# taz.de -- Streisand in Israel: Mahnungen vor Freunden
       
       > Barbra Streisand sang zum 90. Geburtstag von Präsident Shimon Perez.
       > Danach kritisierte sie entwürdigende Momente der israelischen
       > Gesellschaft.
       
 (IMG) Bild: Barbra Streisand singt Israels Nationalhymne – Ex-US-Präsident Bill Clinton lauscht.
       
       Israels Präsident Shimon Peres sagte nach ihrem Gesang glücklich nur dies:
       „Das war es wert, 90 zu werden, um einmal diese starke Stimme zu hören.“
       Sein Dank bezog sich auf die Party zu seinen Ehren im Jerusalemer
       Konferenzzentrum – die vor Tagen noch durch die Absage des weltberühmten
       Physikers Stephen Hawking überschattet wurde.
       
       Der hatte sein Kommen zu dieser zum Präsidentengeburtstag parallelen
       Konferenz abgesagt, um gegen die israelische Politik in den besetzten
       Gebieten der Palästinenser zu protestieren. Celebrities kamen zum
       absichtlich politisch verstandenen Festakt selbst dennoch in Fülle – Tony
       Blair, Bill Clinton, Robert de Niro, Sharon Stone und per Videobotschaften
       auch noch Wladimir Putin, Barack Obama und Bono.
       
       Und eben die Streisand. Aus Berlin mit ihrer Privatmaschine kommend hatte
       sie schon am Flughafen von Tel Aviv erklärt, für Frieden und Gerechtigkeit
       in der Welt, insbesondere in Israel stets sich engagiert zu haben. Israel
       sei „ein strahlendes Leuchtfeuer der Hoffnung in der Welt“ – ein
       Überlebensort für Juden in aller Welt und ein grundsätzlicher Fluchtraum.
       
       Ob die Streisand, die als 71-jährige auf ein politisches Engagement für die
       Demokraten in ihrem Land von mehr als fünf Dekaden zurückblicken kann, ihre
       Fünfstädtetournee (London, Amsterdam, Köln, Berlin, Tel Aviv) mit Bedacht
       in Israel enden lassen wollte, um dem von ihr verehrten Simon Peres ein
       Ständchen zu geben, ist nicht überliefert.
       
       ## Tochter orthodox-jüdischer Eltern
       
       Aber es mutet so an: Bei der Geburtstagsfeier sang sie, Kind
       orthodox-jüdischer Eltern aus Brooklyn, New York City, nicht nur die
       israelische Nationalhymne mit, sondern auch das Lied, das so sehr ihr
       gehört wie keines sonst: „People“. Sowie auf besonderen Wunsch Peres'
       „[1][Avinu Malkeinu“, das Gebet über „Unsere Vorfahren]“.
       
       Der politische Höhepunkt dieser Aktivistin auch für Homorechte wie für das
       demokratisch-liberale Israel, war freilich ihre Rede zur Verleihung der
       Ehrendoktorinnenwürde der Hebräischen Universität Jerusalem. In ihr
       kritisierte sie cool und heftig entwürdigende Momente der israelischen
       Gesellschaft:
       
       „Ich weiß, es ist nicht leicht, die Dynamik dessen, was in einem fremden
       Land passiert, zu ermessen. Aber es ist erschütternd über Frauen in Israel
       zu lesen, die gezwungen werden, in Omnibussen hinten zu sitzen oder wenn
       ich von Frauen höre, denen man an der Klagemauer die Stühle weghaut, um sie
       am Gebet zu hindern, oder dass Frauen (in bestimmten Vierteln) nicht in der
       Öffentlichkeit singen dürfen.“ Still zu bleiben bei diesen Dingen bedeute,
       sie zu akzeptieren.
       
       Ultraorthodox-jüdische Israelis behindern Frauen an der Klagemauer, weil
       ihnen nur Männer als würdig genug gelten, Gott an dieser Stelle anzurufen;
       auch dürfen Frauen ihrem Verständnis nach keinen Gebetsschal tragen – davon
       abgesehen, dass sie die Geschlechter ohnehin, wie in Omnibussen, getrennt
       wissen wollen.
       
       ## „Menschen können in Frieden leben miteinander“
       
       Streisand, die sich nie nur begnügte, für die Demokraten Geld zu sammeln,
       sondern stets in Statements Partei ergriff, sagte vor jüdischen und
       arabischen Studierenden: „Ich wünschte, die Welt wäre viel mehr so wie hier
       auf den Fluren und Gängen der Hebräischen Universität. Menschen können in
       Frieden leben miteinander – ist doch klar.“
       
       Und wörtlich: „Juden und Araber sitzen gemeinsam in Klassenräumen, zusammen
       in der Caféteria und lernen bei den gleichen Professoren“ – wo sei das
       Problem? Morgen und Sonnabend tritt Barbra Streisand vor fast ausverkauften
       Rängen im Bloomfield Stadion in Tel Aviv auf.
       
       19 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://youtu.be/kD9xgP_6ilg
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Feddersen
       
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