am Mittwoch begingen.
       
       Für 26 Jahre schickten israelische Richter den Ostjerusalemer Issawi 2002
       hinter Gitter. Mehrere versuchte Mordanschläge werden ihm zur Last gelegt,
       Waffenbesitz und seine Mitgliedschaft in einer „Terrorgruppe“, der
       Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas (PFLP).
       
       ## Nach der Freilassung erneut verhaftet
       
       Neun Jahre später gehörte Issawi zu den Häftlingen, die im Tausch für den
       entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit auf freien Fuß kamen, nur um
       nach wenigen Monaten erneut verhaftet zu werden. Israel wirft ihm vor,
       entgegen der im Rahmen der Amnestie vereinbarten Regelungen von
       Ostjerusalem ins Westjordanland gereist zu sein. Nun droht ihm das Absitzen
       seiner ursprüngliche Haftstrafe.
       
       „Ich werde nicht auf einen neuen Schalit warten, um freizukommen“, schrieb
       Issawi kurz nach seiner Verhaftung. Israel verweigert ihm die Entlassung
       nach Hause, würde aber einer Ausweisung nach Gaza oder ins Ausland
       zustimmen, was wiederum Issawi ablehnt. In Jerusalem herrscht die Sorge,
       dass ein Häftlingstod neue Unruhen im Westjordanland auslösen wird.
       
       Issawi ist der letzte von vier palästinensischen Langzeithungerstreikenden.
       Zwei beendeten ihren Streik im Februar, ein Dritter stimmte zu, die
       nächsten zehn Jahre in Gaza zu leben. „Ich werde zufrieden sterben“,
       schrieb Issawi, der im Krankenhaus intravenös versorgt wird.
       
       Sein Appell an Israels Linke stieß auf offene Ohren. „Wir lesen mit Schmerz
       über deinen Hungerstreik“, schrieben mehrere Autoren, darunter Amos Oz und
       Abraham B. Jehoschua, die ihn bitten, den Streik abzubrechen. Ein
       Selbstmordakt würde nur „die Tragödie und Verzweiflung des Konflikts
       zwischen den beiden Völkern“ weiter verschärfen.
       
       18 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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