# taz.de -- Die Wahrheit: Kleine Missverständnisse
       
       > Bei Auslandsreisen kann es aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse durchaus
       > zu dem einen oder anderen peinlichen Missverständnis kommen.
       
 (IMG) Bild: Einmal im Jahr wird das berühmte Gebräu aus seinen Grundstoffen gewonnen und zusammengerührt
       
       Wenn man ins Ausland reist, muss man auf der Hut sein. Es kann aufgrund von
       Sprachproblemen leicht zu Missverständnissen kommen. Dass ein englischer
       „undertaker“ kein Unternehmer und ein deutsches Handy kein Mobiltelefon
       ist, dürfte inzwischen bekannt sein. Vorsicht ist aber geboten, wenn einem
       Kneipenbekanntschaften scheinbar hilfreich einen Satz in ihrer Sprache
       beibringen: Statt die nächste Runde zu bestellen, macht man der Kellnerin
       unwissentlich einen obszönen Antrag. Das ist lustig, finden die
       Einheimischen.
       
       So manches Unternehmen kann ein Lied davon singen, wenn es seine
       Produktnamen nicht überprüft hat. Mitsubishis Geländewagen Pajero heißt auf
       Spanisch „Wichser“ und musste für den Verkauf in spanischsprachigen Ländern
       umbenannt werden. Vauxhalls Nova erging es nicht besser, denn „no va“
       bedeutet im Spanischen „geht nicht“. Fords Modell Pinto löste in Brasilien
       Gelächter aus, denn Pinto sind dort winzige männliche Genitalien. Das
       finnische Frostschutzmittel „Super-Piss“ wollte in Großbritannien niemand
       kaufen. Wenig verkaufsfördernd ist auch der Name von Ikeas Toilettensitzen.
       Sie heißen „Viren“.
       
       Dabei muss man als englischsprachiger Mensch gar nicht in fremde Länder
       reisen, das Englische bietet genug Gelegenheiten für Peinlichkeiten. Als
       der irische Künstler John Byrne in den achtziger Jahren in London lebte,
       spielte er in seiner Freizeit gerne Poolbillard. Bei dem Spiel mit den
       bunten Kugeln gibt es den Begriff „Keeper“, also Torwart, wenn eine Kugel
       an den Kanten des Lochs hin und her springt, ohne hineinzufallen. Dann
       besiegte Irland bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland den
       Erzrivalen England dank einer sensationellen Leistung des irischen
       Torhüters Packie Bonner, und fortan hieß der Poolbillard-Keeper bei Iren
       nur noch „Packie“. In London hatte sich der Begriff freilich nicht
       durchgesetzt, und als Byrne bei einer Partie in Brixton „It’s a Packie“
       schrie, hatte er alle Mühe, den vier Pakistanis, die ihm an den Kragen
       wollten, den Unterschied zwischen „Paki“ und „Packie“ zu erklären.
       
       Mein Sohn Fionn war neulich mit einem Freund in Berlin. Der hat den
       Spitznamen „Juice“ – Saft. Wie er dazu kam, ist eine andere Geschichte.
       Jedenfalls bummelten die beiden durch die Stadt, als Fionn eine Gruppe von
       rund 40 Touristen sah, die den Ausführungen ihres Reiseleiters lauschten.
       Eine große Tafel wies darauf hin, dass an dieser Stelle Hitlers Bunker
       gestanden hatte. Fionn wollte seinen Freund darauf aufmerksam machen, doch
       der war schon 20 Meter vorausgegangen. So brüllte Fionn seinen Namen und
       zeigte in Richtung der Touristen. Der Reiseleiter verstummte, und 41
       Augenpaare starrten auf den jungen Mann, der auf sie zeigte und
       vermeintlich „Jews“ – „Juden“ – schrie. In dem Moment wurde Fionn klar,
       dass es sich um eine Reisegruppe aus Israel handelte. So trat er den
       geordneten Rückzug an, denn ein Vortrag über den Unterschied zwischen
       scharfem und weichem s schien ihm zu diesem Zeitpunkt wenig
       erfolgversprechend.
       
       5 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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