# taz.de -- 50 Jahre Afrikanische Union: Die Suche nach Unabhängigkeit
       
       > Die Afrikanische Union feiert ihr Einheitsstreben mit einem Bekenntnis
       > zum eigenfinanzierten militärischen Eingreifen. Und übt Kritik an der
       > internationalen Justiz.
       
 (IMG) Bild: Südafrikas Präsident Zuma (rechts) im Gespräch mit seinem Amtskollegen al-Bashir aus dem Sudan.
       
       BERLIN taz | Afrika soll sich aus Abhängigkeit von Geldgebern lösen: Dieser
       Wille dominierte die Beratungen der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens
       Hauptstadt Addis Abeba, die am Montag zu Ende gingen. Anlass war der 50.
       Gründungsjahrestag des AU-Vorgängers OAU (Organisation für Afrikanische
       Einheit) am Samstag, auf den ein Staatengipfel folgte.
       
       Herausragendes Beispiel: eine neue panafrikanische Eingreiftruppe, deren
       Gründung AU-Friedenskommissar Ramtane Lamamra am Montag beim Abschluss
       verkündete. Anders als die schon lange beschlossene „Standby Force“
       (Reservetruppe), die es in Wirklichkeit nicht gibt, soll die neue
       Eingreiftruppe „sofort und übergangsweise“ auf freiwilliger Basis aufgebaut
       werden: Südafrika, Uganda und Äthiopien hätten sich als erste
       Truppensteller gemeldet, so Lamamra. Weil bisherige afrikanische
       Eingreiftruppen meist an der Finanzierung scheitern, sollen die
       Truppensteller ihre Kontingente jetzt selbst bezahlen.
       
       Die drei Länder sind kriegserfahren. Ugandische Truppen kämpfen in Somalia
       im AU-Rahmen gegen Islamisten, äthiopische ohne AU-Rahmen. Südafrikaner
       wurden jüngst in der Zentralafrikanischen Republik von Rebellen besiegt und
       bilden jetzt den Kern einer neuen UN-Eingreiftruppe in der Demokratischen
       Republik Kongo.
       
       Ein weiteres Beispiel des afrikanischen Bestrebens nach mehr
       Eigenständigkeit: eine Forderung an den Internationalen Strafgerichtshof in
       Den Haag, das laufende Verfahren gegen Kenias neugewählten Präsidenten
       Uhuru Kenyatta und andere mutmaßliche Anstifter der blutigen politischen
       Gewalt Anfang 2008 einzustellen und an Kenias Justiz zurückzuverweisen.
       Dieser Beschluss der afrikanischen Staatschefs erfolgte auf Bitte Kenias
       und als Bestätigung eines bereits erfolgten AU-Außenminister-Beschlusses.
       
       ## 28 Verfahren gegen Afrikaner
       
       Ob die AU jetzt den Strafgerichtshof direkt darum bittet oder über den
       UN-Sicherheitsrat geht, blieb gestern offen. Klar war aber die Empörung
       unter Afrikas Mächtigen über die bisherige Arbeit des Weltgerichts: Der
       Strafgerichtshof „jagt Afrikaner“, sagte Äthiopiens Regierungschef Desalegn
       Hailemariam.
       
       Alle 28 laufenden Verfahren richten sich gegen Afrikaner, und die
       höchstrangigen Angeklagten sind neben Kenias Präsident der Expräsident der
       Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, und Kongos Exvizepräsident Jean-Pierre
       Bemba. Letztere sitzen gemeinsam in Den Haag in Untersuchungshaft.
       
       Aufrufe zu Selbstbewusstsein prägten auch die Festreden am Samstag, die
       allerdings weitgehend ohne Publikum stattfanden. So richtete Senegals
       neugewählter Präsident Macky Sall einen flammenden Appell an die
       afrikanische Jugend, „die Kraft unseres Kontinents“, und rief dann Afrika
       zur Einheit auf: „Jeder sollte sich als Afrikaner fühlen und erst danach
       als Südafrikaner, Senegalese oder Tunesier. Wir brauchen einen gemeinsamen
       Reisepass mit Bewegungsfreiheit von Kairo bis zum Kap. In 50 Jahren muss
       Afrika Gastarbeiter aufnehmen können.“
       
       27 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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